“Also, wenn heute Hitler hier zum Beispiel zur Tür hereinkäme, ich wäre genauso so so so fröhlich und so so glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, als wie immer.."

Das ist der Satz. Er wurde im Off gesprochen, also während die Kamera das Material wechselte, bei laufendem Ton. Das war so ausgemacht, wie später abgenommen (von Wolfgang Wagner). Wo aber so einen Satz , den Ton ohne Bild, hintun. Ich beschloss: ans Ende, Fazit, und wo man einen Raum sieht, hereinzukommen. Sie von hinten, essend mit dem Radio, sitzend, allein. Bereit und gefasst. Aber eben nicht das Gesicht dazu. Welches. Es wäre Interpretation: lachend? verbissen? zynisch? gelangweilt? Was Aufgabe wäre dessen, der die Geschichte darstellt als seine Fiktion mit Darstellern, muss so handeln, interpretieren, die Form des Ausdrucks, wie die Darsteller ihre Maske, das Bild zum Text, den Text zum Bilde finden. Der Film, der dokumentiert, hat die heilige Pflicht zu dienen, dem Vorgefundenen, dem Befund. Realität so zur Erkenntnis des Beschauers und Zuhörers zu machen, dass er frei selbst darüber nachzudenken imstande ist, dass sie zur Wahrheit wird. Die Dargestellte vertraut dem, der in ihr Haus kommt, dass er redlich mit Ihr umgeht, das ist das Agreement, unter dem das geschieht, was sonst niemandem gesagt wurde.Dabei ist diese Aufrichtigkeit vor allem eine gegenüber der Geschichte.

Was aber hat nun das ZDF gemacht. Den Ton, diesen Satz aus diesem so gefügten Zusammenhang von Bild (Raum) und Ton (dieses Bekenntnis einer alten Frau der Geschichte), über ein anderes Reden (Totale) und über das stumme Gesicht gelegt, als ob sie darüber nachdenke, was sie da sagt, nickend, mit geschlossenen Augen und offenen Blicks. Das mag "attraktiver" sein, besser zu verkaufen, ist nicht mal böse gemacht, ist aber falsch und letzlich böser Gebrauch heutigen Handwerks. Schon immer war es üblich, zu Redenden, als Zwischenschnitt oder zur besonderen Betonung des vom Manipulierenden gemeinten Sinns, Beifall oder Missfall einzuschneiden. Es braucht keinen Goebbels oder Stalin als Beispiel, verständlich zu machen, was damit erreicht wird, als Propaganda. Und auch die heutigen Medien wollen etwas, was nicht gut ist. Was das ist, wird jedesmal gefüllt werden, von dem, ders gebraucht.

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