ddp:
So ganz unproblematisch sind die «Meistersinger» ja nicht. Das
NS-Regime hat sich mit dieser Oper gefeiert...
Wagner: Stimmt schon, an einem Ort wie Bayreuth muss man das mit einbeziehen.
Allerdings ändert sich ja auch der Blick auf ein Werk im Laufe der Zeit.
Und mich interessiert bei den «Meistersingern» ein ganz aktueller
Blick. Sicher werde ich nicht die klassischen Erwartungen bedienen - das ist
klar.
ddp: Wie darf man sich das vorstellen?
Wagner: Ich deute das Werk ideologiekritisch. In den «Meistersingern» wird
eine Diskussion über Kunst geführt, über Tradition und Fortschritt.
Nürnberg, das ist für mich eine geistige Haltung, die für die
Tradition steht.
ddp: Nicht erst seit Adorno werden die «Meistersinger» immer wieder
mit dem Antisemitismus in Verbindung gebracht. Für Adorno war Beckmesser
- der unsympathische Verlierer - eine Judenkarikatur.
Wagner: Gerade bei Beckmesser gibt es ja so viele Interpretationen, unter anderen
die von Ernst Bloch. Der nähere ich mich sehr an. Den Beckmesser nehme
ich also sehr ernst, das ist ja auch musikalisch begründet.
Buhrufe
für Katharina Wagner bei Bayreuther Regiedebüt
Bayreuth - Das mit Spannung erwartete Bayreuther Regiedebüt von Katharina
Wagner mit der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg” ist beim
Publikum auf gespaltene Reaktionen gestoßen. Lautstarke und lang anhaltende
Buhrufe hallten durch das Festspielhaus, als sich die 29-jährige Tochter
und mögliche Nachfolgerin von Festspielleiter Wolfgang Wagner nach der
Premiere zeigte. Die Regisseurin erhielt aber auch ermutigenden Applaus. Wagner
will in ihrer Inszenierung das Aufeinanderprallen von Tradition und Fortschritt
zeigen.
Mittwoch, 25. Juli 2007, 23:36 © RZ-Online GmbH & dpa-infocom
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Empfang
nach der Premiere im Schloss
ohne Wolfgang Wagner