Aktuell
INNENPOLITISCHER WIDERSTAND
Gore attackiert Bush
In ungewöhnlich scharfer Form hat der Demokrat Al Gore den US-Präsidenten
angegriffen: George W. Bush stelle mit seiner Politik die Zukunft des demokratischen
Kapitalismus aufs Spiel.
REUTERS
Freund der Konzerne: George W. Bush Washington - In einem Essay für die
"New York Times" warnte Gore, dass durch Bushs Politik nicht weniger
"als die Zukunft des demokratischen Kapitalismus" auf dem Spiel stehe.
Der Demokrat, der Bush bei den Wahlen 2000 knapp unterlegen war, sieht sich
durch die Welle von Wirtschafts- und Bilanzskandalen darin bestätigt, dass
der Kern seiner Kampagne von 2000 "Kampf zwischen dem Volk und den Mächtigen"
weiter richtig sei.
Gore erklärte nicht, ob er 2004 wieder als Präsidentschaftskandidat
antreten wolle. Aber politische Beobachter in Washington werteten seinen Vorstoß
auch als Vorbereitung auf eine erneute Kandidatur.
Gore wies innerparteiliche Kritiker in die Schranken, die seine Äußerungen
und seine Kampagne von 2000 als "wirtschaftsfeindlich" kritisierten.
"Die Vorstellung einiger in unserer Partei, dass wir diese Wahrheit nicht
mehr aussprechen sollten, schon gar nicht in diesen Zeiten, erscheint mir als
schlechte Politik und prinzipiell falsch."
Die Welle der Pleiten und Bushs konzernfreundliche Politik habe bewiesen, dass
die Auseinandersetzung zwischen den Mächtigen und den einfachen Menschen
weiter ins Zentrum der Politik gehöre. Besonders scharf kritisierte Gore
die Steuer-, Gesundheits- und Umweltpolitik des Republikaners. Wenn Bush tatsächlich
an einer integren Politik gelegen sei, solle der Präsident, "die Namen
der Energiefirma-Lobbyisten veröffentlichen, die ihn beraten haben",
forderte Gore in Anspielung auf den Enron-Skandal in den USA.
IN SPIEGEL ONLINE