Sehr geehrter Herr Syberberg,
meine Frau hat mir netterweise Ihre Mail weitergeleitet. Hier einige Daten:
Mein Großvater Burghard v.Veltheim war seit 1922 Eigentümer des ehemaligen Familienfideikomisses (treuhänderisches Eigentum der Gesamtfamilie v.Veltheim , dass durch einen Inhaber des Fideikomisses verwaltet wurde und an den je ältesten Sohn in der Familie weitergeben wurde) Schönfließ im Norden Berlins. Es gehörten die Betriebsteile Schönfließ, Stolpe und Glienicke (heutiger Landkreis Oberhavel in Brandenburg) , sowie Quitzin und Rolofshagen in Mecklenburg-Vorpommern (heutiger Landkreis Nordvorpommern)dazu. Später wurde der Betrieb um die Teile Ueselitz und Grabow auf Rügen durch Kauf erweitert.
Burghard v.Veltheim ( geb. 1873) und seine Frau Elisabeth ,geb.v.Alvensleben waren – noch aus einem kaisertreuen Haus stammend – konservativ und christlich geprägt. So wie viele konservativ denkende Menschen waren sie in der Weimarer Republik dem Spektrum der DNVP (Deutsch-Nationalen Volkspartei) zuzuordnen. Sie wendeten sich mit der Machtergreifung Hitlers und den beginnenden massiven Eingriffen in christliche Belange der sog. „Bekennenden Kirche“ zu, die aus dem Pfarrernotbund nach der Barmer Synode 1934 entstand. Sie ließen als Mitglieder ihre Tochter von Pfarrer Niemöller konfirmieren und hatten engsten Kontakt zu Reinhold v.Thadden-Triglaff (dem späteren Begründer der evangelischen Kirchentage) , der von der GESTAPO verhaftet wurde und Elisabeth v.Thadden-Triglaff (Begründerin der Wieblinger Schule bei Heidelberg – sie wurde im Zuge des 20.Juli enthauptet). Die Thadden-Geschwister waren Vetter und Cousine ersten Grades von meiner Großmutter. Mein Großvater rettete seinem Vetter W.v.Alvensleben vor den Häschern im Sog. Röhm-Putsch durch einen gemeinsamen „Jagdausflug“ das Leben . W.v.Alvensleben war sogar noch vor Röhm auf der Todesliste. Er war nicht bei der SA. Hitler ließ in diesem Handstreich ja auch alle diejenigen beseitigen, die ihm aus der national denkenden Ecke gefährlich werden konnten.
Nach vielen Bedrängungen wurde Burghard v.Veltheim schließlich am 19.12.1936 – zwei Tage nach seinem Geburtstag- von der GESTAPO verhaftet und nach Sachsenhausen zur Leitstelle überführt. Er war denunziert worden, weil er in einem aufkeimenden Ärger in einer Gemeindekirchenratssitzung (er war ja in Schönfließ, Stolpe, Rolofshagen und Vorland Inhaber des Patronates und hatte damit Verantwortung in den Kirchengemeinden) die GESTAPO mit der russischen TSCHEKA verglichen hatte. Er war den Nazis sowieso schon ein Dorn im Auge, da er bereits mit seinem Widerstand gegen die gleichgeschaltete Kirche der sog. Deutschen Christen innerhalb der Bekennenden Kirche (kurz:BK)durch die von ihm initiierte Besetzung von 2 Pfarrstellen mit Pfarrern der BK seine wahre Gesinnung gezeigt hatte. Man eröffnete ein Verfahren nach dem Heimtücke-Gesetz gegen ihn und drohte ihm offensichtlich. Er wurde aber trotz des vor dem Sondergericht schwebenden Verfahrens nach 4 Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt – natürlich mit Schweigegelübde. Warum , wurde am 17.1.1937 klar. An diesem Tage unterschrieb er einen Vertrag , in dem er seinen Betriebsteil Stolpe vor Berlin mit ca. 950 ha Fläche an die DAF (Deutsche Arbeitsfront) verkaufte. Man hatte ihn gezwungen , wie er und sein Anwalt in mehreren offiziellen Schreiben in den folgenden Jahren bei verschiedenen Anlässen schrieben.
Gleichzeitig lief ein Devisenverfahren gegen seine Frau wegen in England und Holland angelegter Gelder, die als Notgroschen vom Vater von Elisabeth v.Veltheim angelegt worden waren. Die Deutsche Arbeitsfront konnte ihre durch Albert Speer bereits ( vor Abschluß des Kaufvertrages im Völkischen Bobachter) veröffentlichten Siedlungsvorstellungen nicht umsetzen und gaben Mitte 1937 den Betriebsteil an die Stadt Berlin weiter, die den Kaufpreis noch einmal massiv senkte . Die DAF hatte nichts bezahlt ! Erstaunlicherweise endete offiziell das Heimtücke-Verfahren gegen meinen Großvater einen Tag , nachdem die Stadt Berlin im Grundbuch eingetragen war.
