Rehabilitierung

Lese da etwas von "politischer Rehabilitierung" der aus rassistischen Gründen des Klassenhasses Enteigneten nach '45. - Und deren Abwehr vor dem  Bundesgerichtshof. - Es geht um die Rehabilitierung eines ganzen Systems. Der Land-Wirtschaft. Und damit zusammenhängenden Kulturen, weltweit. Und total das Leben betreffend.

Mein alter Freund, aus Dorf-Schul-Zeiten Heini R., als  ich von verlorener Demut und Dienst sprach, antwortete, man sei eben heute selbstbewusster und selbstständiger geworden, und ich schaue auf die alten Bilder der Menschen und Felder und Tiere und Gebäude, vergleiche mit denen von  heute, dazu hörend die Worte von Produkten, das sind Kühe und Schweine, lese von Entsorfung, gemeint ist die "entschädigungslose Beseitigung" von Hunderttausenden, Millionen Tieren, um den Markt zu stabilisieren, und sie  reden von Risikomaterial (Hirn und Mark), Separatorenfleisch (vom Knochen gelöstes Fleisch.), Milchausgleicher (Mutter-Milch-Ersatz), operativem Ausgangsmaterial (Frauen im Stasi-Visier für Kundschafter), Nutzungsplänen, dabei  meinen sie Saat und Ernte oder historische Gebäude und wohl auch Menschen, im Zeugungsprozess neuer Techniken.

Es geht um die Bilder und Töne, Bewegungen, Haltungen, Entscheidungen, Worte, Kulturen. Ent-fernt, Ver-nichtung,  Miss-bildungen. Es geht um die Rehabilitierung nicht nur eines Rechts und einer Rasse oder Klasse, aber des Menschen, und nicht nur, sondern unserer Welt, mithilfe dessen, was wir wissen, und wofür - wir - stehen, oder fallen, ohne  Schlacht, in den Schlacht-Fabriken beseitigt, wie ein Nichts. Mit jedem erlöschenden Auge, dem wir das antun. Und spreche nicht von Theater oder Film oder Bildern und Tönen der Ausstellungen heute, dessen, was bliebe, einmal in die  Unsterblichkeit gerichtet, dass wir waren und sind. Oder eben gerade doch, in ihnen, dem, um was es geht.

Diese globale und totale Vernichtung unserer Selbst darzustellen, was sonst. Wie. Früher hatten sie Tragödien, wenn es um  Untergänge ging, schuldhafte Verstrickung in Zwängen des Geschicks. Dies Auslöschen, Verlöschen aus selbstverursachter Fragelosigkeit im gemeinschaftlichen Wohl-Leben aus Spaß braucht eine Form, die zu suchen einzig anstände.  Re-habilitierung, einzige. Für alle. Täter. Nutznießer. Opfer. In eins.

Dass auffälligerweise in Nossendorf, dem Gut des Vaters, alle Ställe und Scheunen und das Wirtschaftsgebäude der begleitenden Dienste (Wäscherei, Sattlerei,  Kuhstall) und der kleineren Tiere zerstört sind und weg, und vom Haus der Menschen, die das be- und umsorgten gerade noch das Gehäuse steht, zeigt viel.

Viel vom Zustand der Dinge, der Welt, wo es schlimm steht mit den Tieren und  Pflanzen und Diensten und unser Verhältnis, Verständis dazu. Aber noch ist dem denkenden und umsorgenden Menschen, gerade noch, aufgegeben, einzugreifen, zu revitalisieren, kultivieren. Von Grund auf. Wie Ödipus zu erkennen, dass  er selbst, der Fragende nach dem Übel des Landes, Ursache sei und allein zu lösen berufen, wie das Rätsel Gestalt wird, dessen, der die Form findet, das zu zeigen und wie. Viele erkennen den Wahnsinn der Situation bei uns selbst,  diese prophezeihen gleiche Schalchtrituale der Tieropfer in einem halben Jahr ohne zu sagen  oder raten, es müsse nicht nur das Füttern und Halten der Tiere geändert werden, das viel zu schnell und zu billig und zu viele  erzeugt, geboren und gezogen worden ("produziert"). Alles lebt und arbeitet und wird besamt mit technischen Mitteln, wie einer sich rühmt, 175 000 Tiere in seinem Leben besamt und zum Leben gebracht zu haben, ohne  natürliche Ermüdung oder Vorbehalte, indem er fabrikmäßig schnell, billig und viel erzeugte, wie das Futter, und die Menschen glauben, das sei das Leben und die Zeit und daher gut. Die Häuser für die Kühe und Schweine und Hühner  und Enten, Gänse oder Tauben, und mit ihnen die Eier und Milch und das Korn und das Brot sind gemeint und hier verloren. Doch das Haus für die Menschen ist noch da, die entscheiden. Noch. Was zu tun ist, und nicht erst Kunst oder  Kultur. Für Tier und Pflanzen und Felder und Menschen, anders zu leben, anders zu essen, anders handeln  und sich zu sehen, wie und was, und wofür, zu bestellen das Land, sanierend und umsorgend, was, wozu er ist, wir da sind.

Kluge Stimmen zur Wiedererrichtung des Berliner Schlosses  wollen das, was von Honecker als Palast der Republik, einer Republik ohne Wähler, gebaut wurde, erhalten, was frech ohne Eigenwert der Form und mit dem Verfallswert  nicht mal einer Generation  auf diesem Platz  der Geschichte, der gewachsenen, hingestellt wurde, die von einem Ulbricht abgedeckt wurde als Tat des Nichts  in die Leere für Aufmärsche von fremdem Design noch des  Kretinismus seiner Erscheinung. Was aber ist dies alles gegen das Gefügte, wie es von innen hält, aus historischem Material und der Hände Denken. Was in Berlin Gebot ist, unverrückt wiederherzustellen von innen in alter Materie für  uns repräsentierend alles und alle, kann in einem N. der ländlichen Provinzen von innen gehalten werden durch jene Projektion dessen, was nun unsere Geschichte ist, aus Last und Fluch, das es Erkennen wird und Freude aus uns. Und  wir gehen hindurch, als wären wir aus Wind, so hin und her und leicht und manchmal auch der Sturm. Hier ein Blatt und dort ein Gedanke, als ob wir wissen wozu, kommend und gehend, da und wieder weg, aber Leben und bewirkend, daran  zu erkennen, was und wie.

Wasser*

    [Syberberg3] [ Rehabilitierung] [1976] [Alltag ] [wie ES nie war] [ Syberberg]