TIMES MAGER
1a Sülze
VON FRANK KEIL
" Ich", sagte die Zimmerwirtin, "konnte den Schleef ja noch nie ab." Dabei stemmte sie die Arme in die Hüften wie es nur eine Sangerhauserin kann, für die einer wie der Schleef heute nicht zu ihnen gehört und erst recht nicht zu ihnen gehörte, als er als Junge mit seiner Mutter im Milchgeschäft ihrer Eltern einkaufte. "Der Schleef", donnerte sie sogleich, "ist doch damals nach drüben. Was soll denn jetzt das Gekrähe?" Und man versteht sofort, warum Einar Schleef nie in seine Heimatstadt zurück wollte, warum er nicht aufhören konnte, über sie zu schreiben und warum er zurück kam, als es die DDR und jenes Milchgeschäft nicht mehr gab. "Was war denn das gestern Abend?", setzte sie hinzu, "Eine Lesung? Aus'm Buch? Kann doch jeder daheim das Buch selber lesen!" Damit war alles gesagt, was gesagt werden musste und entsprechend beschwingt schulterten wir unseren Rucksack, um erneut und ausgeruht auf die anderen Sangerhausener Bürger zu stoßen, die sich in beginnender Tradition Ende Januar für zwei Tage treffen, auf dass aus dem Schleef doch noch ein Sohn dieser Stadt werde. Die Mooskammer war diesmal das Thema von Lesungen und Vorträgen, eine nebenan gelegene, mythisch verwobene Karstlandschaft, von Schleef bewandert und Titel einer Erzählsammlung, deren Protagonistinnen regelmäßig durch die Mooskammer kraxelten, die Mutter Gertrud und ihre Freundin Elly. Ihnen folgten wir, ganz ungermanistisch bergauf, bergab, durch frischen Schnee, mit nassen Schuhen und nassen Strümpfen und nassen Füßen.
Es sind sehr nette Leute, die sich so um den Schleef bemühen: der gute Herr Dr. Wrobel, der Leite r der örtlichen Volkshochschule, diverse Lehrer, ehemalige Klassenkameraden des Einar, der Bürgermeister auch und von Anfang an die Frau Jelinek. Mehrmals hat sie schon versprochen nach Sangerhausen zu kommen und sollte sie dieses tatsächlich einmal tun, man müsste es wie einen Staatsbesuch geheim halten und könnte sich erst im Nachhinein damit schmücken, denn so schwierig wie der Schleef war, ist die Frau Jelinek allemal. Der große Rummel aber ist erst mal vorbei; viele von Schleefs späteren Mitstreitern, Interpreten und Deutern aus Literatur und Theater haben Sangerhausen längst besucht. Dass man den Sangerhausener Freundeskreis neulich zu einem bundesweit angelegten Symposium nicht eingeladen und damit in die Riege der trutschigen Heimatvereine gesteckt hat, die Sangerhausener Schleefianer haben es registriert und sind noch immer damit beschäftigt, die Kränkung über diese Zurücksetzung klein zu halten. Indes jährt sich nächstes Jahr zum fünften Mal Schleefs Todestag, da dürfte mehr los sein und wenn Sie kommen, schauen Sie bei der Zimmerwirtin vorbei: In ihrem Hause gibt es recht gute Bratkartoffeln mit 1a Sangerhausener Sülze.DRUCKEN     VERSENDEN     LESERBRIEF

Freitag, den 4. Februar. Abfahrt nach N.
Mit kleinen Erinnerungen an Bilder vor einem Jahr im Februar dort.
siehe auch>

Und Manfred, der noch besuchte

Dresden nochmal nicht als memento mori
sondern als memento vivendi artis

Und so sah das Mädchenzimmer aus.
Das Schlafzimmer und Ankleidezimmer als letzte noch gemacht
wenn wir nur wollen
2005
bald im it.TV die ganze Nacht durch:Schleef
Damenzimmer vor einem Jahr
Die Küche im Winter
so noch vor einem Jahr der Blick auaus dem Fenster auf die Remo Garagen