Mittwoch, den 2. Oktober

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In Lissabon also die Demminer Gesänge
in englischer Version (UT)

Ludwig, Requiem..
aus dem Jahr 1972, also vor 50 Jahren entstanden
und Die Demminer Gesänge von 2023,
30 Jahre nun nach dem letzten Film.(Ein Traum, was sonst 1994).

 

Dazu gäbe es viel zu sagen. Was sie verbindet und was trennend dazwischen liegt. Verbunden durch den Form-Willen in beiden Fällen reduzierten Budgets, was zu innovativen Techniken geistiger Einheiten der Herstellungszwänge führte. Es trennt sie viele Jahre Arbeit und Leben als Geschichte des Films auch der Themen und des Landes wie dessen, der sie zusammenbindend erfand.

 

Der Kirchturm in N. wo wir heute wieder leben, vom Haus hier so zu sehen, wird jetzt im Herbst von Kranichen umflogen, dass die Verse Schillers einfallen als seien sie geschrieben für uns heute.

Die Kraniche des Ibykus

Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Korinthus Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund Apoll;
So wandert er, an leichtem Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll.

Schon winkt auf hohem Bergesrücken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens Wärme
In graulichem Geschwader ziehn.

Seid mir gegrüßt, befreund'te Schaaren,
Die mir zur See Begleiter waren!
Zum guten Zeichen nehm' ich euch,
Mein Loos, es ist dem euren gleich:
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirthlich Dach;
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!

Und munter fördert er die Schritte,
Und sieht sich in des Waldes Mitte;
Da sperren, auf gedrangem Steg,
Zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand;
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.

Er ruft die Menschen an, die Götter,
Sein Flehen dringt zu keinem Retter,
Wie weit er auch die Stimme schickt,
Nichts Lebendes wird hier erblickt.
»So muß ich hier verlassen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch böser Buben Hand verderben,
Wo auch kein Rächer mir erscheint.«

Und schwer getroffen sinkt er nieder;
Da rauscht der Kraniche Gefieder.
Er hört, schon kann er nicht mehr sehn,
Die nahen Stimmen furchtbar krähn.
»Von euch, ihr Kraniche dort oben!
Wenn keine andre Stimme spricht,
Sei meines Mordes Klag' erhoben!«
Er ruft es, und sein Auge bricht.

Der nackte Leichnam wird gefunden,
Und bald, obgleich entstellt von Wunden,
Erkennt der Gastfreund von Korinth
Die Züge, die ihm theuer sind.
»Und muß ich so dich wieder finden,
Und hoffte mit der Fichte Kranz
Des Sängers Schläfe zu umwinden,
Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!«

Und jammernd hören's alle Gäste,
Versammelt bei Poseidons Feste;
Ganz Griechenland ergreift der Schmerz;
Verloren hat ihn jedes Herz.
Und stürmend drängt sich zum Prytanen
Das Volk, es fordert seine Wuth,
Zu rächen des Erschlag'nen Manen
Zu sühnen mit des Mörders Blut.

Doch wo die Spur, die aus der Menge,
Der Völker flutendem Gedränge,
Gelocket von der Spiele Pracht,
Den schwarzen Thäter kenntlich macht?
Sind's Räuber, die ihn feig erschlagen?
That's neidisch ein verborgner Feind?
Nur Helios vermag's zu sagen,
Der alles Irdische bescheint.

Er geht vielleicht mit frechem Schritte
Jetzt eben durch der Griechen Mitte,
Und während ihn die Rache sucht,
Genießt er seines Frevels Frucht.
Auf ihres eignen Tempels Schwelle
Trotzt er vielleicht den Göttern, mengt
Sich dreist in jene Menschenwelle,
Die dort sich zum Theater drängt.

Denn Bank an Bank gedränget sitzen,
Es brechen fast der Bühne Stützen,
Herbeigeströmt von fern und nah,
Der Griechen Völker wartend da,
Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
Von Menschen wimmelnd, wächst der Bau
In weiter stets geschweiftem Bogen
Hinauf bis in des Himmels Blau.

Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
Die gastlich hier zusammen kamen?
Von Theseus Stadt, von Aulis Strand,
Von Phocis, vom Spartanerland,
Von Asiens entlegner Küste,
Von allen Inseln kamen sie,
Und horchten von dem Schaugerüste
Des Chores grauser Melodie,

Der, streng und ernst, nach alter Sitte,
Mit langsam abgemess'nem Schritte,
Hervortritt aus dem Hintergrund,
Umwandelnd des Theaters Rund.
So schreiten keine ird'schen Weiber!
Die zeugete kein sterblich Haus!
Es steigt das Riesenmaß der Leiber
Hoch über Menschliches hinaus.

Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden,
Sie schwingen in entfleischten Händen
Der Fackel düsterrothe Glut;
In ihren Wangen fließt kein Blut.
Und wo die Haare lieblich flattern,
Um Menschenstirnen freundlich wehn,
Da sieht man Schlangen hier und Nattern
Die giftgeschwollnen Bäuche blähn.

Und schauerlich gedreht im Kreise,
Beginnen sie des Hymnus Weise,
Der durch das Herz zerreißend dringt,
Die Bande um den Sünder schlingt.
Besinnungraubend, herzbethörend
Schallt der Erinnyen Gesang,
Er schallt, des Hörers Mark verzehrend,
Und duldet nicht der Leier Klang:

»Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
Bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
Er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
Des Mordes schwere That vollbracht;
Wir heften uns an seine Sohlen,
Das furchtbare Geschlecht der Nacht!

Und glaubt er fliehend zu entspringen,
Geflügelt sind wir da, die Schlingen
Ihm werfend um den flücht'gen Fuß,
Daß er zu Boden fallen muß.
So jagen wir ihn, ohn' Ermatten,
Versöhnen kann uns keine Reu',
Ihn fort und fort bis zu den Schatten,
Und geben ihn auch dort nicht frei.«

So singend tanzen sie den Reigen,
Und Stille, wie des Todes Schweigen,
Liegt über'm ganzen Hause schwer,
Als ob die Gottheit nahe wär'.
Und feierlich, nach alter Sitte
Umwandelnd des Theaters Rund,
Mit langsam abgemess'nem Schritte,
Verschwinden sie im Hintergrund.

Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet
Noch zweifelnd jede Brust und bebet,
Und huldiget der furchtbarn Macht,
Die richtend im Verborg'nen wacht,
Die unerforschlich, unergründet,
Des Schicksals dunkeln Knäuel flicht,
Dem tiefen Herzen sich verkündet,
Doch fliehet vor dem Sonnenlicht.

Da hört man auf den höchsten Stufen
Auf einmal eine Stimme rufen:
»Sieh da! sieh da, Thimotheus,
Die Kraniche des Ibykus!« –
Und finster plötzlich wird der Himmel,
Und über dem Theater hin
Sieht man, in schwärzlichem Gewimmel,
Ein Kranichheer vorüberziehn.

»Des Ibykus!« – Der theure Name
Rührt jede Brust mit neuem Grame,
Und, wie im Meere Well' auf Well',
So läuft's von Mund zu Munde schnell:
»Des Ibykus, den wir beweinen,
Den eine Mörderhand erschlug?
Was ist's mit dem? was kann er meinen?
Was ist's mit diesem Kranichzug.« –

Und lauter immer wird die Frage,
Und ahnend fliegt's, mit Blitzesschlage,
Durch alle Herzen: »Gebet Acht!
Das ist der Eumeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen
Und ihn, an den's gerichtet war!«

Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht' er's im Busen gern bewahren;
Umsonst! der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewußten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
Die Scene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bösewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.

Schiller

Von hier nur die aktuelle Geschichte dazu, wie der fast 1oo-jährigen RvAi. auf ihren Wunsch die Ballade noch mal vorgesen wurde, von der 86 Jährigen Freundin und die ältere R. jedes Wort erinnerd mitsprach als sei es eben gelernt.

für RR. den erprobten Mann des Feuilletons war es am Ende die schönste aller Balladen in.dt.Sprache.

