Unter den Opfern soll ein fünf Monate altes Baby sein. Damit steigen die Opferzahlen ständig an: Seit Beginn der Offensive gab es auf palästinensischer Seite mehr als 250 Opfer, auf israelischer Seite kam neben dem Soldaten ein Zivilist ums Leben.

Peter Beaumont, Reporter beim britischen "Guardian", schildert den Ablauf der Ereignisse so: Kurz nach 16 Uhr sei das erste Geschoss an dem kleinen Hafen von Gaza eingeschlagen. Offenbar traf die Granate eine kleine Metallbaracke. Daraufhin seien die Kinder in Panik vom Wasser in Richtung des Hotels Al-Deira gerannt, in dem sich auch die Journalisten aufhielten. Noch während sie über den Strand liefen, seien die Jungen von einer zweiten Rakete getroffen worden, etwa 40 Sekunden nach der ersten Detonation. "Diejenigen, die gefeuert haben, haben offensichtlich so gezielt, dass sie die flüchtende Überlebenden treffen", berichtet Beaumont.
Vier Jungen wurden bei dem Angriff getötet - alle aus der Familie Bakr. Zwei Kinder namens Mohammed - elf und neun Jahre alt - sowie die Zehnjährigen Ahed und Zakaria. Drei weitere Jungen konnten sich schwer verletzt ins Hotel retten. Die Reporter leisteten Erste Hilfe, die verwundeten Kinder überleben. Ein französisches Kamerateam hat die Ereignisse festgehalten.

"Es war offensichtlich, dass es sich um Kinder handelt"

"Wir haben Verstecken gespielt, als wir getroffen wurden", sagte einer der Jungen später im Krankenhaus. "Die erste Granate, die einen von uns getötet hat, haben wir nicht einmal gehört. Die zweite hörte ich, als wir über den Strand rannten. Die hat drei weitere getötet.

"Es gibt keinen sicheren Ort in Gaza. Die Bomben können zu jeder Zeit jeden treffen", sagt Fotograf Tyler Hicks, der Augenzeuge des Angriffs wurde. Er erhebt Vorwürfe gegen die israelische Armee: "Eine Metallbaracke ohne Strom und fließendes Wasser in gleißendem Sonnenschein sieht nicht aus wie ein Ort, in dem sich Hamas-Kämpfer - das Ziel der israelischen Armee - aufhalten", schreibt Hicks in der "New York Times". "Kinder, die vielleicht 1,20 Meter groß sind, Sommersachen tragen und vor einer Explosion davonrennen, passen auch nicht zur Beschreibung von Hamas-Kämpfern."
"Guardian"-Reporter Beaumont sagte: "Selbst durch den Rauch war offensichtlich, dass es sich um Kinder handelt. Selbst der älteste Junge sah aus wie acht. Das waren spindeldürre Fischerjungen in kurzen Hosen."

Die israelische Armee hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt. In einer ersten Erklärung hieß es: "Nach vorläufigen Untersuchungen waren Hamas-Terroristen das Ziel dieses Angriffs. Die zivilen Opfer, von denen berichtet wird, sind ein tragisches Ergebnis." Über Twitter teilte das Militär am Mittwochabend mit: "Wir betrachten jeden Tod eines palästinensischen Zivilisten als Tragödie. Die Hamas betrachtet jeden Tod eines israelischen Zivilisten als Errungenschaft."

 

 

20 Palästinenser bei Israels Bodenoffensive getötet
Gaza (dpa) – Bei der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben bislang etwa 20 Palästinenser getötet worden. Die Zahl der Toten seit Beginn der Offensive vor elf Tagen stieg nach Angaben der Rettungsbehörden auf 258. Ingesamt seien 1980 Menschen bei israelischen Bombardements verletzt worden. Nach dem Scheitern von Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der radikal-islamischen Hamas hatte Israel in der Nacht Bodentruppen in das Palästinensergebiet geschickt.