Lieber Herr Syberberg,

mit Bestürzung habe ich Ihre Nachricht vom Tode Margerete Kriegers empfangen. Alles, was ich aus Ihren Erzählungen wahrgenommen hatte, klang nach uns aufgetragnener, umständebedingter Eile im Blick auf unser Ausstellungsvorhaben, aber doch nicht so bedrohlich eng gesetzt. Unser Ende ist uns oft näher, als wir meinen. "... wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben; sie gehen daher wie ein Schatten und machen sich viel vergebliche Unruhe; sie sammeln und wissen nicht, wer es einbringen wird...".(Psalm 39). Aber ich denke auch an den Trost, angesichts der unverfügbar gesetzten Zeitspanne unseres Daseins auf dieser Welt; der 90. Psalm mag dafür ein Zeuge sein, der in jenem trotzigen Dennoch, dem Bach die Musik schenkte, zuversichtlich und klar Ziel und Zufluchtsort unseres Lebens umkreist.

.........

Ihr Christhard-Georg Neubert

Zweimal alte Männer. In Salzburg, nun Klaus Maria Brandauers im letzten Ödipus des Sophokles, sein Triumpf mit Peter Stein auf dem alten Theater ihrer Jugend beharrend, damals Oskar Werners Ende dort in Salzburg auf dem Theater im Hamlet mit Verweis auf das andere, neue Theater Peter Steins.

Margarethe Krieger aber, die den Oskar Wernen, ihren Lebensmenschen, mir brachte, in denFilmen vom Theater seiner letzten Jahre noch mal, hinten auf dem Land, zeichnete den Sterbenden nun als Faust als Vorstellung in seinem letzten Projekt und hinterlassenem Ton dazu, als alten wie man sagt Gezeichneten, von mir gerade so gewollt auch in allen Rollen, in eins. Für die documenta 1997 als Film. Hier der apotheotische Schluss. Des äussertsen Elends im hohen Sinn. Doch davon vielleicht morgen mehr.

Two old men. In Salzburg, now Klaus Maria Brandauer in the last Oedipus of Sophocles, his triumph with Peter Stein at the old theater insisting her youth, then Oskar Werner's end then in Salzburg on the stage in Hamlet, with reference to the other, Peter Stein's new theater.

Margarethe Krieger, however, brought to me the Oskar Werner, the man of her live, in the movies from the theater of his last years, again back on the land, the dying now of thumb as an idea in his latest project, in a left sound to as old as they say doomed, as I wanted, also in all roles in one. For documenta in 1997 as a movie. Here is the final apotheotic. Ekstasis of misery in the highest sense. But of this more tomorrow.