Das
alles ist nun weg im Osten : das hintere Pommern, Ostpreussen, Westpreussen,
Schlesien. Deutschland hat gezahlt. Die Menschen 15 Millionen, 1/5 seiner
Bevölkerung deplaziert, unter Umständen, die auf dem Balkan vor
einigen Jahren zum Eingriff der Welt geführt haben. Wir nennen das
ethnische Säuberungen.
Nach Hitler. Die Kulturgeschichte Europas ist zutiefst betroffen. Noch
sehen wir das alte Grün der Tiefebenen, das Gelb der Hügel und
das helle Blau der Ostseestrände. Und die alten Namen Kolberg, Schneidemühl,
Stettin, Danzig und Allenstein, Königsberg, Bromberg und Thorn. Es
gehört zu Nossendorf
mehr als München oder Köln. Für den, der dort zur Schule
ging. Wo solche Karten an der Wand hingen und warum wir wiederkamen. Zu
gedenken.
Aber die Zeit nach 45 bedenkend, als alles dies wegkam, was ist schlimmer:
Ulbricht und seine Leute, in ihrer Welt mit
sich authentisch, wie böse,
Abschaum der menschlichen Spezies auch immer, oder jene Schäubles
und Vogels westlicher Juristen, die aus freiem Kalkül,
das abschrieben an Kultur und Recht, wofür
sie gewählt waren, standen, als sie die Entrechtung von
1946 als unumkehrbar erklärten mit Hohn auf jene Beraubten, seit Jahrhunderten
identisch mit dem, wofür sie lebten. Dieselben, die mit Zwangsarbeitsentschädigung
und Wiedergutmachung der bestohlenen Juden herumliefen zu punkten. Hochverräter
nicht nur an sich, wir sehen das täglich, warum die karre im Dreck ist,
sondern an der Kultur, die damit zuende ging. Die anderen doppelt geschlagen,
nicht nur durch Ehr-und Existenzverlust, sondern auch aller Autarkie der
Ideale beraubt, aus der sie handelten, was zu zerstören in Ost und West
von 45 bis 1990 wohl gemeint war. Schon
als Hitler
sie nach dem 20.Juli besonders traf. Aber auch mit tieferem Sinn getroffen,
denn die alte Land-Wirtschaft als Urkosmos eines geschlossenen Lebens von
Tieren Pflanzen und Menschen ist durch andere Globalität ersetzt und ihre
Kulturträgerschaft längst schon
von Fontane schmerzlich beobachtet abgelöst.
Mittwoch
16. März
Im Fernsehn 1945
Berlin. Wer es sieht, findet die Befreiung von beiden Seiten redlich gezeigt.
Auch die Russen als Rote Armee bemüht Ordnung zu schaffen. Was das aber
im Alltag hiess,
siehe > und so nicht nur auf
dem Land. Dann versteht man auch, warum Menschen kämpfen für ihre Ordnung,
die nicht die der anderen ist. Seit Jahrhunderten. Hier als Strafe für den
begonnen Krieg zu verstehen. Aber zum Unterschied zu frei gewählter eigener
Struktur.
55
Jahre danach
SPIEGEL
ONLINE - 12. März 2005, 17:29
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,345920,00.html
"
Die letzte Schlacht" im ZDF
Der andere Untergang
Von Christian Buß
Histotainment à la Guido Knopp: Für das ZDF drehte Hans-Christoph
Blumenberg den Film "Die letzte Schlacht" über die letzten Tage
des Nazi-Regimes. Nach bekanntem Rezept wechseln sich Spielszenen mit Zeitzeugenberichten
ab. Hinter ärgerlichen Zuspitzungen verbirgt sich ein gelungenes Doku-Drama über
Einzelschicksale im Chaos.
ZDF/Romano Ruhnau
Szene aus "Die letzte Schlacht": Überlebenskampf ganz unterschiedlicher
CharaktereDer Führer geistert als Schatten durchs Bild. Sein Gesicht lässt
sich kaum erkennen, trägt er überhaupt einen Schnauzer? Hitler ist
ein gebeugter alter Mann, dessen eine Hand hinterm Rücken auffällig
zittert, während er die andere einem Kind im Lazarettbunker der Reichskanzlei
entgegenstreckt. Es ist der 20. April 1945, Führers Geburtstag. Die Geschütze
der russischen Artillerie vor den Toren Berlins spielen ihm ein Ständchen.
