Die Marquise von O..../Nossendorf - 12. Juni 2011

heute um Mitternacht auf Montag
also wenn alle schlafen
Kleist/San Domingo 1970 in Bayerischen Fernsehen
also vor über 40 Jahren entstanden
noch nie im FS gesendet.

 

von mir selbst vorgeschlagen
statt des Ludwig Films, den das ZDF nicht rausgibt(ohne ihn zu senden).
Keine Antwort.

 

Sonntag, den 3. Juli

siehe auch>

 

 

 

aktualisiert Mon.21:15hh

Kleist nahm sich vor 200 Jahren das Leben
durch einen Schuss aus seiner Pistole.
Aus diesem Anlass veranstalten sie in Deutschland jetzt vieles, was seiner gedenkt. Eine zentrale Veranstaltung wird in Berlin sein. Da werden viele Aufführungen von überallher und Filme von vielen verschiedenen Leute gezeigt, dazu gibt Reden, Diskussionnen. Die Kulturstiftung des Bundes finanziert mit grosser Summe.

Schon einmal war er staatstragend, wenngleich man nicht alles gerne sagte und zeigte. Und wovon man heute nicht gerne spricht. Zu seiner Zeit litt Kleist unter dem mangelnden Echo der Theater, er wurde nicht aufgeführt, der Verleger, er wurde nicht gedruckt, der Leute um ihn. man nahm ihn nicht ernst, des Hofes, er hatte es schwer, einfach seine Zeit war gegen ihn. Was nicht heisst, dass Kenner nicht von ihm wussten. Aber sein Anspruch war ein anderer. Er konnte nicht leben von dem und mit dem, was er schrieb und tat.

 

Zu dem, was bei diesen Veranstaltungen als Thema genannt wird, kann ich nichts sagen. Zu Vater, Eros, Kafka, oder Täuschung und Geheimnisverrat, und Leute, die da zuhören, würden sich kaum für das interessieren, was hier an Kleist wichtig war.

Mehrfach war Kleist Gegenstand meiner Dinge, die mich beschäftigten, in Theater, Film und Büchern. Kleist wurde zum Thema. Als Autor, Figur des Lebens und Begriff, wie wir ihn aus den Texten und Berichten seines Lebens kennen. Als Abituraufsatz zweimal gewählt( Kohlhas), mit einigem Erfolg, aber langweilig den heutigen Augen, San Domingo, wegen des Stoffs nach 68- die Liebe gegen und trotz der Gruppe, und dann die Monologe auf dem Theter und als Film. Das konnte nicht staatstragend sein, nicht den ästhteischen Erwartungen der Zeit entsprechen und doch kamen sie herum, 4 Stunden Penthesilea und Marquise, bis Madrid, Valadolid, Lissabon, Parma und Paris und Moskau oder Edinburg. Was waren die Anforderungen der offiziellen Zeit, denen wir (immer zusammen mit Edith Clever als Darstellerin) offiziell nicht genügten, wer unterstützte trotzdem, warum in Berlin und Frankfurt und wo dort, bei überall vollen Häusern. Und als Film dann im Fernsehn ab Mitternacht doch in Coproduktion mit Frankreich, wir wollen nicht langweilen jetzt, aber das sind die Themen, worüber ich sprechen könnte, auch müsste und was wahrlich Kleist und die Zeiten heute hier und anderswo berührt. In dem Projekt Ein Traum, was sonst, mit dieser Zeile aus einem Homburg, wenn er dem Tod gegenübersteht, wird in der Sprache das Ende Preussens vor seinen Ruinen beschworen. Eines Preussen, das ihn nicht wollte und das er als eines seiner Besten war.

