Der SPIEGEL hat vergangene Woche versucht, ein Streitgespräch zwischen Augstein und Rabbi Cooper zu arrangieren. Warum nicht den beiden Kontrahenten die Gelegenheit geben, ihren Standpunkt deutlich zu machen? Das war die Idee. Meinem Kollegen Clemens Höges, der das Auslandressort leitet, fiel die Aufgabe zu, alles Erforderliche in die Wege zu leiten.

Auf keinen Fall Augstein die Hand geben

Es gibt für Gespräche im SPIEGEL eine bewährte Praxis. Man bringt die Gesprächspartner an einem neutralen Ort zusammen; am Ende steht eine Fassung, die beiden vor Drucklegung zur Autorisierung zugeht. Es ist ein seit über 60 Jahren eingeübtes Verfahren, das bislang mit allen Größen der Welt funktioniert hat - nur leider nicht mit Rabbi Abraham Cooper.

 

Höges beschreibt im neuen SPIEGEL die sich über mehrere Tage hinziehenden Verhandlungen. Zunächst müsse eine öffentliche Entschuldigung her, verlangte Cooper, ein Schuldeingeständnis des von ihm Gelisteten. Dann bestand er auf getrennten Orten: Er wolle auf keinen Fall Augstein die Hand geben oder auch nur eine Sekunde mit ihm in einem Zimmer verbringen.
Als der SPIEGEL nach Rücksprache Letzteres garantierte, forderte der Rabbi einen unabhängigen Fragesteller als Beisitzer. Ich weiß nicht, was ihm vorschwebte: ein Gesandter der KSZE, ein Mitarbeiter der Menschenrechtskommission der Uno? In jedem Fall beschloss Höges an dieser Stelle, das Unternehmen abzubrechen. Muss man noch erwähnen, dass der Mitbegründer des Wiesenthal-Centers den Namen des Mannes, den sie dort gerade zum deutschen Ahmadinedschad erklärt haben, kontinuierlich falsch schrieb?

Nicht nur mit eingebildeten oder echten Nazis steht man in Los Angeles auf Kriegsfuß, sondern offenbar auch mit der freien Presse. Aber vielleicht ist ja ab einem gewissen Punkt alles irgendwie gleich.