Im Zuge des 20 Juli gab es Hausdurchsuchungen und das Telefon wurde abgehört, aber erst am 21.April 1945 – einen Tag bevor die weißrussische Armee in ihrem Zangenangriff auch Schönfließ überrannte – wurden meine Großeltern von der SS vom Hof verwiesen. Am 20.4. hatte er alle seine Wagen, Pferde und Traktoren zur Verfügung gestellt, hatte einen Fluchtplan ausgearbeitet und den Treck losgeschickt, um die , die wegwollten zu retten. Er nahm an, dass ihm selbst nichts passieren würde, da er kein Freund der Nazis gewesen war.
Auch in Quitzin in Vorpommern hatte der Landrat von Grimmen sein Haus und den Park am 21.3.1944 beschlagnahmt . Es fanden schließlich dort Wehrübungen der SS statt – und kein Jugendleben im Rahmen der Kinderlandverschickung, wie es äußerlich hieß.
Mein Großvater kam dann noch einmal im Mai zurück, wurde mit seiner Frau aus dem Dorf mit 8 anderen als Parteigenosse denunziert. Der NKWD verhörte alle und B.v.Veltheim schreibt in seinem Tagebuch, dass auf die Frage, welche Nazi-Grössen denn bei ihm früher gewesen sein, er geantwortet habe, dass wohl eher die GESTAPO häufiger zu Besuch war ....er wurde als einziger (als Großgrundbesitzer !!!) wieder nach Hause zurückgelassen und wohnte 1945 mit dem russischen Kommandanten zusammen im Hause. Elisabeh v.Veltheim , die sich um die Frauenschaft auf Drängen des Dorfes gekümmert hatte, wurde in das Interneirungslager Sachsenhausen geschafft, wo sie im Januar 1946 an Ruhr starb. Sie überlebte das Lager ebensowenig , wie die anderen verhafteten Dorfbewohner.
Mein Großvater wurde aber schließlich auf Drängen der Deutschen des Ortes verwiesen.
Dem Verwaltungsgang der Grundstücke und der Behandlung nach 1945 in den 50er Jahren und nach 1961 können wir heute entnehmen, dass Burghard und Elisabeth v.Veltheim bereits 1937 enteignet wurden, indem man das Vermögen über Gesetz zur Einziehung kommunistischen und staatsfeindlichen Vermögens von 1933 ff. als Reichs- bzw.preußisches Staatsvermögen gelistet hatte. Gemäß Befehl wurden allerdings in den Kriegsjahren keine entzogenen Grundstücke mehr grundbuchlich geändert- dies wollten die Nais in aller Ruhe nach dem Kriege machen. Da sie dazu nicht mehr kamen, waren dies die sogenannten „offenen Vermögensfragen“. Die Vermögensverwertungsstelle war bei der OFD Berlin-Brandenburg angesiedelt. Zu DDR-Zeiten konnte man sich dies Vermögen nicht einfach einverleiben. Es blieb im wesentlichen offen bis zu einer Regelung in einem Friedensvertrag, wenn nicht die Sowjetische Militärverwaltung (SMAD) anderes bestimmt hatte, die ohnehin in jedem Falle das Sagen hatte.
Nach der „Wende“ kam nun Streit zwischen dem Bund un d den „Neuen Bundesländern“ über das „Preußenvermögen“ auf. Man einigte sich: Warum sollte man denen, bei denen das Grundbuch nicht geändert worden war, erzählen, dass sie eigentlich enteignet worden waren und Anspruch auf Rückgabe hatten ??? Es war bequemer einen Deal zu machen: Das genuin preußische Staatsvermögen erhielten im wesentlichen die Länder, den anderen Teil (aus Verfolgtenvermögen etc.) kassierte der Bund zum Verkauf !!!
Und die Betroffenen, die auf diese Schliche kommen ... die dürfen suchen (die Unterlagen hat der Bund gut verlegt....) und klagen und klagen und klagen ... bis entweder die biologische Lösung oder die finanzielle , aufgrund der hohen Prozeßkosten, zuschlägt.
So hat dies Märchen fast ein gutes Ende, wenn da nicht der Stachel im Fleisch wäre, daß die Würdigung des Widerstands inzwischen einen schalen Beigeschmack bekommen hat und daß der Olymp der Widerstandsbewerter in die Schamzone abrutscht und sich fragen muß, wem sie eigentlich auf den Leim gegangen sind, wenn sie bei Feierlichkeiten Reden halten ... ja, wenn da nicht die Gefahr drohen würde, daß mit dem Unterlaufen von selbst verabschiedeten Gesetzen in solchen Fällen der Grundsatz der Wachsamkeit als tragendes Element der Demokratie zerstört wird. Was sagen wir denn de nächsten Generationen ??? Kann es nicht doch den Mißbrauch des Staates geben und haben wir hier nicht einen schönen Präzedenzfall, wo Widerstand angebracht wäre ???

