Die Guernica des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza

Guernica Guernica in Deir al-Balah, letzten Donnerstag. Fünfzehn Menschen starben, darunter 10 Säuglinge und Kinder sowie drei Mütter. Die Seite: eine Säuglingsform-Verteilstation, die örtliche Brunnenklinik

Omar Meshmesh trägt den Körper seiner 3-jährigen Nichte Aya, die unter 10 Personen war, darunter zwei Frauen und fünf Kinder, die bei einem israelischen Angriff getötet wurden, während sie darauf warteten, Nahrungsergänzungsmittel in einer von Project Hope betriebenen medizinischen Klinik in Deir al-Balah, Gaza, am Donnerstag zu erhalten. Credit: Abdel Kareem Hana/AP

Gideon Levy

13. Jul 2025 12:37 am IDT

Zuerst hört man die Schreie, die Art, die Ihr Blut kalt lässt. Die Kamera zieht dann ein, als die Straße mit Staub und Trümmern aus dem Bombenanschlag wirbelt. Das erste Bild ist von einer kleinen Gruppe von Müttern und Babys, die sich aneinander klammern. Eine der Müttern liegt auf ihrem Rücken, scheinbar schon tot. Eine andere hockt über ihr lebloses Baby, das sich auf dem Bürgersteig erstreckt. Ein dritter umklammert ihr Baby - es ist unmöglich zu sagen, ob er am Leben oder tot ist - als ältere Frau neben ihr sitzt, benommen und still.

Ein Mann ruft zur trauernden Frau: "Genug, genug!" Aber sie antwortet ihm mit einem Schrei reiner Angst.

Die Kamera gleitet langsam über die Straße und lässt sich auf den niedergeschlagenen Körpern zweier junger Männer nieder. Könnten sie die Väter sein? Es driftet dann auf zwei weitere Leichenhaufen zu, dann ruckelt es weg, als ob es nicht in der Lage wäre, den Anblick zu ertragen. Ein Teenager liegt anfällig, zwei andere sind offen; alle drei scheinen tot zu sein. Ein Fahrrad liegt am Straßenrand verlassen. Ein Vater beugt sich über den Körper seines kleinen Kindes.

Jemand bahnt sich seinen Weg zwischen die Leichen. "Al-Tiyara", sagt er, was das Flugzeug bedeutet, das die Bomben abwarf. Ein Junge liegt mit dem Gesicht, das auf den Asphalt gedrückt ist, Blut fließt aus seinem Kopf. Seine Hand zittert in einem letzten Krampf des Lebens. Der rote Pool unter ihm breitet sich stetig aus. Zwei Frauen liegen zusammengerollt am Bordstein, fast wie Löffel. Zwischen ihnen ruht der Körper eines kleinen Mädchens.

Die Stimme der Aufnahme des Mannes ist zu hören. Er spricht mit einer Frau, die ihre kleine Tochter umklammert: "Es ist okay, es ist okay, du bist in Ordnung." Er versucht, die Mutter zu beruhigen, die ihr Baby - nur ermordet - in ihren Armen hält. Die Frau starrt auf ihre unempfängliche Tochter, schaut dann zu ihm auf und fragt hilflos: "Was ist mit ihr passiert?"

Im Hintergrund ruft die Stimme eines anderen Mannes: "Gibt es hier ein Auto, um sie mitzunehmen?" während ein anderer Mann um Hilfe schreit und weint: "Schau hier hin!" Eine Frau, die ihr Kleinkind umklammert, schreit: "Er braucht einen Krankenwagen! Bitte nehmen Sie ihn, seine Hand war abgetrennt." Der Mann, der die Szene aufzeichnet, sagt ihr: "Lay him down on the ground."

Auf der anderen Straßenseite liegen die Leichen zweier junger Männer auf dem Rücken. In Lumpen gekleidet, zerrissen ihre Schuhe, einer mit einem verstümmelten Bein. Ihre Arme sind ausgestreckt, Münder agape – vielleicht hatten sie Zeit, um Hilfe zu weinen.

Nicht weit entfernt liegt ein Teenager-Mädchen niedergeschlagen, ihr Körper streckte sich über den Bürgersteig, ihre Beine schwappten auf die Straße. Sie ist tot. Ein verängstigtes Kleinkind begräbt sein Gesicht im Schoß seiner Mutter. In der Nähe sitzt eine andere Mutter und umklammert den leblosen Körper ihres Babys auf ihren Knien. Sie weint vor Angst, ihre Augen flehen, ihr Körper schaukelt, während sie schreit - jede Bewegung erschüttert die winzige Leiche. Der Kopf des Babys fällt wie der einer Puppe. Vielleicht versucht sie, ihn wieder zum Leben zu erwecken, aber es ist vergeblich.

Eine Frau liegt auf der Straße und legt ihren Kopf auf den Bordstein. Ihr Kind liegt neben ihr, Blut fließt immer noch aus dem Kopf. Nur wenige Augenblicke zuvor gab sein Körper eine letzte, schwache Bewegung. Die Mutter drückt ihr Gesicht gegen sein Gesicht, als ob sie versuchen würde, seinen letzten Atemzug einzuatmen. Die Luft ist voll von unerbittlichen, blutrünstigen Schreien – Frauen und Kinder schreien in einem eindringlichen Chor von Schmerz und Terror.

Niemand neigt zu den Verletzten: Es gibt niemanden mehr, der ihnen helfen kann. Bald werden die Toten und Verletzten auf Eselskarren verladen und in die Ruinen des nächsten Krankenhauses Shuhada al-Aqsa Krankenhauses in Deir al-Balah gebracht.

Pablo Picasso zeichnete sein berühmtes Bild als Reaktion auf die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica am 26. April 1937 während des Spanischen Bürgerkriegs.

Diese Videos, von denen CNN und andere Nachrichtenagenturen berichteten, sind die Guernica des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza. Jeder Israeli muss diese Guernica sehen. Doch fast kein Israeli hat es gesehen, und fast kein Israeli wird es jemals tun.

In Neve Ilan, der Heimat der israelischen Nachrichtenstudios Channel 12 und Channel 13, haben die Propagandisten und Gehirnwäscher entschieden, dass die Israelis den Völkermord in Gaza nicht miterleben müssen. Auch diese Entscheidung wird Journalismus heißen.