Dienstag, den 4. Mai

Stellproben zur Wiedereröffnung des Demminer Museums. Die auf den 8. Mai nicht zufällig gelegt ist. Denn der 8. Mai ist in Deutschland wieder mal so ein Tag.
aktualiert 22:52 h

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Den Anfang Mai 1945 erlebten wir auf dem Land als Kinder in der Angst. Zuerst vor der fliehenden Wehrmacht und SS, auch vor den russischen Bomben und dann vor der einmarschierenden Roten Armee. Jeden Morgen wurden die Namen der vergewaltigten Frauen aus dem Dorf und unter den Flüchtlingen im Haus aufgezählt. Abends kamen sie mit Taschenlampen unter die Schlafenden und suchten sich die Frauen, am Tage wurden die schwarzen Gesichter gemalt für die Flucht der Frauen, Mütter, Schwestern, Tanten und Nachbarn unter Flüchtlingen und unter den Hiesigen, Flucht in Felder und Wiesen. Kinder sahen ihrer Mütter so als Ofer fremder Männer extra und Väter wurden vor Maschinenpistolen zu Zeugen der Gewalt an Töchtern bis in den Tod im Wasser oder sonst. Das nahe Demmin versank im verkohlenden Brand der Gerüchte um seinen Untergang, aus Wasserleichen im Ende der Strassen und Häuser. Alles war eine Katastrophe der Erinnerungen. Man mag es Rache, Gerechtigkeit, Strafgericht nennen, für die Erlebenden von unten war es die Hölle.
Berlin, Montbijou-Park, die neue Bühne in 3 Etagen. Als begehbarer Prospekt. das vordere Geschehen unten zu kommentieren oder ankündigend? Dort, wo einst das Land-Schloss der Preussen stand, Gegenüber der Museums-Insel.
Das von dieser Furcht erlösende Ende erwartend als Befreiung zu bezeichenen wäre zynisch. Die Namen der Toten auch unter den Parteileuten im Dorf erreichten die Verängstigten als immer neue Schocks. Selbst hatten sich ganze Familien ausgelöscht. Andere wurde nach und nach weggefangen und in Lager gesperrt. Oft nur, um die Zahl der Gefangenen zu halten auf der Strasse aufgelesen. Der Vater als Besitzer eines Gutes gehörte zu den zu Tötenden als Minderrasse, die Tante und der Onkel als Pastor vom benachbarten Wotenick, waren beliebte Spott-Objekte der Sieger. Die Flüchtlinge wussten von Trauma, dem sie entkamen.
Das blieb noch lange so. Nach der Berruhigung unter russischen Komandatur und eingetriebener Ernte für die russische Verwaltung und Fragebogen-Kontrollen und Schwindelpraxis, kamen die Ulbrichtleute mit der Befreiungsideologie. Das mag für sie und manche so gewesen sein, nur für uns, am Ende dieser Erfahrungen wurden die sogenannten Befreier bald zur Witzfigur des Hohns und die angesagten Befreiungsanhänger zum Bild der Kollaboration und neuer Gewinne aus der Unterwerfung.
So wurden der 8. Mai und seine Rituale der Kapitulation für uns zum Sinn-Bild der Schrecken und für andere, wie man hörte, zum Ende der Schrecken in der Unterwelt zuende gegangenen Leiden. Nur das war nicht die Welt derer, die diese Kapitulation als Ende von Reich und Geschichte des Landes erlebten. Und arm die Deutschen, die das begrüssten. Es war des Ende von Schlesien und Ostpreussen, Hinterpommern, Westpreussen, Böhmen und des Banats, wie zuvor der historischen Kultur im Baltikum seit Jahrhunderten. Die gesamte Kultur der Sprachen in Dialekten und des Essens und der Kirchen und und des Landes wie der Städte, derer die sie erbauten war verloren.
Die Ulbricht-Gruppe mag das begrüsst haben, die davon profitierenden der neuen Macht haben diese Katastrophe ausgebeutet wie nun das Land.

Und so hiess, was traumatisches Ende der Geschichte des Landes wurde, befohlendenmassen dann Befreiung und die Unterworfenene Befreite und die Brutalität Befreier.

Lüge und Maskierung wurden zum Muster neuen Erfolges und Bewachungssysteme bauten sich auf als Karriereleiter der Zukunft. Die Kinder wuchsen hinein in eine Normalitlät der Lügen. Wer sich dieser Freiheit entzog wurde an den Grenzen erschossen. Im Westen nannten sie das Friedensgrenze, weil damit ihre Geschäfte gesichert wurden.

Wer im Osten das nicht glaubte und nicht aushielt, und wem es unter Einsatz des Lebens gelang, floh in den Westen des Landes, wo die Befreiungsfeiern andere Masken des Mitmachens am Gewinn daraus trugen. Das hiess Mitmachen am Verlust des Ostens. Zuerst im zugestandenen Gedenken, mit nachundnach offiziell abgetretenden Gebieten, um des Friedens willen, wie es hiess, oder im Knieen das nichts kostete, aber viel brachte, zuletzt anlässlich der Wiedervereinigung, als der Kanzler selbst die Kultur des Osten hergab zu Bedingungen des Ostens, wie der Westen zunickte. Denn dessen Geschäfte waren nun erweitert. Aber auch im Überessen.
So wurde der 8. Mai zum Datum der Heuchelei und der Karriere auch denen, die damit von den Erschiessungskommandos der SS sich befreit fühlten als sie die weisse Flagge hissten, wie hier im Hause schon an der Wand(die Mutter), und obwohl dem Vater Schutz der GPU zugesichert wurde, "weil nie Heil Hitler gesagt ". Wer wollte das was damit geschah begrüssen je, wenn er sein Land in solchem Elend sah. Auch in dem, was dann geschah, und wie wir nach dem Fall der Mauern wir dies Land und die Seelen danach wiederfanden. Wie ein eingelöster Fluch. Dem sich zu entziehen und was draus zu machen, ist schon was.

Befreiung hätte nur sein können aus uns selbst.
Mit keiner anderen Absicht als aus gutem Geiste einer Erkenntnis
eines anderen Wissens und Wollens,
zum allein unserem Nutzen.
Vielleicht für andere auch.
Das aber war nicht gewollt, von denen, die sich nahmen, was sie brauchten und gaben, was uns verdarb.
In Ost und West.
Jetzt sind wir Söldner, Okkupierte, Freunde,
aber zu welchem Preis.

Was vorher hier anschaulich war als Lebensorganismus auf dem Lande,
war mit einem Tag vorbei. Was heute als ökologisch mühsam wieder die Menschen überzeugt, war vorher allgemeines Gut.
Ställe, Häuser, Felder, Tiere und Pflanzen und Menschen, Haltungen und Glaube.