Dienstag, den 5.Februar

Der Fall A.H.
Da lesen wir in allen Zeitungen, sehen in den TV Kulturecken, hören im Radio , aus aktuellem Anlass Premiere auf der Berlinale, das Buch dazu, also der ganze Medienbetrieb ist angeworfen, von der bekehrten Sekretärin H.s, die nun mit sich selbst versöhnt, ein Schulbeispiel für alle, und das wie noch nie, als Film ohne KZ ohne übliches H-Footige und in drei Tagen aufgenommen, nur sie und wohl chronologisch-fast-montiert, aus 7 Std 90 Minuten. Endlich. Gewagt. Einmal. Einer. Traudl Junge, der Hitler sein Testament diktiert, 45 im Bunker. Ein Film von A.H. also Andre Heller. Als Übung wie werd ich demokratisch. Oder so sympathisch und sie war doch dabei.

Too late
too bad
why.

immer wieder schön
zu schön um wahr zu sein
Nachsitzen.

Als wir uns vor 27 Jahren zusammen  den WW Film (Winifred Wagner, 5 Std, an 3 Tagen aufgenommen, ohne Zwischenschnitte( Fremdmaterial) und in der Reihenfolge belassen, wie aufgenommen in der Steigerung der Ereignisse vor der Kamera) ansahen, als der Film im ORF lief, war mir klar, dass das nicht fortsetzbar sein soll, höchstens noch T.J. wegen ihrer Nähe und Naivität der Zeugenschaft, damals 25, dann enstand der H-Film und darin der Diener H.s in der noch einmal als Projektion realisierten Reichskanzlei vor immer grösser werdenden Gegenständen, zuletzt vor dem vergrösserten Tisch des Führers so klein, wie Helmut.Lange sein konnte, und ganz am Ende beide, der Diener K. und H. im Schnee am Heiligabend sich umarmend, dass keine fiele, allein auf den Strassen mit den Siegesmeldungen vom Nordkap bis Afrika und von Leningrad bis zur Biskaya im Ohr. Das war dann der Schluss dieser Dinge.

A. Heller erzählte von Gilles de Rais. den Kinderschlächter aus Lust und grossem Marschall von Frankrich der Jeanne d'Arc, so sehr, mit solcher Inbrunst des Verstehens, dass ich ihn einlud im H-Film durchzugehen und das zu sagen, was zu sagen war. So wurden wir Freunde, enge, aus Dienst an einer wichtigen und zuletzt grossen Arbeit.
Wenn T.J. dann wäre sie nur interessant gewesen als Zeugin von damals. so dass es weh tut, sie dort zu sehen, aber für uns eine Erkenntnis der Zeit und Geschichte, die wir zu leisten haben. Und wenn heute aufgenommen, dann sicher mit kleiner Handkamera und ohne Begleitung(Kameramann, Assistent), immer mehr ins Zentrum der Dinge zu kommen.

Was sonst zu sagen wäre zu A.H. den Fall. Als wir uns trennten. für immer, musste ich sagen , nun verstehe ich die H-Zeit besser, warum die Freunde den Freund verraten, und wofür. Alles andere steht bei W. Schneyder , was A.H. betrifft, in dessen letztem Buch. Die andere Welt.

Am letzten Abend, im österreichen FS, -in die Enge getrieben durch die Historikerin B.H.- gestand er noch schnell, am Ende, mit Flucht nach vorne, ja, aus Höflichkeit müsse man hier wohl die WW und S. nennen. Sentimentaltät, Trauer, letzter Anstand, Raffinesse seines Kalküls?

 

Illustration zu Gilles de Rais
aus TRÄNENE DES EROS
von G. Batailles