Montag, den 26 Juli

Margarethte Krieger
die Bilder aus dem Jenseits
sind nun versiegt

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erg23:48h

So wie sie Michel Simon sah als er sie sein Gretchen nannte.
Nun hat sich der Vorhang geschlossen. Am 22. Juli, Donnerstag, im Krankenhaus. Drei Tage noch. Zuletzt, nach meinem Besuch hier im Dezember 2009 nur noch schlafen.
Die letzten Bilder waren so, wie sie die vor dem Tode sehen. Schon von ihm gezeichnet.
Die geplante Installation der Todes-Visionen in der berliner Matthäus-Kirche sollte unter diesem Kreuz über dem Altar als letzte Gabe an die Moribunden eingerichtet werden.
Das letzte Bild
Weihnachten 2009

Nun haben wir es nicht geschafft Dir die Zeichnungen vor aller Welt in den Raum zu hängen. Dass Du es noch erlebst und wir alle wissen, so eine lebt unter uns.Und ich verspreche, wo auch immer werde ich es tun. Am geeigneten Ort. Den Blinden und Stummen zu Trotz. Die nicht sehen wollen oder können, was hier aufgezeichnet ist. Und die die Macht haben über die Möglichkeiten von Räumen, gefangen im Totentanz ihres Treibens der Leere,verfilzte Gesellschaft des Hohns auf alles Leben, laut und schrill von Geschäften, die nicht die unseren sind.

So musste ich Dich hineinschmuggeln in die documenta 1997 unter die Bilder Deines Oskar Werner, dessen letzte Bilder und Filme Du mir brachtest und der dort zugelassen war nun selbst Film geworden den Faust gezeichnet zum Ton der letzten Worte Osker Werners mit Mozarts Todesmusik. Und als ich eines der Bilder im Original an die Wand in Berlin im Hamburger Bahnhof, dem Museum der Moderne, an die Wanf hängte, die aufgeregte Frage des Generaldirektors, wer, was ist das. Sofort und auch das tabu. Es gelang zu bleiben. Einmal ein Bild im Original, für die Zeit meiner Filme dort.

Als Du vom Tod geschlagen, zusammenbrachst vor einigen Jahren und im Krankenhaus lagst, schreiend unter Tränen. jede Nacht, und niemand zu Dir durfte, auch keine Botschaft erlaubt war, auch keine Hilfe, gelang es trotz der Berhigungsdrogen, unter die man Dich seitdem setzte, Dir, der nun Gelähmten ohne Worte und Hand, Papier hineinzuschmuggeln und einen Stift und Botschaften, dass Du anfingst mit linker Hand kleine Striche zu machen, bald schon grössere und wie ein Wunder erste Gesichter, und es begann der Reigen dieser letzten Bilder wie nie gesehen. Aus dem Wissen dessen, was Du nun gesehen, der anderen Welt, und mit der Geschichte der Kunst, von der Du Zeit des Lebens erzähltest, den Kindern, jungen Menschen, Generationen in der Schule, die Dir anvertraut waren, aus dem Wissen ders Handwerks, vom Vater angeleitetet und unterrichtet ohne Schule, der Professoren später liebste, und die Mutter nach dem Todes des Mannes zu Ehren einzige Hüterin, einsam und stetig bis sie im Todes eine Nacht noch sprach mit Wut gegen den Vater, des Mannes der erste Liebe, der sie verlassen und so gegen Dich die Du bei ihr warst bis zuletzt. Wie ertragen. Anders als in Bildern. Als sie Dir das Zeichnen nehmen wollten und die ersten Zeichnungen aus diesem gefesselten Dasein entwendeten, gelang es einiges zu retten in schnellen Reisen nun zu der, die ich vorher nie gesehen. Von allen Freunden verlassen. Einsamer nie.

Was Du für mich getan. Die Marquise, belegt mit 15 000 DM öffentlicher Rückforderungen (aus Berlinr Förderung), rettetest Du mich und alles andere hier von dieser Schmach, indem Du still und heimlich zahltest, an Bedürftige dieser Kunst zahltest Du, als sie nicht mehr konnten, und ich in Not war selbst. Botest 100 000, dass ich schwer hatte es abzuwehren, verstecktest das Bare hinter den Bildern im Haus für den Fall schnellen Abgangs, nur mir zugedacht, nach Deinem Zusammenbruch, alles umgebaut, zum ersten Mal im Haus, Du nun im Rollstuhl, schwiegen wir beide mit stummen Blicken, wissend, warum, umlauert vom Aufseher, der danach mich fernhilt als den Störer Deiner Ruhe, die sie als Totenruhe verordneten mit Chemie und Schlafmitteln. Aber es gelang diesem Ende noch die letzten Bilder Deiner Selbstrettung diesen Statisten des Bösen abzuringen , die wir nun haben. Anvertraut. Sie versuchten mich Dir abzujagen aber immer, wenn ich nun kam war die Ernte überirdisch, alles Andere in den Orkus verdammend rundum. Hier wird zum Zeichen wofür wir sind, was wir tun. Du wusstes, dass ich es weiss.

Hättest den Turm in Nossendorf, der Kirche geben können, habe es nicht gewagt zu bitten, hättest - wie fragen, sagen. nun selbst die Kirche Deiner Bilder vom anderen Leben in uns. Gekeltert ins Sichtbare, geborgen , anvertraut, dem Schwur sie zu zeigen allen. Wie nichts sonst. Die Bilder aus dem Jenseits sind nun versiegt, hüten wir ihre Botschaft, die die sie schuf, war eine Seherin besonderer Gabe. Abgetrotzt dem Tode noch und bewahrt sie zu sehen.