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Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Bode-Museum
23. Juni 2011
Leonardo da Vincis Meisterwerk kommt nach Berlin!
Bis zum 31. Oktober ist die Dame mit dem Hermelin das sensationelle Highlight der Ausstellung "Gesichter der Renaissance".
Nach langen Verhandlungen ist es den Veranstaltern gelungen, Leonardo da Vincis Gemälde "Dame mit dem Hermelin" als Highlight für die Groß-Ausstellung "Gesichter der Renaissance" im Berliner Bode-Museum zu gewinnen. Berlin ist eine der letzten Stationen im Ausland, die das Gemälde zeigen darf. Im Anschluss wird das Bild für 10 Jahre in Polen verbleiben.
Neben der weltweit gefeierten "Mona Lisa" hat Leonardo da Vinci (1452-1519) nur wenige andere Portraits gemalt. Die "Dame mit dem Hermelin" entstand 1489/90 und ist heute ein weltberühmtes Gesicht der Renaissance. Die kleine, 54 x 40 cm große Tafel ist von außerordentlicher Bedeutung, weil Leonardo darin bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts etwas fundamental Neues in der Portrait-Kunst erreicht.
Das Gemälde zeigt die junge Cecilia Gallerani, die Geliebte des Mailänder Herzogs Lodovico Sforza. Erleben Sie die geheimnisvolle Aura dieses kostbaren Werkes! Ein unmerkliches Lächeln umspielt die Lippen der Schönen. Hat ihr Geliebter soeben nach ihr gerufen? Und was bedeutet das Hermelin, dessen Fell Cecilia streichelt?
Während des Sozialismus war die Sammlung staatlich, doch 1991 erhielt die Familie ihren Besitz zurück. Danach überführte sie die Werke in eine Stiftung, während das Krakauer Nationalmuseum die Verwaltung dieser wichtigen Touristenattraktion behielt. Der Staat und der Prinz hatten also mitzureden, entsprechend kompliziert gestalteten sich die Verhandlungen für Weppelmann. Noch Anfang März verkündete der polnische Kulturminister Bogdan Zdrojewski, es werde wohl nichts mit der Leihgabe, das Bild sei zu fragil. Sechs Wochen später kam dann doch die Zusage, nachdem eine gemeinsame Sachverständigenkommission noch einmal über die konservatorischen Fragen diskutiert hatte. Unter strengen Sicherheitsauflagen, die Polen verlangt, soll das Bild an diesem Wochenende eintreffen. Allerdings wird die geheimnisvoll lächelnde Frau – es ist Cecilia Gallerani, die Geliebte des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza – Anfang November vorzeitig abreisen, um an der Leonardo-Schau in London teilzunehmen.
Renaissance in berlin
Die Ausstellung „Gesichter der Renaissance“ ist vom 25. August bis zum 20. November im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel zu sehen.
Das Bild im Bode-Museum zu sehen, ist eine ästhetische Sensation für jeden Kunstfreund. Eine Sensation ist es aber auch in historischer und politischer Hinsicht. Denn die „Dame mit dem Hermelin“ war unter schlimmen Umständen schon einmal am selben Berliner Ort, dem damaligen Kaiser-Friedrich-Museum. Nach dem Überfall auf Polen 1939 plünderten die Deutschen die Kunstschätze des Landes. Besonders hemmungslos war Hans Frank, der von Krakau aus das „Generalgouvernement“ leitete, Tausende von Polen ermorden ließ und den Genozid an den Juden organisierte.
Wie ein Renaissance-Fürst inszenierte sich Frank. Seinen Amtssitz auf dem Wawel, der alten Burg der polnischen Könige, stattete er pompös mit geraubten Kunstwerken und Antiquitäten aus. Auch die drei wertvollsten Bilder aus dem Czartoryski-Museum reklamierte der Generalgouverneur für sich: den Leonardo, ein jünglingsporträt von Raffael und eine Rembrandt-Landschaft. Genau diese drei Werke hatten aber auch die Begehrlichkeit des maßlosen Sammlers und Kunsträubers Hermann Göring geweckt. So kamen sie schon im Herbst 1939 nach Berlin und wurden im Kaiser-Friedrich-Museum untergebracht.
Als Hans Posse, Direktor der Dresdner Sempergalerie und Hitlers Kommissar für das geplante Führermuseum in Linz im Dezember 1939 nach Polen reiste, hielt er nur die drei Czartoryski-Bilder für wert, in das monströse Supermuseum aufgenommen zu werden. Warum Hitler sie nicht für sich forderte, ist unbekannt. So stritten sich Frank und Göring um Leonardo, Raffael und Rembrandt. Der Kunsthistoriker Kajetan Mühlmann, der eine unrühmliche Rolle beim Kunstraub der Nazis in ganz Europa spielte, musste zweimal mit den empfindlichen Werken zwischen Krakau und Berlin hin und her fahren. Am Ende setzte sich Frank durch und hängte Cecilia Gallerani in sein Musikzimmer auf dem Wawel, wo der selbsternannte Feingeist schwelgerisch Chopin spielte.
Am 17. Januar 1945 war es vorbei mit Franks blutiger und prunksüchtiger Machtentfaltung. Er floh in einer Wagenkolonne nach Oberbayern, im Gepäck die drei Hauptwerke aus dem Czartoryski-Museum. Als ihn die Amerikaner am 4. Mai im „Haus Bergfrieden“ am Schliersee fassten, hingen dort die „Dame mit dem Hermelin“ und der Rembrandt an der Wand. Die Bilder kehrten zurück nach Krakau, Hans Frank wurde am 1. Oktober in Nürnberg gehängt. Das Jünglingsporträt Raffaels, das dem Leonardo an Ausstrahlung nicht nachstand, ist bis heute verschollen. Manche mutmaßen, dass es Franks Ehefrau womöglich bei einem bayerischen Bauern gegen Lebensmittel eintauschte und es dort irgendwo überdauert hat.
Weder Prinz Czartoryski noch jemand in Krakau oder Warschau hätten bei den Leihverhandlungen auf diese heikle deutsche-polnische Vergangenheit des Leonardo-Bildes hingewiesen, erklärt Weppelmann. Um so wertvoller ist diese Leihgabe. Auch wenn es niemand so nennt, es ist eine Geste der Versöhnung.