Antwort aus Berlin:

auch wenn wir die Worte nicht hören.
deutlich, wovon die Rede ist.
aus den Bildern.
die es zeigen.
aus den Mienen.
zwischen Trauer und Kampfesmut.
Nachspüren den Erinnerungen.
und messen an Gegenwart und Zukunft.
die Zusammenhänge erklärend.
am Beispiel von Schloss Monbijou.
und der traurigen Straße.
wenn auch im schönsten Abendlicht.
und Heiterkeit in den gesprächen.
Aufgehoben Sein in den Musiken.
Kraft zu schöpfen.
schön, die geschenkten Gedanken.
reflektierend Bilder, Worte, Töne.
schönes Echo.
Antwort und neue Fragen.
bitte mehr davon.
dass der Austausch gedeiht.
Überlebensmittel.
angesichts vor allem der unverschämten Hybris.
gegenüber Natur und Kreatur.
für etwas Demut.
die Relation zum Universum.
wahrzunehmen.
wie zum Anderen.
natürlich muss man sprechen.
auch mit Hugo Chavez.
jede Bombe eine zuviel.

 

 

Dienstag, den 7. August

aktualisiert 12:39h

 

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Sehr geehrter Herr Syberberg,
vielen Dank für Ihre Fotos von Nossendorf und Gedanken über Nossendorf auf Ihren Internetseiten.
Freundliche Grüße
Heike

Gedanken zu seinen Gedanken

Er ging über die Dorfstraße, aufrecht, in Gedanken, zwischen dem Heute und den Bildern in seinem Kopf, den Bildern der Kindheit, geht den früher sommertrockenen Sandweg, der im Herbst nur mit Gummistiefeln und über Pfützen und Modderlöcher springend überwindbar war.
Er war da, sah niemanden in den Gärten und auf den Höfen, sie sahen ihn, hinter ihren Gardinen und Hecken, die Blicke nicht offen, nicht interessiert, aber neugierig schon. Es gibt nicht viel zu sehen sonst. Das tägliche Einerlei, unterbrochen vom Hupen des Bäckerwagens oder vom Tod der alten Nachbarin. Selten verirrt sich ein Fremder ins Dorf.
Ein Fremder, nein, das ist er nicht. Fremd geblieben vielleicht, fremd geworden in den Jahren des Fernseins. Er ist einer von ihnen. Einer aus diesem Dorf. Ihrem Dorf. Ihrem Dorf? Wird es ihr Dorf bleiben. Man hört so viel. Der Nachbar machte auch so Andeutungen. Jeder will etwas gehört haben, hat nur vergessen, von wem. Nun war er da. Möchte im Vaterhaus leben. Das Haus, das sie nicht wollten, soll er es haben? Es stand leer, das alte Haus, wäre vielleicht schon abgerissen, wie die alten Wirtschaftsgebäude. Was sollten sie auch damit. Es ist geblieben, zwar wenig instand, aber es stand. Noch. Und nun auch wieder, stand es mit seinen Gedanken gefüllt. Hier saß die Mutter in der Sonne, trug eine leichte Sommerbluse, das Haar frisiert, ein Lächeln für den kleinen Jungen auf dem Schoß. Der Vater, mit Reitstiefeln, aufrecht, gut aussehend, ein Mann, den nicht nur die eine Frau liebte. Er zog Blicke auf sich. Achtungsvolle, anerkennende Männerblicke, verträumte der Mädchen auf dem Hof.
Und nun geht der Sohn über jenen Hof. Jahrzehnte nicht hier, doch verwurzelt, wie diejenigen in den Holzpantienen nebenan. Wann ist man verwurzelt? Mit zwei Ahnenreihen auf dem Friedhof gegenüber? Wenn schon der Großvater in der Kammer oben geboren wurde? Ja, Wurzeln brauchen Zeit, starke hatten sie.
Er hat starke Wurzeln. Fühlt sie bis zum Herz reichend. Jeder Weg, jeder Blick, alles weckt Verborgenes in ihm, ein leichter Druck, da, wo sein Herz schlägt.
Und sie hinter den Gardinen und Hecken, kennt mancher von ihnen es nicht auch? Das Trauern und Sehnen, nach dem Ort der Kindheit. Die, die der Krieg in dieses Dorf brachte. Alles verloren, nur wenig am Körper und im Magen damals.
Rücken und Finger krumm, Schwielen an den Händen und auf der Seele. Das kleine etwas Leben, das Wichtigste, ist ihnen damals geblieben, wenigstens das, sehen sie es so? Was war schon wichtig damals, im Jahr 45. Des Brotes trockener Knust, eine warme Decke um den ausgezehrten Körper, jede Birne, jede kleinste süße Beere wäre das köstlichste Mahl, nicht auffindbar in den Wintermonaten der Flucht.
Nossendorf. Pfützenwege. Man brauchte nicht viel, nicht alles wie heute. Man sehnte sich nach einem warmen Heim, Essen, Trinken, zweimal Kleidung, für den Alltag und für die seltenen Gelegenheiten des Fröhlichseins und Feierns. Lange brauchten sie, um ihr Nossendorf anzunehmen. Jetzt, im Alter sagen sie „unser“ Nossendorf. Meinen sie es auch so?