Sehr verehrter Herr Syberberg- ich komme ins philosophieren- verzeihen Sie bitte meine Abschweifungen ...

Einen herzlichen Gruß von Haus zu Haus

Ihr B.Rübcke v. Veltheim


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Dear Syberberg,
my wife has kindly forwarded your mail. Here are some data:
Burghard v.Veltheim My grandfather was the owner since 1922 of the former Familienfideikomisses (fiduciary ownership of the joint family v.Veltheim that was managed by an owner of Fideikomisses and pass to the eldest son in each family) was Schönfließ north of Berlin. There were Schönfließ the operating parts, Stolpe and Glienicke (see today's Oberhavel in Brandenburg), and Quitzin and Rolofshagen in Mecklenburg-Western Pomerania (today Nordvorpommern). Later the plant was expanded to include parts Ueselitz and Grabow to complaints by purchase.
Burghard v.Veltheim (born 1873) and his wife Elizabeth, geb.v.Alvensleben - were still coming out of a house shaped Loyalists - conservative and Christian. Like many conservative-minded people they were in the Weimar Republic, the spectrum of the DNVP (German-classified National People's Party). They turned with the rise of Hitler and the beginnings of massive interventions in Christian concerns of so-called "Confessing Church", which arose from the Pastors for the Barmen Synod 1934th You could reconfirm its subsidiaries as members of Pastor Niemoller and Reinhold had closest contact with v.Thadden-Triglaff (later the founder) of the Protestant church congresses, who was arrested by the Gestapo and Elizabeth v.Thadden-Triglaff (Wieblinger founder of the school in Heidelberg - she was in the wake of the July 20 beheading). The Thadden-siblings were cousins and first cousin of my grandmother. My grandfather saved his cousin WvAlvensleben before the troopers in the maelstrom. Rohm putsch by a common "hunting trip" the life. WvAlvensleben was even before Roehm on the death list. He was not in the SA. Hitler was indeed in that raid also eliminate all those that it could be dangerous for the nationally minded corner.
After many oppressions Burghard v.Veltheim was finally arrested on 19.12.1936 - two days after his birthday by the Gestapo and transferred to Sachsenhausen to the control center. He was denounced because he was in a nascent anger in a parish church council meeting (he was indeed in Schönfließ, Stolpe, Rolofshagen owner of the foreshore and patronage, and thus had) responsibility in the parishes compared the Gestapo with the Russian Cheka had. It was the Nazis anyway been a thorn in the side because it already has in its opposition to the so-called German Christian Church synchronized within the Confessing Church (in short: BK) initiated by him through the occupation of 2 parishes with pastors of the Confessing his true disposition had been shown. They opened a proceeding under the Act malice against him and threatened him, obviously. But he was placed in spite of the pending proceedings before the special court after 4 days free again - of course with silence. Why, was born on 17.1.1937 clear. On this day he signed a contract in which he sold his business Stolpe part of Berlin with about 950 hectares to the DAF (German Labor Front). They had forced him, as he and his lawyer in a number of official letters written in the following years on various occasions.
Simultaneously, a foreign exchange process was due to his wife in England and Holland-term funds, which had been created as v.Veltheim nest egg by the father of Elizabeth. The German Labor Front was able to implement its by Albert Speer (already before the completion of the purchase agreement in the VB Bobachter) published settlement ideas, and gave no further in mid-1937 to operate part of the city of Berlin, the price fell again heavily. The DAF had paid nothing! Amazingly, officially ended the insidious process against my grandfather one day after the city of Berlin was registered in the Land Registry.