Der Reichskanzler steht weit hinten im Bild, er wird von einem polnischen Kleinkünstler
namens Aleksander Polek verkörpert. Weiter vorne im Bild ist die bekanntere
deutsche Schauspielerin Irm Hermann zu sehen, die eine Krankenschwester darstellt
und als solche weihevoll zu einer jüngeren Kollegin raunt: "Der Führer
ist in uns und um uns." Die frohlockende Samariterin ist in dem Doku-Drama "Die
letzte Schlacht" (Sonntag auf Arte, Dienstag im ZDF) die einzige, die
große Worte um den Diktator macht. Alle anderen sind mit dem Überleben
beschäftigt.
Früher Höhepunkt der TV-Offensive
Einen "Anti-Untergang" wollte Regisseur und Autor Hans-Christoph
Blumenberg nach eigenen Worten drehen. Guido Knopp vom ZDF, der öffentlich-rechtliche
Pate des deutschen Geschichtsfernsehens, ließ ihn gewähren. Nicht
die Agonie von Hitlers Führungsmannschaft galt es zu zeigen, sondern den Überlebenskampf
ganz unterschiedlicher Charaktere in unterschiedlichen Ecken des umkämpften
Berlins. Gut zwei Dutzend Protagonisten folgt Blumenberg durch die Stadt -
versprengten deutschen Soldaten, vorrückenden Rotarmisten, orientierungslosen
Zivilisten, aber auch Menschen, die von der nun kollabierenden nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" verfolgt
worden sind.
ZDF/Romano Ruhnau
Schauspieler Christian Redl in "Die letzte Schlacht": Die andere
Hälfte der besseren deutschen DarstellerIn den Interviewpassagen sprechen
Zeitzeugen; für die Spielszenen werden die Berichte nachgestellt und fiktional
ausgeschmückt. Dafür rekrutierte man so ziemlich genau jene Hälfte
der besseren deutschen TV-Schauspieler, die, bis auf Christian Redl, der hier
als General Krebs zu sehen ist, noch nicht im "Untergang" auftauchte,
darunter Tom Schilling, Katharina Wackernagel und Jörg Schüttauf.
"
Die letzte Schlacht" bildet den sehr frühen Höhepunkt einer
TV-Offensive über die letzten Tage des Tausendjährigen Reichs. Bis
zum 60. Jahrestag der Kapitulation sind es zwar noch fast zwei Monate hin,
aber über die letzten Fernsehsaisons hat sich gezeigt, dass man sich bei
solchen Anlässen enorm sputen muss. Wer pünktlich kommt, ist hier
schon zu spät. Selbst wenige Tage vor den offiziellen Jubiläumsterminen
ist man als Programmplaner bereits der letzte und wird von dem ermüdeten
Publikum mit schlechten Quoten bestraft.
Das Jahrestagsfernsehen hat sich hierzulande als Programmfeld mit eigenen Regeln
und eigener Dynamik etabliert. Spätestens zum 60. Jahrestag der Landung
der alliierten Truppen in der Normandie ließ sich ein fester Ablauf erkennen,
mit dem die unterschiedlichen Sender zeitgeschichtliche Jubiläen begehen.
Sie bringen dann stets ihre prominentesten Gesichter aus dem Info-Bereich in
Stellung. Anlässlich des 60. Jahrestages der Kapitulation am 8. Mai schickt
RTL zum Beispiel im April Peter Kloeppel, den beliebten Anchorman mit Chefredakteur-Kompetenzen,
als Präsentator einer dreiteiligen Reihe über Hitler und seine letzten
Tage ins Rennen. Guido Knopp ist zum Abschluss der ZDF-Jubiläumsoffensive
live mit dem Bundeskanzler bei den offiziellen Feierlichkeiten in Moskau vor
Ort.
Nach dem Jahrestag ist vor dem Jahrestag
Für den ZDF-Mann Knopp, der redaktionell für "Die letzte Schlacht" verantwortlich
zeichnet, gilt: Nach dem Jahrestag ist vor dem Jahrestag. Das Jubiläumstara
zur Erstürmung der Normandie war noch nicht lange verhallt, da arbeitete
er sich schon chronologisch weiter am Ende des Dritten Reiches ab. Im Vierteiler "Der
Sturm" zeichnete Knopp im Januar das Näherrücken der Ostfront
und die daraus resultierenden Fluchtbewegungen der deutschen Zivilbevölkerung
nach, für "Das Drama von Dresden" ließ er letzten Monat
fristgerecht die Zerstörung der Stadt durch alliierte Bomber am 13. Februar
1945 rekonstruieren.
DPA
ZDF-Historiker Knopp: Melodramatisch aufgeladene SpielfilmbilderHistotainment à la
Knopp sieht immer gleich aus: Zeitzeugen werden beim Erzählen gefilmt
- und dann Teil dieser bildlich en detail nachinszenierten Erzählung.
