11.04.2010, 18:40 Uhr

Trauerfeier für Wolfgang Wagner

Von Dirk Feustel
BAYREUTH. 30. August 1919 bis 21. März 2010. Zwischen diesen beiden Tagen erstreckte sich das lange, ereignisreiche und erfolgreiche Leben des gebürtigen Bayreuthers Dr. Wolfgang Wagners. Der langjährige Leiter der Bayreuther Festspiele verstarb heute vor drei Wochen im Alter von 90 Jahren. Gut zwei Wochen nach der Trauerfeier im engsten Familienkreis fand an diesem Sonntag nun die öffentliche Trauerfeier an seiner Wirkungsstätte, dem Festspielhaus, statt.

Über 1.000 geladene Gäste nahmen an der Gedenkfeier teil. Darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Ehemann Prof. Joachim Sauer, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Frau, Bayerns früherer Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Gattin Karin, der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher oder auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Während im Festspielhaus die Trauernden Platz nahmen, um Wolfgang Wagner, der 57 Jahre Leiter der Festspiele gewesen war, die letzte Ehre zu erweisen, warteten auch vor dem Festspielhaus mehrere hundert Menschen, um Wagner zu gedenken und an der Trauerfeier zumindest akustisch teilzunehmen: Der Ton aus dem Innenraum wurde nach draußen übertragen.
Richard Wagners Vorspiel zu „Lohengrin“, gespielt vom Orchester der Bayreuther Festspiele unter der Leitung von Christian Thielemann, war musikalischer Auftakt des Traueraktes, bei dem Bayreuths Oberbürgermeister und Geschäftsführer der Richard-Wagner-Stiftung, Dr. Michael Hohl, sagte: „Sein Tod trifft seine Heimstadt Bayreuth, die Richard-Wagner-Stiftung, die Bayreuther Festspiele und seine Familie. (…) Die Festspiele und das Festspielhaus waren sein Leben. (…) Er war tief in die Bayreuther Bürgerschaft verwurzelt. (…) Der ‚Herr Wolfgang‘, wie viele ihn nannten, war einer von ihnen. (…) Die Weltgeltung der Festspiele ist das Ergebnis seiner lebenslangen Arbeit. Wir trauen um einen großen und liebenswürdigen Menschen. (…) So verneigen wir uns voller Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung. Möge er in Frieden ruhen.“
Danach erklang „Siegfrieds Rheinfahrt“ aus der „Götterdämmerung“. Anschließend würdigte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den zu Lebzeiten vielfach ausgezeichneten Wolfgang Wagner, der unter anderem 2009 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband erhielt, das ihm Seehofer verlieh, sowie 2003 den Europäischen Kulturpreis. Seehofer sagte: „Wir nehmen Abschied von Wolfgang Wagner. (…) Heute verneigen wir uns ein letztes Mal vor ihm. (…) Er war in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung (…), er war ein streitbarer Alleskönner. (…) Er hat maßgeblich zu dem beigetragen, was die Bayreuther Festspiele heute sind. (…) Wir werden uns immer an ihn erinnern.“
In weiteren Traueransprachen erinnerten der langjährige Bayreuth-Dirigent Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker sowie Prof. Dr. Joachim Thiery, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, an das Leben und das Werk Wolfgang Wagners. Der Trauerakt endete mit Richard Wagners Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ mit Choral.
Bundesweit rief die Trauerfeier Wolfgang Wagners großes Interesse hervor. Davon zeugte die Präsenz zahlreicher TV-Teams sowie von Hörfunk- und Printjournalisten. Ausschnitte des Traueraktes sind im Laufe des Abends und auch am morgigen Tag in vielen Nachrichten- und Kultursendungen fast aller nationaler Programme zu sehen. Aber auch das Bayerische Fernsehen sowie der Regionalsender TV Oberfranken werden berichten. Bei www.bayreuth.tv sehen Sie morgen ein ausführliches Video über die Trauerfeier.

Die letzte Ehre für Wolfgang Wagner
11.04.10 | 19:04 Uhr
Ein letztes Mal ist Wolfgang Wagner im Festspielhaus zugegen - wenn auch nur auf einem überdimensionierten Foto, das über der Bühne hängt.