J.A. SPIEGEL

Wollen sich die Deutschen dem Joch dieser Macht mit stiller Lust beugen, wie Heinrich Manns "Untertan" sie empfand? "Die Macht, die über uns hingeht und deren Hufe wir küssen! ... Gegen die wir nichts können, weil wir alle sie lieben! Die wir im Blut haben, weil wir die Unterwerfung darin haben!"
Oder wollen sie dieser Macht eine Gegenmacht entgegensetzen? In den vergangenen Monaten wurde viel über eine neue deutsche Rolle in der Welt gerätselt. Im neuen SPIEGEL erklärt der Soziologe Heinz Bude in einem Essay "Warum dieses Land endlich seine Rolle als eine der mächtigsten Nationen der Welt annehmen muss".

Deutschland könnte sich für ein Europa einsetzen, in dem bürgerliche Freiheiten nicht verhandelbar sind - auch gegenüber einem angelsächsischen Verständnis von Freiheit, das sich von seinen Wurzeln weit entfernt hat. Das wäre eine sinnvolle Lehre aus Nazi-Terror und Stasi-Regime.

Es geht nicht um Sicherheit, es geht um Macht

Im neuen SPIEGEL heißt es: "Deutschland ist ein Land, das sich nichts traut." Wenn es gegen Amerika geht, sackt auch dem Rest Europas das Herz in die Hose. Frankreich, Spanien, Portugal und Italien waren nicht gezwungen, dem Flugzeug des bolivianischen Präsidenten Evo Morales Überflug und Landung zu verwehren, in dem der Flüchtling Snowden vermutet wurde. Das war eine Geste der freiwilligen Unterwerfung.

Noch sonderbarer ist das Schauspiel der konservativen Publizisten, die sich schützend vor eine versagende Regierung stellen: Die Überwachung durch Amerikaner und Briten sei erstens nicht neu, zweitens nicht schlimm, diene, drittens, unserem Schutz und viertens lasse man auf die amerikanischen Freunde nichts kommen.