Laut Transkript nennt Varoufakis Gaza ein "nutzloses, feindliches Land", das Israel gegen die Westbank getauscht habe, um Geld und Personal zu sparen und "das Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Westjordanland zu vollenden".

Kritik an Israels Mauerbau

Das Westjordanland werde von Israel illegal besetzt, und für die Palästinenser sei es unmöglich, dort ein normales Leben zu führen, heißt es weiter. Man solle sich nur mal anschauen, wo die Israelis ihre Mauer bauen würden, so Varoufakis: Dieses "Betonmonster" trenne die Palästinenser von ihrem eigenen Land.

Um jeweils auf die andere Seite zu kommen, müssten sie kilometerweit zum nächsten Checkpoint laufen und dort erniedrigende Durchsuchungen über sich ergehen lassen. "Es ist Sadismus", sagte er. "Erst bauen sie eine Mauer, um die Palästinenser zu isolieren und von dem Land zu trennen, das sie stehlen wollen. Dann machen sie ihnen das Leben unerträglich, indem sie ihnen nicht erlauben, ihr Land zu bewirtschaften. Und dann erklären sie das Land für verlassen." Die Welt schaue tatenlos zu - "und wundert sich, wenn sich einer dieser Palästinenser in die Luft sprengt".


Knapp drei Monate später antwortete der Radiosender auf die Beschwerde des Thinktanks: Varoufakis habe mit seinem Kommentar gegen die Regeln des Senders verstoßen. Als Lehrbeauftragter für Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Athen sei er ein geeigneter Ansprechpartner für Wirtschaftsthemen, aber nicht für den Nahostkonflikt. Sein Kommentar hätte von einem Gegenkommentar begleitet werden müssen, dies sei aber versäumt worden. Man entschuldige sich und werde die weitere Zusammenarbeit überdenken. Varoufakis bekam also Probleme, weil er gegen die Ausgewogenheitsregeln des Senders verstoßen hatte, nicht aber, weil er sich spezifisch judenfeindlich äußerte.
Die Sendung wurde dennoch eingestellt, nach 16 Jahren. In einem Blogbeitrag hat Varoufakis 2010 zu dem Vorfall Stellung genommen: Er habe damals nur gesagt, was selbst in der israelischen Zeitung "Haaretz" nachzulesen gewesen sei. Kritik am Bau der Mauer in Israel dürfe nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden.

In Israel wurde der nun ausgegrabene Nahost-Kommentar des Finanzministers relativ gelassen aufgenommen. Grund zur Sorge bestünde wohl nicht, schreibt die "Times of Israel": Das sei "typisch linke Kritik", erklärt dort ein Politologe - und der Vorfall liege lange zurück. "Heute sind die meisten Mitglieder von Syriza deutlich moderater", zitiert die Zeitung Victor Eliezer vom Zentralvorstand der jüdischen Gemeinden in Griechenland.