Dienstag,
den 11.Juni

Syberberg Filmproduktion Genterstr.15a 80805 München
Tel 36 14 882 Fax 36 14 905 e-mail :
film@syberberg.de

 

Antrag auf finanzielle Unterstützung für das nachfolgend beschriebene
Projekt. Nach neuesten Überlegungen und Bedingungen.

I

Nossendorf in Vorpommern

Das nachfolgend beschriebene Projekt hat sowohl einen autobiografischen wie
allgemeinen Aspekt. Aus der persönlich erfahrenen Individualgeschichte von
Herkunft, frühen Jahren der Kindheit auf dem Lande und dem Gut des Vaters im
Kriege. Nach dem Verlust dieser realen Basis durch die im Osten sich
ereignenden Dinge des Russeneinmarschs und der Ent-Eignung schloss sich in
der frühen DDR die Schule in Rostock an, sowie die sich dort entwickelnden
filmischen Aktivitäten bis zur Flucht in den Westen. Aus dieser
Ost/West-Erfahrung ergab sich dann , auf der Basis jener Kindheit auf dem
Lande, die Kombination einer spezifisch ästhetischen Antwort mit speziellem
Echo im Ausland zum Vergleich mit der im betroffenen Deutschland. Dazu kamen
die Darstellungen reflektierender Texte, später die Installationen ( 2x
documenta 1982 und 1997, Madrid zum Thema 10 Jahre Monologe,1993), sowie
Arbeiten auf dem Theater (neben Deutschland in Frankreich, Österreich,
Belgien, Italien, Spanien, Portugal, Moskau, Edinburg), wie im Film,( dort
noch USA, Israel, Griechenland, Niederlande, London oder Argentinien
zuletzt). Daraus hat sich ein allgemein verständliches und darstellbares
Phänomen aus ost- und west-deutscher Erfahrung ergeben, immer auf der Basis
einer ländlichen Herkunft, das sich gerade an so einem Ort, wie dem hier
vorgestellten, in seiner Veränderung vorführen lässt. An dem Haus, als
verbliebenem Rest eines Hofes, und im Dorf, wie es heute aussieht, und an
dem Land zwischen Ost und westlichen Entwicklungen jetzt, über 10 Jahre nach
der Wiedervereinigung, besonders in einem anderen und entfernten Ort wie
Paris, als globales Zentrum, in Korrespondenz mit dem abseitigen Pommern.
Nicht zuletzt als soziales und kulturelles Phänomen, ästhetisch mit
digitaler Technik zu erfassen. Als Ernte von Film, Theater und
Kunsterfahrungen.

Das ist auch als Ende Preußens ablesbar und deutlich am Fall der ländlich-
ständischen Struktur eines Gutes und seiner damit zusammenhängen
Familiensymbiosen, auch der Tiere und der Natur als Felder-Wirtschaft im
Wechsel der ökonomischen Entwicklung eines Gutsbetriebes vor 45 und der LPG-
Zeit bis nach der Wiedereinführung westlicher Marktsysteme ohne Restitution
der alten Eigentumsverhältnisse als durchlebbare und begehbare Probleme eben
nicht-blühender Landschaften heute in Gestalt einer hier beabsichtigter
Rekultivierung im Sinne einer virtuellen Projektion von ehemaligem Leben und
Geschichte im heutigen.

Die heutigen Techniken in der Kombination von Internet und digitaler
Projektion ermöglichen ein Zusammenwirken der verschiedenen Materialien als
feste Gegenstände und projizierbare Welten von Theater und Film, Bildern und
Texten und aus vorprogrammierten Elementen mit ständiger Präsenz weltweit
wieder im Netz. So würde eine der unterprivilegierten Regionen in Europa
wie Vorpommern mit dem zentralen Paris produktiv miteinander verbunden,
live, von Dorf zu Stadt und zurück. Und global immer mitzulesen, wie aus dem
Netz gespeist.