Dann warum entdeckte ich den Schwanengesang Oskar Werners, wenn er sich noch einmal als Homburg am Rande Wiens in einem Bierhaus unter dem Gelächter der Anbeter und halbtrunken, wie sie sagten und aus der Zeit gefallen, die damals Steins Schaubühne hiess, inszenierte und aufnahm, dass ich ihn zur documenta 15 Jahre nach seinem Ende mit nachdenklicher Anerkennung seiner Tat vorführte, in einem Raum, den ich Höhle der Erinnerung nannte, neben Schleef und Mozarts Requiem und Beckett. Und jetzt, wenn ich am Ort, wo ich lebe, fernab, ein Problem dort zeige, in Form von neapoletanischen Puppen, meine, sie wären imstande die Menschen dort und deren Dinge von innen her und besser zu zeigen als alle Worte und Theater oder Filme je könnten, erinnere ich mich Kleists Marionetten, mit denen er versuchte, das zu behaupten, was die Theater seiner Zeit, wie die unseren, nicht konnten. Die Marquise vor dem zerbomten Schloss Berlins und vor dern Prospekten des Schlosses Friedersdorf, wo Kleist ein- und ausging jetzt ein Fussballplatz. oder die Penthesilea (ihre erste Aufführung in Anwesenheit Kleists war ein Solo) aller Figuren ins Ich transponiert, wie sonst. Die Puppen unserer Probleme in einer LPG Halle die einmal die Scheune war bis 1945(NOssendorf, Der Weg zur Kirche 2011). San Domingo unter Rockern in Bayern, Penthesilea jm Dunkel der Schadows'schen Prinzessinnen, auch nicht gelitten in ihrer Zeit, das sind Einsamkeiten, die Kleist gemäss sind. Wir haben es ausgehalten. Mehr geht nicht. Von San Domingo als Protest bis in die Monologe seiner Texte auf den grossen Bühnen und zur Wieder-Entdeckung des Oskar Werner/Homburg vor seinem Tode ist ein ziemlicher Weg.

 

 

unser Kurator Arved Schultze wird Ihnen konkret Fragen zu den Produktionen und thematischen Schwerpunkten im Festival beantworten. Er ist gerade in Caracas und wird sich in der nächsten Woche nach seiner Rückkehr in Verbindung setzen
Zunächst kann ich Ihnen jedoch sagen, dass der 17.11. einen vom weiteren Programm relativ autonomen Tag darstellt. Es werden also im Gegensatz zu den Theaterinszenierungen hier ausschließlich Filme gezeigt.

Wie ich erwähnt hatte planen wir an diesem Tag auch ein Podiumsgespräch unter der Leitung von László Földényi, welches Kleist im Film zum Thema haben soll und womöglich vor-oder nach Ihrem Film auf der Großen Bühne stattfinden wird. Dies wäre ein Teil der Gesprächs- und Vortragsreihe in der namhafte Literaturwissenschaftler, Journalisten, Autoren, Übersetzer und Theatermacher Themen behandeln, die Kleist beschäftigten und prägten und sich in seinem Werk niederschlagen.

Günter Blamberger und Alexander Weigel werden sich mit zu dem Thema "Das (Über-)Marionettentheater" äußern. Letzterer hält zudem einen Vortrag, der Kleists Vorstellungen vom Theater anhand seiner Kritiken und Artikel in den Berliner Abendblättern thematisiert. Ausländische Herausgeber und Übersetzer werden in einem Gespräch über ihre Arbeit an Kleistübersetzungen berichten, die Thematiken "Krieg und Fetisch Waffe", "Amt und Lebensentwürfe", "Kleist und Erotik", "Kleist und der Vater", "Kleist und Kafka" und "Täuschung und Geheimnisverrat" sind weitere Themen, denen sich in der Reihe gewidmet wird.