Die Erlebnisberichte gehen hier in melodramatisch aufgeladene Spielfilmbilder über,
die sozusagen die Beglaubigung bilden sollen, dass es so und nicht anders war.
Abstraktion, Ursachenforschung oder auch nur numerisches Beiwerk sucht man
in den emotional überhitzten Erlebnis-Dokus meist vergeblich. Gelegentlich
hallt aus dem Off eine Stimme, die den Zuschauer ermahnt, das dargestellte
Leid auch immer als Folge der NS-Herrschaft zu sehen. Allein, oft werden diese
Ermahnungen von den Bläsern und Streichern des Soundtracks übertönt.
Am Ende von Knopp-Produktionen bleibt leicht der Eindruck eines kontextlosen,
ja geradezu enthistorisierten Volksmartyriums zurück.
Diesen Vorwurf kann man Blumenberg für "Die letzte Schlacht" nicht
machen. Zwar erinnert die Technik auf den ersten Blick an andere von Knopp überwachte
Geschichtsfilme. Doch Blumenberg, der bereits mit "Deutschlandspiel" oder "Der
Aufstand" das Format des Doku-Dramas in seinen gestalterischen Möglichkeiten
ausgeleuchtet hat, erzählt perspektivisch ausgeklügelter. Aus den
fiktional verdichteten Zeitzeugenbefragungen (50 wurden insgesamt interviewt,
am Ende verfügte man über 130 Stunden Material) entwickelt sich ein
vielstimmiges und gerade in seinen Widersprüchen aufschlussreiches Zeitenpanorama.
Der Zuschauer wird meist gefordert, nicht eingeseift.
Dem "Untergang" näher, als ihm lieb sein kann
Sicher, an manchen Stellen beschleicht einen das Gefühl, Blumenberg habe
sich verhoben. Nicht immer hat er den Chor der Zeitzeugen perfekt orchestriert.
Oft verliert er einen Protagonisten im Getümmel der letzten Kriegstage
aus den Augen, obwohl dieser sein persönliches Drama noch gar nicht zu
Ende erzählt hat. Andererseits werden von den Interviewten zurückhaltend
angesprochene Begebenheiten gelegentlich brachial ausgesponnen. Der Zeitzeuge
wird da schnell der Beglaubiger der eigenen Mutmaßungen. Zum Beispiel
als ein ehemaliger Rundfunksprecher im Interview andeutet, dass es nach Einstellung
des Sendebetriebs eine desolate Party im Funkhaus gegeben hätte ("dann
fielen die Hüllen") - und Blumenberg die folgende Sequenz als Sexorgie
inszeniert. Da ist er Bernd Eichingers pittoresk-todessehnsüchtigem "Untergang" näher,
als ihm lieb sein kann.
ZDF/Romano Ruhnau
Szene aus "Die letzte Schlacht": Getümmel der letzten KriegstageDennoch
gelingt es, in dem Chaos der letzten Kriegstage einige persönliche Geschichten
freizulegen, die aufschlussreich für die Gesamtsituation sind. Etwa die
eines jüdischen Widerstandskämpfers, der aufgrund der kollabierten
Nazi-Kommandostruktur unverhofft aus der Gestapohaft entlassen wird und schließlich
Unterschlupf bei nicht-jüdischen Verwandten findet, die in ihm ein wichtiges
Pfand für die Zeit der Entnazifizierung sehen. Nach dem Motto: "Sehen
sie, wir haben einem Juden geholfen!" Es sind die starken Momente des
Doku-Dramas, wenn hier die Inszenierung selbst im Durcheinander des Übergangs
immer wieder den guten alten deutschen Opportunismus aufblitzen lässt.
Einen richtigen Helden gibt es in "Die letzte Schlacht" aber auch:
den sowjetischen Generaloberst Nikolai Bersarin, der als Stadtkommandant im
brennenden Berlin seinen Schutzpflichten gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung
nachkommt und Soldaten der eigenen Armee, die gegen diese vorgehen, noch während
des Kampfes um die Stadt im Schnellverfahren aburteilen lässt. Jan Gregor
Kremp verleiht dem ehrenwerten Bersarin im Film eine geradezu romanhafte Statur.
Ein simpler, aber legitimer Kniff, um mögliche revanchistische Gelüste
des Fernsehpublikums ins Leere laufen zu lassen. Die rote Armee, so wie sie "Die
letzte Schlacht" zeigt, war die Rettung. Und nicht der Untergang.
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Die letzte Schlacht: Sonntag, 13. März, 15.48 Uhr auf Arte; Dienstag,
15. März, 20.15 Uhr im ZDF
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1904
zur Zeit des Kaisers Schulatlas in Demmin gef. mit Stempel 1933 politisch unbedenklich,
d.h. mit den Grenzen vor 1918