Retrospective Back to the Future

The ambition was to cover the bond that links modernism—the utopia of the 20th century—and cinema. At the heart of the modernist project one finds the projection movement, from back to front, from the past and toward the future. That’s why cinema is the role model of this adventure. The experience of throwing—both at its start and at its end there was only childhood. Back to the Future presents cinematic adventures that articulate the extent of such utopia in contemporary times, from Dziga Vertov to Manoel de Oliveira, from Apichatpong Weerasethakul to Mohamed Zinet, from Duras to Beckett. A journey through the several abysses that form the projection of cinema in time.

New Visions.
New Visions ist ein Ort, an dem einzigartige Filme, Formen und Filmemacher in ein Gespräch verwickelt werden, das sowohl aus der Zeit als auch über sie hinausgeht.
Manchmal im wahrsten Sinne des Wortes, wie in den fragenden Erfindungen von A Donkeys Brief an Chantal Akerman und Lovers’ Winds Neuinterpretation von Albert Lamorisses letztem Film im Iran. Oder durch die Beschwörung der Vergangenheit in der Gegenwart, in Filmen von Mariano Llinás, Andrei Ujică oder Declan Clarke. Oder durch die Umleitung des Digitalen in Werken von Phil Solomon, Virgil Vernier, Nicolas Bailleul, Harmony Korine oder Christian von Borries. Geleitet von Pierre Creton, dem eingeladenen Regisseur, Filmemacher und Landwirt von New Visions, betrachten wir das Kino als ein Feld, auf dem viele Arten wachsen und grasen.
Retrospektive.
Zurück in die Zukunft Das Ziel war, die Verbindung zwischen der Moderne – der Utopie des 20. Jahrhunderts – und dem Kino aufzuzeigen.
Im Zentrum des modernistischen Projekts steht die Projektionsbewegung, von hinten nach vorne, von der Vergangenheit in die Zukunft. Deshalb ist das Kino das Vorbild dieses Abenteuers. Die Erfahrung des Werfens – sowohl am Anfang als auch am Ende gab es nur die Kindheit. Zurück in die Zukunft präsentiert filmische Abenteuer, die das Ausmaß dieser Utopie in der heutigen Zeit zum Ausdruck bringen, von Dziga Vertov bis Manoel de Oliveira, von Apichatpong Weerasethakul bis Mohamed Zinet, von Duras bis Beckett. Eine Reise durch die verschiedenen Abgründe, die die Projektion des Kinos in der Zeit bilden.
Im Internet wo die Kraniche des Ibykus zum Höhren an geboten werden, sieht das dann so aus.

Was aber ist der Gesang der Kraniche anderes als letztes Gericht über das was verloren ging .

Im Theater der Welt. Des Sängers Tod.

Ruchlos und dessen, was er sang . Als Göttertat aufgedeckt und allen offenbar uns nochmal gewonnen zu eigenem Gesang aller nun. Am verlorenen Ort auch zu erinnern und zz fassen, was das war oder sein sollte.

Seit Jahrhunderten , was hier zu tun ist, immer neu. In neuen Formen und Namen und alten Normen. Zu erinnern. Abseits . Am Ende der Welt doch noch mal. Vielleicht gerade und eben so.

Aus Splittern zusammengesammelt und geflüstert was dort noch geht. Wo sonst ganz andere Ernte gewohnt ist. Auch von uns.

Gesänge wie aus alten Epen unsere Geschichte ferner Erinnerungen und Demmin zur Stadt der Märtyrerinnen geworden und ihrer geopferten wie geretteten Kinder als Erfahrung, aber nicht Thema dieses Films der davon wissend noch weiter forscht, woher und wohin das alles kommt.

Dann zu jenem Gesang geworden auch von uns. Mit den Mitteln unserer Zeit und unseres Wissens. So wie man das macht. Dass es dies nun unser aus täglich neuem Geschehen wurde.

Doch noch wieder
g eschafft.