Allgemein ist es uns wichtig, die Kleist-Auslegung verschiedener Zeiten so gut es geht zu beleuchten sprich mögliche Vergleiche zwischen den Krug-Verfilmungen von 1935 und 1969 (DEFA) oder den Kohlhaas von Schlöndorff (1969) und Milos Forman (Ragtime) als auch den neueren Verfilmungen wie Käthchens Traum von 2003. Zoltan Spirandelli wird seinen Kurzfilm "Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege" live erzählen. Desweiteren planen wir, Dokumentationen zu zeigen, die Thematiken und Gedanken aus Kleists Werken fortzsetzen wie zB. "Haiti. Uden Titel" von Jørgen Leth.
http://www.gorki.de/de_DE/festival/program
Nun, o Unsterblichkeit bist Du ganz mein!
Oskar Werner/Der Prinz von Homburg (1981)
Auf DVD
San Domingo 1970
Penthesilea 1976
Die Marquise von O.... (1989)
Ein Traum, was sonst (1990/94)
Prinz vom Homburg 1981/97
auf der documenta X in Kassel
und wie hier in Paris 2003
im Centre Pompidou
Der Weg zur Kirche
Nossendorf 2011
Alles auf DVD
München/Berlin/Nossendorf
Neue Zürcher Zeitung 2.7.2011

Vor 20 Jahren erschien das Buch Vom Unglück und Glück der Kunst in Deutschland nach dem letzten Kriege. Es war die kulturelle Bilanz zur Situation im Westen Deutschlands im Moment des Falls der Mauer. Von seiten eines in dieser Kultur Produktiven. Die Ächtung der Betroffenen an den Punkten der Macht machte eine weitere Arbeit in Deutschland unmöglich. Schweigen hätte das Lügen der Kunst selbst in ihren hier wichtigsten Forschungen unserer Erkenntnisse oder deren Formen in der Kunst bedeutet. Schon vorher hatte die Einschränkung der Produktionsmittel auf diesem besonderen Felde, eine eigene Ästhetik erfordert und hervorgebracht, zuletzt die Monologe als Anspruch eines Welttheaters in einem Menschen, und das hiess ein Mensch auf der Bühne im vorwiegend dunklen Raum und so im Film, mit kleinstem Arbeitsaufwand ausserhalb der Systeme. Der Mut der Produzenten und Auftraggeber grantierte mitternächtliche Fernsehausstrahlungen bis zum Morgen und 4 Aufführungen bei vollen Häusern in Berlin und Frankfurt. Dort wurde Kleist ein zentraler Gegenstand dieser besonderen Formen solitärer Erkenntnisse, in langen Abenden von 4 Stunden Länge. Waren die Filme vorher auch vergleichbare Versuche einzelgängerischer Natur, so waren sie aber durch ihre Bildhaftigkeit im Ausland zugänglicher, und gerade daher kam das wichtigste Echo, zumeist von denen, die Deutschland verlassen mussten, durch Sprache nahe und nach solchen Formen und diesem Suchen süchtig, was sie lange vermissten, so dass sie nun als Vermittler auftraten und die Heimat des Geistes boten, die in Deutschland schmerzlich verloren ging. Das alles war ein Unglück und Glück zugleich. Die Schwere der Arbeit lastete und das Leichte der Antwort jenseits der Grenzen beflügelte. Hier zu schweigen woher alles kam, im Moment der Öffnung aller Mauern, war angesichts der momentanen Höhen des Geschehens nicht mehr möglich. Die Empörung der anderen, die solche Gänge nicht, und nicht mit dergleichen Anspruch und Schule(Brecht und Kortner), wagten oder unternahmen, liess die Auträge auch auf bisher eingeschränkter Ebene der Produktionen und deren sensible Echos in der Öffentlichkeit erlöschen. Das war erwartet und führte doch zu neuen Nachdenklichkeiten und anderen Wegen. Sich zu behaupten und Äusserungen und Formen. Kleist aber hatte es möglich gemacht so zu denken und zu handeln. Die erhaltenen Filme, seiner Welt im Inneren eigentümlich verwandt, zeugen von seiner Nähe und Lebendigkeit, wenn das sein kann.

Wie dieser Kleist aber von San Domingo aus dem Jahre 1970 in Bayern zu den Monologen 2011 in Pommern kommen konnte, ist eine Geschichte, die viel mit den Anfängen auf 8mm Filmen in der Reduzierung der Mittel um den Kern der Dinge zu tun hat.