Sonntag,
den 28. Juli

Kom>

Salzburg Festspiele Idomeneo, Regie Peter Sellars, Dirig. Th. Currentzis
Da ist die mythische Geschichte der Oper mit ihrer Musik aus dem 18. Jahrhundert und da ist die Welt des heutigen Regisseurs mit seinen Worten, dass uns noch 15 Jahre bleiben.
Die Frage ist, wie kommt das zusammen. Der Ton ist vom Komonisten besetzt, die Worte dazu auch sind gegeben.
Es wird also auf die Bilder und die Menschen darin mit ihren Bewegungen im Licht von deren Darstellung der theatralischen Räume ankommen.
Um Mozart und Sellars zusammen zubringen. Im Sinne seiner Vision des Weltuntergangs. Und im Salzburg von heute, wo das versucht wird. Auf gleichrangigem Niveau oder Dienst an der Sache der Erkenntnisse.
Wieder, wie in Bayreuth, opfert ein Regisseur von heute, den Komponisten und das Libretto seiner Vorstellung, deren Schicht er über über das Erbe legt. Es wird also darauf ankommen, ob er der Vorgabe, hier Mozarts, gerecht wird. Oder ob er sie missbraucht, lächerlich oder gewalttätig. Und ob das Publikum geeignet oder auch nur imstande ist, dort und heute, darüber zu entscheiden. Aktuelle Bilder und vergleichende Erinnerungen des letzten Jahres zum Thema Mozart und Flüchtlinge lassen am gelungenen Ergebnis zweifen. Ob dies und wir solcher Art jenem Mozart gerecht würde, der als Quelle und Modell angerufen wurde. Oder wie in Bayreuth auf andere Weise -beobachtet hier am Schirm- an solchem Masstab des Erfinders scheitern musste. Und letztlich hier dann auch am eignen Anspruch des zu visualisierenden Weltuntergangs.
Aus der Ferne betrachtet die Frage am Ende, wie weit das, was da geschieht auf der Bühne und da unten im Theater der Zuschauer oder auf den Strassen, nicht schon selbst Teil des Symptoms sind, das sie bekämpfen. Übertragen, infiziert ins plüschig-Gutmeinende einer Plasiknorm, des Rennens und Machens, der Arme und offenen Münder und Kostümierungen, als Akrobatik jener spelunca latronum, das mehr Opfer ist statt Strenge der Entgegnung einer Erkenntnis solitärer Form. Und jenes Demut vor dem Ende, die hier -wenn schon öffentlich- ungeheure Stille apokalyptischer Dunkelheit gebietet. In der Gewissheit dieser Form dann auch.
Mitter-Nacht