Der große zentrale Mittel-Raum in Paris (Centre Pompidou) wäre nach diesem
Plan nicht nur durch Projektionen des Lebenswegs und der Virtualität aus dem
digitalen Netz augenblicklicher Aktivitäten, plus Gegenständen aus dem
Reservoir bisheriger Tätigkeiten, bestimmt, sondern er erhielte seine
besondere Konzentration im sonst offenen Bereich ­ nach oben offen und ohne
Wände mit abgeschlossenen Ecken ­ durch drei Einbauten in Gestalt dreier
Räume, die noch einmal extra zur Konzentration einladen, nun als Gehäuse im
Gehäuse ohne Wände und Decken.
Das wäre (1) das nachgebaute Esszimmer des ehemaligen Gutshauses mit aus
dem Theater oder im Film-Studio gewohnten Teilen, aus Kulissen als Seiten
und obigem Abschluss, aber mit festgefertigten, originalgetreuen Fenstern
und Doppeltür zum ehemaligen Park (heute zugemauert und abgeholztes Ödland).
Dorthin auch, durch diese Fenster und Tür im originalgrossen Modell
Projektion auf heutige Situation der Leere des waste land. An der Stirnwand
des Raumes spezielle Dinge, die noch auszuführen wären (Rubens-Kopie
Meleager und Atalante ­als einziges intaktes Panorama der früheren Jahre,
und ein artifizielles der früheren Künste, plus Reisen in die Monologe der
letzten Jahre von "Nacht³ bis"Traum³?). Im Raum besondere Dokumente als
Projektion von Brecht, Kortner, Oskar Werner-Theater, der ersten Arbeiten.

Und es wäre (2) das in Original-Massen nachgebaute Kinderzimmer mit Fenster,
wie oben beschrieben, dort mit projiziertem Ausblick des Kindes auf das
Storchennest und die ehemalige Scheune, wie heute nicht mehr existent (als
Vergleich:web-cam-live), dazu das Plakat aus "Die Nacht³, wo diese
Situation evoziert wurde). In diesem Raum auch besondere 8mm Projektionen
(digital projiziert) aus der Kinderzeit, vom Leben auf dem Gut vor seiner Aufhebung.
Der dritte Raum (3) wäre ein schwarzer Würfel mit handgefertigten Modellen
des Ortes N. in der Zeit vor 45, als der Krieg und das Kind Thema waren
(aus Plastilin oder Fimo gebrannt). Dazu digitale Aufnahmen als Gang durch
das Haus in jetzigem Zustand seiner Topographie mit zugemauerten Fenstern
und Türen.

Die Übertragung von einigen Motiven aus Pommern nach Paris per Web-Kamera
würde die Mitarbeit der dortigen jungen Leute einbinden, die bisher
zerstörerisch wirksam wurden durch gewaltsames Eindringen, wogegen das Haus
an allen Öffnungen verschlossen werden musste, bis zu Brandlegung noch im
letzten Jahr. Die Hauptmotive wären, neben genannten Projektionen vom Ort
des Hauses und ehemaligen Hofes, außen und innen, vielleicht auch Motive des
ihnen eigenen und wichtigen Lebens, sowie eine Übertragung aus dem einzig
noch aus der LPG-Zeit verbliebenen Nutzbau auf dem Grund der ehemaligen
Scheune mit Teilen aus dem Fundus des als Retrospektive präsentierten
Oevres in Paris, dann aber mit speziellem Bezug zum Orte und dessen Thema
hier (Kleist, Schadow, Schinkel-Prospekte und Gegenstände von
Friedersdorf/0der bis Schloss/Berlin in ruinösem Zustand aus der Marquise
von O....).

Das ganze Projekt wäre nach seiner Präsentations-Phase in Paris (Frühjahr
2003) übertragbar, geplant und praktizierbar in N. selbst, in Pommern, als
ständige Installation. Mit vorhandenen Plänen in verschiedenen Stufen. Wozu
diese Förderung hier Anschub sein könnte für weitere Förderungen der
Region,plus EU oder sonstigen Möglichkeiten, die assistierten.

Die Finanzierung setzt sich zusammen aus der Zur-Verfügung-Stellung des
Platzes und Hauses Centre Pompidou in Paris mit der Technik und Wartung im
Hause. Sowie durch die vom Antragsteller selbst aufgewendeten Mittel für
Aktivitäten, das sind über drei Jahre Korrespondenzen, Reisen, Büro und
Treffen mit Verhandlungen zur Rückgewinnung (Kauf und Sicherung) der
Terrains und Restbauten, bei gleichzeitiger Widmung an eine öffentliche
Nutzung. Dazu öffentliche Auftritte, lokal und im Internet. Alles als Teil
der Darstellung der Sache selbst, um die es hier geht, an realer Front der
sozialen und kulturellen Dinge. In hinterster oder unterster Provinz des
existenziellen Kontinents.
Um das aber öffentlich zum Raume werden zu lassen , sind die Mittel nötig,
die hier beantragt werden, die insbesondere gebraucht werden, um die
virtuellen Programme herzustellen und sichtbar zu machen als Innenräume,
die als Extraleistungen , neben der geplanten und von Paris organisierten
Retrospektive der bisherigen Filme dieses Oevres zum Zentrum der
Gesamterscheinung würden, und damit sinnhaft würde, an einem oder zwei
Orten und virtuell terrestrisch präsentiert.

 

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