Und nun wieder in der Alltag seiner Welten/ZEIT. Herausgeber Michael Naumman und j. Joffe

Augstein war gegen Friedrich den II in Preussen und gegen Jesus als Christus. Sowas machte ihn berüchtigt. Auch gegen F.J.Srauss, aber da kam dann heraus, weil er noch zu umarmen war, wie Adenauer, dass er selbst von allen nicht nur lebte, sondern was hatte.

Unter ihm arbeitete so eine Figur wie Karasek. Ein feuilletonistischer Zieh-Sohn des RR. Müsste mir eigentlich die Hände reiben, anlässlich des natürlichen Abgangs, wenn die Relativierung seines SPIEGEL wohl zunimmt, wie noch zu seinen Lebzeiten, wie auch angesichts der Schlagseiten der SZ /FR/FAZ. Von der SZ kam zu ihm der böseste Nachwuchs in Sachen Filmverhinderungen, bei der FAZ der andere Faden des RR. Und die FR überhaupt. Genugtuung angesichts von soviel Untergängen? Und nicht mal das. Soviel sie auch verhinderten, von dem, was durch Förderung so mancher Charakterlosigkeit in deren Fahrwasser, nicht zustande kam. Von anderer Art, da kamen die nicht ran. Aber Verhinderung der Produktionsmittel durch böse Öffentlichkeit in Deutschland nach dem Kriege, war und ist der Kunst feindlich, die aus anderem lebt und kommt, und anderes will. Er würde das letzlich verstanden haben, bedauern Ein Sucher. Sein Urteil nach Chereau anlässlich RW verriet viel davon. Zu dem Gespräch, Gang mit Rucksack über die Wald-und Wiesenwege, ist es hier nicht gekommen. Konnte wohl nicht. Hätte was tun können. Manchmal gebeten. Einmal, in Cannes dann, zur Premiere des Parsifal um Mitternacht bis zum Morgen zum Frühstück am Strand, war er mein Gast, erbat die Karten, als alles voll war im Hotel mit Boten. Wohl dankbar. Im anderen Leben jetzt, schon nicht mehr erreichbar, im anderen Netz der Weltüberwindungen selbst des Überlebens.

Zuletzt hatte er viel gelernt. Wurde zum Antisemiten gemacht. Was ihn ehrt, wenn man beobachtete, durch wen und was. Ein antisemitischer Börne-Preisträger von RR, immerhin. Das zeigt seine Macht. Aber zum Heine hat ers nicht gebracht.

Als ich ihn einmal privat traf, in Bayreuth, in sein Nachtquartier eingeladen, für den Fall, wenn das unsere schon geschlossen sei, wie es dann spät geworden war, so dass wir davon Gebrauch machen mussten, war er ganz kurz ein Mensch ohne wenn und aber.

Warum die Worte dann noch. Leben als kummunikative Wesen, als von der Öffentlichkeit-Materie abhängige, und reflektieren unser Tun, wenn wir Leben darstellen, Welt und darin uns. Wie also nicht in einem Aufstieg solchen Grades. Und angesichts von soviel Tod ist für die miesesten Blut-Gewinnler immer Beute zu machen. Die Behauptung dagegen, musste er lernen, krönt die Tat unserer letzten Tapferkeiten.

Freitag, den 8.November
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SPIEGEL ONLINE - 07. November 2002, 12:15
URL: http://www.spiegel.de/extra/0,1518,221705,00.html
In eigener Sache
 
Rudolf Augstein ist tot
Rudolf Augstein, der Herausgeber des SPIEGEL, ist tot.
Nur zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag erlag Rudolf Augstein am Donnerstagmorgen den Folgen einer Lungenentzündung.
Im SPIEGEL-Haus an der Hamburger Brandstwiete herrscht Trauer und Bestürzung über den Tod des Herausgebers und Gründers: "Es ist, als wäre ein Vater gestorben", beschreibt der stellvertretende Chefredakteur Joachim Preuß seine Gefühle. Chefredakteur Stefan Aust erreichte die Nachricht in Hanoi, wo er zu einem Interview mit dem vietnamesischen Staatspräsidenten Tran Duc Luong treffen wollte. Sofort nach Erhalt der Nachricht trat er die Rückreise an.
Im SPIEGEL-Haus arbeiten die Redakteure nun trotz der Trauer fieberhaft an der neuen Ausgabe, die in weiten Teilen Rudolf Augstein gewidmet sein wird. Vorbereitet hatte die Redaktion nichts: "Es gibt Dinge, die kann man nicht vorbereiten, die will man nicht vorbereiten", sagt Preuß.  
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Zum Thema:
In SPIEGEL ONLINE:   
·  Rudolf Augstein: Ein Leben für den SPIEGEL (07.11.2002)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,221714,00.html
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