Nun kommt er, fremd und hergehörend, Vorpommer wie sie, doch dazugehörend? Weltenbummler. Bummler? Bummelte durch die Welt, mit Zeit, aber ohne Heim?
Keine Hühner, die vor dem Küchenfenster scharrten, kein Schwein im eigenen Stall, quieckend und drall, brachte Geld in der Planwirtschaft.
Aber Paris und New York. Sprachen, Menschen, Leben. Von allem viel. Seine Zeit nach Nossendorf, seine Zeit vor Nossendorf. Seine Welt, fremd für sie, erst seit kurzem erreichbar, vielleicht auch für sie.
Er ist hier, geht über die Dorfstraße, zwischen den Zäunen und Hecken, kein Fremder, fremd geworden, doch nicht fremd, wenn sie es wollen. Redet wie sie, geht wie sie, älter geworden, etwas. Nicht im Kopf, wie manch einer von ihnen. Offen, aufgeschlossen, interessiert. Aber auch stur, wie sie es sein können, pommersche Sturköppe eben, reden wenig, nur wenn sie es wollen, aber mit ihm wollen sie es nicht sehr oft, manch einer gar nicht, weichen ihm aus, seinem Blick, seinem Weg.
Dabei hätten sie viel voneinander, zwei Lebenswelten. Ein gemeinsamer Anfang, hier in der pommerschen Provinz, verbindet nicht? Wurzeln, die sich begegneten und von denen eine entrissen wurde, noch jung, wenig selbst entscheidend, andere taten dies für sie. Sie suchte Halt in den Böden der Welt, vergaß nie die Geborgenheit in pommerscher Erde und Luft.
Er hängt an der Scholle wie unsereins. Anders nur. Verwurzelt, seit Generationen vielleicht, jedoch länger als hier die alt gewordenen Flüchtlingskinder, die, gekommen aus Hinterpommern mit Nichts, nur mit etwas Leben, das sie retten konnten vor dem, was sie dahinraffen hätte können.
Sie haben noch immer nicht viel, doch viel mehr, als sie meinen. Könnten geben, wie er. Ihr Interesse, ihre Ideen, die sie haben, zu Hause am Küchentisch.
Was hält sie davon ab? Scheu, fehlendes Vertrauen in eigenes Können und Wissen? Bequemlichkeit im täglichen Einerlei hinter ihren Zäunen und Hecken?
Der Nicht-Fremde hat Fremde für das Dorf interessiert, holt sie dorthin, in die pommersche Provinz, die so schön ist mit ihren alten Kirchen, Häusern und Alleen, mit ihren Flüssen, Wäldern und Seen. Kraft ist ihm zu wünschen, Gesundheit und Geduld, Geduld mit den Sturköppen von nebenan. Die noch immer auf alten Wegen gehen und doch alte Wege nicht wieder herstellen möchten. Die alte Sichtachsen mit Schuppen verbauten, mit Schuppen, die sie heute nicht mehr brauchen würden, aber stur stehen lassen.

Werden wir tolerant sein, wenn wir uns begegnen? Begegnen mit dem Wissen über unsere Ahnen. Werden wir uns verstehen, verstehen wollen, zuhören, Gedanken aufnehmen, Gefühle des anderen ebenso empfinden. Gedanken sind frei, geprägt vom Vorher und Jetzt. Jeder hat seine, doch sprechen wir vom Gedankenaustausch. Ich spreche über meine, er über seine. Ein Austausch, bildend, interessant, lange gewünscht.

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Veronika Blachuta

 

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Lara Melde

 

Aus Mangel an Programmheften mit der Beschreibung der Installationen
eine kurze Beschreibung dessen, was man sieht und hört und wo wir sind und warum dies alles und wozu.

Auch die Anschaung des Weges nun zur Kirche
auf Beton und ohne Bürger-Steig. Als seien wir in Feindesland. Ohne Bürgermeister und Menscvhen. Nach der demokratischen-wie sie sagen- Einziehung des alten Pfades , der die historischen Orte seit Jahrhunderten verbindet. Weil dort keine Autos fahren. Und eine Garage den Weg nun braucht.