03. Februar 2009, 16:19 Uhr
KATHOLISCHE HARDLINER
Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen
Von Peter Wensierski
Die Holocaust-Leugnung des Bischofs Richard Williamson ist kein
einfacher Ausrutscher - er und seine Weggefährten predigen seit
Jahrzehnten Hass gegen Juden, Muslime und Homosexuelle. Ihre
Schriften gewähren einen erschreckenden Einblick in die Geisteswelt
der katholischen Hardliner.
Der Tatort, die Kirche Notre-Dame de Lourdes, ist der heiligen
Muttergottes geweiht. Jeden Sonntag um 10 Uhr wird hier von den
Piusbrüdern die Messe auf Latein gefeiert, nach altem katholischen
Ritus. Der freundliche Bau steht auf einem kleinen Hügel in der Rue
McManamy von Sherbrooke, einem Ort in Kanada, nahe der Grenze zum US-
Staat New Hampshire.
Das unscheinbare Gotteshaus wurde im April 1989 Schauplatz eines
ungeheuren Sündenfalls, der sich nun wiederholt hat. Hier wurde die
katholische Kirche zum ersten Mal klar darüber informiert, dass
Bischof Richard Williamson ein notorischer Holocaust-Leugner ist.
Bei einer heiligen Messe kam der Bischof zunächst auf die Juden, dann
auf die Gaskammern, schließlich auf Auschwitz zu sprechen. Wörtlich
sagte er: "Dort wurden keine Juden in den Gaskammern getötet!" Dann
rief Williamson den gläubigen Katholiken zu: "Das waren alles Lügen,
Lügen, Lügen! Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf
Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen."
Anschließend holte der Geistliche zum Rundumschlag aus und fasste
seine Welt- und Kirchensicht mit den Worten zusammen: "Die Juden
erfanden den Holocaust, Protestanten bekommen ihre Befehle vom
Teufel, und der Vatikan hat seine Seele an den Liberalismus verkauft."
Immerhin: Ein Kirchgänger sprang damals auf, verließ den Gottesdienst
und ging zur Polizei, um Williamson anzuzeigen. Der "Toronto Star"
berichtete über den Vorfall und konfrontierte den damaligen
Erzbischof von Halifax, James Hayes, mit Williamsons Holocaust-Leugnung.
Der Erzbischof wiegelte ab und versuchte, den Vorfall
herunterzuspielen. Der Skandal zog jedoch weitere Kreise, wenn auch
die Anzeige versandete, weil Williamson sich einige Zeit in Québec
nicht mehr sehen ließ. In Kanada unterhält die Piusbruderschaft 26
Kirchen, eine Grundschule sowie eine eigene High School. Weit über
tausend Anhänger besuchen regelmäßig die Messen. Williamson zog
weiter durch Europa und Amerika, wo die Piusbrüder über hundert
Kirchen und Kapellen sowie 24 Schulen verfügen.
Warnung vor der "jüdischen Weltherrschaft"
Holocaust-Leugner Williamson hat weltweit - auch außerhalb von
Predigten - seine antisemitische Gesinnung seit 20 Jahren immer
wieder offengelegt. Genug Zeit für den Vatikan, sich davon zu
distanzieren.
Im Juni 2000 beispielsweise heißt es in Williamsons in mehreren
Ländern erscheinendem monatlichen "Brief an Freunde und Wohltäter":
"Seit 2000 Jahren haben die Juden nichts unversucht gelassen, die
katholische Kirche zu unterwandern und Christus aus dem Christentum
zu entfernen." Im Oktober 2001 schreibt Williamson im katholischen
Magazin "Die Geißel der Sünde": "Im Mittelalter waren die Juden
schwach gegenüber den Christen, aber über die Jahrhunderte wurden die
Katholiken immer schwächer im Glauben, besonders seit dem Zweiten
Vatikanischen Konzil." Und dann warnt er im Ton der
Rechtsextremisten: "So kommen die Juden immer näher und näher ihrem
Ziel, der jüdischen Weltherrschaft."
Zudem ist klar: Williamson ist kein Einzelfall. Piusbruder Emmanuel
Herkel meint in seinem Pamphlet "Kommt der Antichrist?", nachzulesen
an prominenter Stelle auf den Web-Seiten der amerikanischen
Piusbrüder, "Der Antichrist wird jüdisch sein ... Der Teufel wird
nicht versäumen, von ihrer Blindheit Gebrauch zu machen, um sie dem
Antichristen unter ihnen unterzuschieben. Christus, den sie
zurückwiesen, ist die Wahrheit. Somit wird sich der Fluch von St.
Paul den Juden zuwenden ..."
1997 äußern sich die beiden Piusbrüder Michael Crowdy und Kenneth
Novak im Pius-Magazin "Angelus" einmal ganz grundsätzlich: "Das
Judentum ist generell feindlich gegenüber allen Nationen, in
besonderer Weise gegenüber christlichen Nationen." Dann verlangen
sie, Juden müssten zum Christentum konvertieren. "Christentum und
Judentum sind unausweichlich verurteilt, überall
aufeinanderzuprallen, ohne Versöhnung oder Vermischung. In der
Geschichte repräsentiert dies den ewigen Kampf von Lucifer gegen
Gott, von Dunkelheit gegen Licht, von Fleisch gegen Geist."
