Der dritte Zeuge, ein Kriminaltechniker, hatte an jenem Morgen "danach" den Tatort untersucht. Das Bett mit "frischen Sekretantragungen". Woher wusste er, dass sie frisch waren? "Die Wohnung war ja sonst aufgeräumt und ordentlich", sagt der Mann. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand eine solche Bettwäsche lässt. Das sah man ja mit bloßem Auge! So etwas will man doch gewaschen haben!"Die Spuren seien zwar trocken - Berichterstatter Bock: "brettartig!" - gewesen. Aber doch frisch. "Woran sieht man, wenn die Flecken trocken sind, dass sie frisch sind?" fragt die Beisitzerin. "Sperma wird doch abgerubbelt, wenn man nochmals drauf liegt", sagt der Zeuge. Sekret, das sei seine Einschätzung nach "meinem Erfahrungswert", falle ab.
Oder waren die Spuren noch feucht? "Ich denk' mal, dass sie trocken waren", antwortet der Kriminaltechniker.Rechtsmediziner Bernd Brinkmann, Gutachter der Verteidigung und einer der anerkanntesten Sachverständigen der Republik für die Spurenbewertung, schaltet sich ein: "Haben Sie darauf geachtet, ob bei den Flecken auf dem Bett Faltenaussparungen zu sehen waren?" Nein, so genau habe er nicht geschaut, sagt der Zeuge. Das Bett habe wie "gemacht" ausgesehen. Glattgezogen zumindest. "Wenn da zwei Personen drauf liegen, hätte da mehr durcheinander sein müssen."Dieser längere Disput über den tatsächlich ziemlich fleckigen Bettbezug geht auf eine Frage der Aussagepsychologin Luise Greuel zurück. Die von der Staatsanwaltschaft beauftragte Bremer Professorin war bei der Begutachtung des mutmaßlichen Opfers vor Prozessbeginn zu dem Schluss gekommen, dessen Aussagen seien mit zu vielen Mängeln behaftet, als dass sich die geschilderten Erlebnisse einer Vergewaltigung belegen ließen - jedenfalls nicht mit der vor Gericht erforderlichen Zuverlässigkeit.Ein einmaliger sexueller Akt, so wie von dem mutmaßlichen Opfer beschrieben, sei doch wenig geeignet, so viele Flecken an so vielen verschiedenen Stellen zu erzeugen, merkte Greuel an. Darauf antwortete die Frau, sie habe die fleckige Bettwäsche einige Zeit zuvor schon einmal verwendet, als sie mit Kachelmann Geschlechtsverkehr hatte."Haben Sie gefragt, wie lange diese Bettdecke da schon lag?", fragt Rechtsmediziner Brinkmann den Zeugen. "Nein", antwortet der und beteuert, dass man in diesem Fall so genau "wie bei einem Tötungsdelikt gearbeitet" habe