Der Künstler will nicht zwischen den Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam trennen. Doch die Ausstellung konzentriert sich auch auf den Konflikt zwischen dem jüdischen Staat Israel und den äberwiegend muslimischen PalŠstinensern, der sich in weiten Teilen um die Stadt Jerusalem dreht. Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif/Das edle Heiligtum) in der Altstadt mit der Al-Aksa-Moschee, dem Felsendom und der Klagemauer ist Juden wie Muslimen heilig.
"Wir haben Jerusalem gewählt, weil wir erzŠhlen werden, was wirklich mit den Palästinensern und PalŠstina aktuell passiert, vom Standpunkt Jerusalem aus betrachtet", sagt der Generaldirektor des Museums, Mahmud Hawari. "Es gibt keine Stadt auf der Welt, die so viele Gefühle auslšst, seien es nationale, religišse, kulturelle oder sentimentale."

Israel hat im Sechs-Tage-Krieg 1967 - vor 50 Jahren - auch den Ostteil von Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 200 000 israelische Siedler und rund 300 000 PalŠstinenser. Israel bezeichnet Jerusalem als "unteilbare Hauptstadt" Israels. Die PalŠstinenser wollen dagegen Ost-Jerusalem als Hauptstadt fŸr einen kŸnftigen unabhŠngigen PalŠstinenserstaat.
Die Ausstellung beleuchte Jerusalem aus politischer, škonomischer, kultureller und ideologischer Sicht, sagt die Kuratorin Reem Fadda. In dem Museum werden Videos, AudiobeitrŠge, Grafiken und historische Dokumente zu sehen sein, wie Pilger-Zertifikate von Juden, Christen und Muslimen aus dem 18. Jahrhundert. Im 36 000 Quadratmeter gro§en Garten werden zwischen Oliven-, Feigen- und GranatapfelbŠumen Werke aus Stein, Ton und Zement prŠsentiert.
Das rund 25 Millionen Euro teure GebŠude selbst wurde von dem in Dublin ansŠssigen ArchitekturbŸro Heneghan Peng entworfen und thront auf einer HŸgelkuppe am Rande der Birseit-UniversitŠt nahe Ramallah. Aus der Ferne erinnert das Museum in seiner langgezogenen Form mit zahlreichen Zacken an ein in der Sonne liegendes Krokodil.
Das grš§te Museum fŸr palŠstinensische Kunst und Geschichte will auch an Flucht und Vertreibung Hunderttausender PalŠstinenser nach der israelischen StaatsgrŸndung 1948 erinnern. Die Einrichtung wird privat finanziert, vor allem von der palŠstinensischen Nichtregierungsorganisation Taawon-Welfare Association.
Von israelischer Seite gibt es immer wieder die Aussage, die PalŠstinenser seien kein Volk und hŠtten daher auch keinen Anspruch auf einen eigenen Staat. "Die meisten der modernen Staaten in der Welt haben sich im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt", sagt Generaldirektor Hawari. "Die PalŠstinenser bilden da keine Ausnahme." Um 1900 hŠtten die PalŠstinenser damit begonnen, sich als solche zu bezeichnen. "Davor waren PalŠstina und die PalŠstinenser Teil der Bevšlkerung der Levante." Dazu zŠhlen unter anderem Syrien, der Libanon und Israel.
15 Monate stand das GebŠude leer. Hawari hatte seine Stelle erst mit der Eršffnung des Museums angetreten. Sein VorgŠnger hatte Monate vorher seinen Posten verlassen. Eine fŸr Herbst 2016 geplante Ausstellung wurde abgesagt, weil die Vorbereitung "ziemlich viel zusŠtzliche Arbeit" verlangt hŠtte, wie Hawari sagt. Insofern habe das Museum "Jerusalem lives" in Rekordzeit erarbeitet.