" Frankreich überschwemmt von Arabern, Deutschland von Türken"
Diese antijüdische Propaganda ist keine isolierte extremistische
Position innerhalb des Weltbildes der Piusbruderschaft, sie geht
vielmehr einher mit antiislamischen Parolen, Hasstiraden gegen
Homosexuelle und Diskriminierung von Frauen. Die Holocaust-Leugnung
von Williamson ist kein Ausrutscher, für den man sich mal eben
schnell entschuldigen kann, sie ist eine deutlich sichtbare Blüte in
einem weltanschaulichen Sumpf, mit dem die gesamte katholische Kirche
unter Benedikt XVI. und teils schon unter seinem Vorgänger Johannes
Paul II. stärker belastet ist, als ihr lieb ist.
Der deutsche Pius-Chef, Pater Schmidberger, warnt ständig vor einem
Vormarsch des Islam in Deutschland. In dem Brief, den er kurz vor
Weihnachten an die deutschen Bischöfe schickte, heißt es: "Was dem
Islam im 16. und 17. Jahrhundert mit Waffengewalt nicht gelungen ist,
das schafft er heute in der nachkonziliaren Ära auf friedlichem Wege.
Er besetzt Europa, Frankreich wird überschwemmt von Arabern,
Deutschland von Türken, England und Skandinavien von Pakistanern. In
England wird beispielsweise alle zwei Monate eine neue Moschee
eröffnet. In Deutschland gab es vor 50 Jahren eine Handvoll
islamischer Zentren, heute sind es über 2000. Und daran ist das
schönredende Konzil nicht unschuldig."
" Frauen, die Frau sein wollen"
Die Türken, so Schmidbergers Schreiben, würden Deutschland mehr und
mehr als Kolonie betrachten. "Erster Punkt: Eroberung von ganzen
Stadtvierteln! Zweiter Punkt: Eindringen in die Stadtverwaltungen!
Dritter Punkt: Kinder! Einer von den Moslems sagte: Wir werden die
Deutschen im Wochenbett überwinden!"
Schmidberger stachelt zum Handeln an: "Ja, sollen wir da weiter die
Hände in den Schoß legen, oder sollen wir reagieren? Oder was sollen
wir tun?".
Kein deutscher Bischof widersprach oder hat sich bislang von
Schmidberger und der Piusbrüderschaft wegen ihres militanten
Antiislamismus distanziert. Über die Rolle der Frau in der deutschen
Gesellschaft hatte sich Schmidberger eher nebenbei ausgelassen: "Wir
brauchen heute Männer, die Männer sein wollen, Frauen, die Frauen
sind und Frau sein wollen, das heißt Gehilfin des Mannes und Mutter
der Kinder."
Das neueste Januarheft 2009 des "Mitteilungsblattes für den deutschen
Sprachraum", herausgegeben von der Stuttgarter Pius-Zentrale, gibt
einen Einblick in die seltsam antisemitische Geisteswelt der
Piusbrüder, bis hinein in die Basis ihrer Anhängerschar: Im Heft ist
der Reisebericht eines Piusbruders nach Israel abgedruckt.
" Der Jude will sich nicht bekehren lassen"
Sein Interesse gilt vor allem der "Kreuzfahrer-Architektur". Auch der
Bruder selbst spielt dann ein bisschen den Kreuzritter und geht mit
seiner Soutane ins Herz des jüdisch-orthodoxen Zentrums - wohl
wissend, dass dies eine religiöse Provokation ist. O-Ton des
deutschen Paters und Israel-"Pilgers" Andreas Steiner: "Der Jude will
nicht recht einsehen, was ich hier mache. Sich bekehren lassen will
er auch nicht."
Williamson hielt im Juni 2008 vor 14-jährigen Firmlingen in München
eine Rede, für die ein islamischer Geistlicher wohl sofort unter
Observation der bayerischen Staatsschützer gekommen wäre.
Er prophezeite dem angehenden Pius-Nachwuchs: "Das Leben, so wie wir
es heute kennen", gehe "dem Ende" entgegen. Viele hätten aber noch
nicht verstanden, worum es bei den Traditionalisten gehe.
Williamson verriet es den auserwählten Jugendlichen: "Es kommt
vielleicht zum Martyrium. Vielleicht wird sogar unser Blut notwendig
sein, um die Reinigung der Kirche zu vervollkommnen. Es ist schon
möglich, dass die bösen Mächte, die heute herrschen, einen Sündenbock
suchen werden. Und die Traditionalisten, als 'Fundamentalisten'
bezeichnet, werden dieser Sündenbock sein. Dann kommen wir alle ins
Gefängnis."
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W. ist nicht stubenrein. Feuer, nicht mehr modern, Schaffott. Gibts
nicht mehr. Also ausgrenzen, weg von Mikrophonen und Medien, aus der
Gemeinschaft, aller Diskussionen, toter Mann. auf demokratische Art.
Die Sittenwächter der aufgeklärten Wertegesellschaft haben befunden.
Und wehe, wer in der Nähe auch nur irrtümlich gesehen wird. Wer
draufschlägt, hat Punkte frei. Und sind doch soviel blutige Hände im
Spiel, der Freiheit, die hier gemeint ist.

Bush hat gezeigt nach dem 11. September, wie man das macht, als guter
Schüler seiner Berater, erst Afganistan, dann Irak, Iran im Visier,
Hamas ohne Reden, Bin Laden/El Kaida/Guantanamo - mit Terroristen
redet man nicht. Aber die Welt ist am Ende, im Aus. Diese Welt. Die
Welt dieser Leute. Auf der Flucht. Schnell noch zuletzt alles
mitreissend. Waren da eben nicht noch öffentliche Vorfürhungen,
Weltgericht, UNO Menschenrechte, human watch und tote Kinder, tabula
rasa des Weltgerichts und jetzt einer, den sie zappeln lassen, wo
doch jeder alles weiss, Albtraum - ins Nichts. Ihr nichts.