Nossendorf, den 6. Juni

Liebe Marlies Behr, jetzt erst erfahre ich den Mädchennamen und von der Verbindung mit Karl Schuck. Dass wir damals -vor 6o Jahren- nahe nebeneiander gewohnt haben, ihr in damals noch unserem Haus, und wir zusammen in derselben Schule und Klasse waren.

Vor 4 Jahren war ich bei Euch und hab den Karl Schuck, den Mann dann, besucht. Viermal, um von den Apfelbäumen aus unserem Garten und Park die Reiser zu holen, die er sich aus Reisern selbst gezogen. Er wusste, dass er wohl vor uns gehen wird und vertraute mir diese Erbschaft, nun von ihm, an. Es war ein kalter Januartag am 24.Januar 2004, klamm die Hände und mit langen Fahnen der Atem. Die Namen schrieb der Karl auf die verschiedenen Bündel. dass ich sie hier überwintern lassen konnte, am Fuss der abgerissen Pferdeställe, im Sand. Die Reiser wurden im Frühjahr wie empfohlen in Kleinzettelwitz auf junge Bäume gepfropft, aber nicht alle gingen an. Gerne wollte ich diese fehlenden nochmal nachholen. Zu einem neuen Versuch. Der Karl Schuck kam dann auch zu uns und wir versuchten hier in Nossendorf am alten Baum zwei neue Reiser aufzusetzen. Aber beide wuchsen nicht an. Auch diese sollten nochmal versucht werden. Es wäre schade unsere bei Euch auf wunderbare Weise überlebenden Bäume und Apfelsorten nicht wieder hier zu haben. Da kommen sie her und da gehören sie hin. Dafür bin ich da und zurück gekommen. So setzen sich die Dinge verwandelt fort und mit jedem sein Teil darin. Der Karl und ich waren uns da ganz einig. Das wächst sich nun schon wieder zusammen, wie es früher war uns allen bekannt von damals. Sollte mir in der Kälte auf dem Wege, extra zu Fuss diesmal, beim Fototgrafieren Eures Hauses und der alten Chaussee der Kirschbäume von damals, in der Kälte ein Bündel Reiser, wie ich von Martin höre, runtergefallen sein, ohne dass ich es merkte, gehört auch das ersetzt. Nur bitte ich um eine kleine Nachricht. Bis dahin.

 

HJS