During the 20 July there were house searches and the telephone was tapped, but only on 21 April 1945 - one day before the White Russian Army in its pincer attack and overran Schönfließ - my grandparents were expelled from the SS from the court. Am 20.4. He had placed all his chariots, horses and tractors available, had an escape plan worked out and sent off the trek in order to rescue who wanted to leave too. He assumed that he would not even happen because he was no friend of the Nazis.
Also in Quitzin in Western Pomerania, the district administrator had been confiscated by his house and the gripes Park on 21.3.1944. It finally took place there, military exercises of the SS - and not a youth living in the Kinderlandverschickung, as it was external.
My grandfather came back once more in May, was denounced by his wife from the village with 8 other than the Party. The NKVD interrogator and all BvVeltheim writes in his diary that on the question of what Nazi sizes because with him have been earlier, he had replied that the Gestapo was more likely to visit more often .... he was the only ( as a landowner!) again left home and lived in 1945 with the Russian commander in the house together. Elisabeh v.Veltheim who had cared for the women's organization at the urging of the village, was taken into Interneirungslager Sachsenhausen, where she died of dysentery in January 1946. She survived the camp any more than the other arrested villagers.
My grandfather, but was finally made at the insistence of the Germans of the town.
The course of land management and treatment after 1945 in the 50s and after 1961 we can now see that Burghard, and Elizabeth v.Veltheim in 1937 were confiscated by law to confiscate the assets of communist and anti-state assets as of 1933 ff Empire-listed bzw.preußisches Treasury had. Under command, however, were amended during the war years no longer has withdrawn plots of land register, it would make the Nais in peace after the war. Then she stopped coming to, these were the so-called "open property questions. The asset recovery body was located at the OFD Berlin-Brandenburg. In GDR times one could not simply incorporate this power. It was essentially open to a settlement in a peace treaty if the Soviet Military Administration (SMAD) provide otherwise, had already had in any case the shots.
After the Berlin Wall came on the dispute between the federal government an d the "new federal states" on the "Prussian capital. It was agreed: Why should those in whom the land had not been changed, tell that they had actually been confiscated and were entitled to restitution?? It was easier to make a deal: The genuine Prussian state assets were essentially the country, the other part (from Verfolgtenvermögen etc.) of the federal government conceded for sale!
And the interested parties who come to these tricks ... the right to look for (the information the federal government has moved well ....) and complain and complain and complain ... until either the biological or financial solution that strikes because of the high legal costs.
So this is almost a fairy tale happy ending, if it were not for the thorn in the flesh, that the assessment of resistance has now got a stale flavor, and that the Mount Olympus of the slip resistance rating in the pubic area and must ask themselves who they really into the trap are gone, if they keep at ceremonies speeches ... yes, if there would not be threatened by the danger of being destroyed by the undermining of its own laws, adopted in such cases the principle of vigilance as a keystone of democracy. What do we say de next generations?? Can not give the misuse of the state and we have not a great precedent, would be appropriate where resistance??

Philosophize DEAR Syberberg-I get to-please forgive my rambling ...

A warm greeting from house to house

Your v. B. Rübcke Veltheim

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