Radio Horeb
Interview mit "Tagespost"-Chefredakteur Markus Reder
Gespräch am 3. Februar zu den Vorgängen um die Aufhebung der Exkommunikation
für vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X. und das Medienecho
dazu in Deutschland.
Wer hatte ein Interesse daran, den Ruf des Papstes zu beschmutzen?
Von Erzbischof Hippolyte Simon
Offener Brief an alle, die gerne nachdenken möchten... – Der französische
Erzbischof Hippolyte Simon verteidigt Benedikt XVI. gegen seine Kritiker
Erzbischof Hippolyte Simon. Foto: KNA
Der stellvertretende Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz.
Erzbischof Hippolyte Simon hat am Freitag einen offenen Brief an die Medien
gerichtet. Darin kritisiert er den unfairen Umgang mit Papst Benedikt XVI.
im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen
der Priesterbruderschaft Pius X. Wir veröffentlichen den Text im Wortlaut,
da die Debatte in Frankreich viele Parallelen zu der aktuellen Diskussion
in Deutschland aufweist.
Ich weiß nicht, ob ich wütend oder unglücklich bin: in Wahrheit
wahrscheinlich beides. Doch was zuviel ist, ist zuviel, also sage ich: es
reicht! Der mediale Aufruhr gegen Papst Benedikt XVI., der vier fundamentalistische
Bischöfe und unter ihnen einen erwiesenen Holocaust-Leugner angeblich
wieder in die Kirche eingegliedert hätte, stellt keine Kritik dar, sondern
Verleumdung und Desinformation. Denn was auch immer man über die Entscheidungen
des Papstes denken mag, so muss gesagt, wiederholt und betont werden, dass
diese vier Bischöfe nicht wieder eingegliedert worden sind. Bischof
Williamson, dessen Äußerungen im schwedischen Fernsehen in der
Tat untragbar sind, ist also noch nicht in den Schoß der katholischen
Kirche zurückgekehrt, und er untersteht immer noch nicht der Autorität
des Papstes. Die Nachrichten, die von Wiedereingliederung sprechen, beruhen
auf einer schweren Verwechslung zwischen Aufhebung der Exkommunikation und
vollständiger Wiedereingliederung.
Ich zeige mich gerne allen Journalisten und Kommentatoren gegenüber
nachsichtig, die guten Glaubens die Aufhebung der Exkommunikation mit der
einfachen Wiedereingliederung durcheinander bringen konnten. Die von der
Kirche benutzten Kategorien können für die breite Öffentlichkeit
missverständlich sein. Doch die Wahrheit verpflichtet zu sagen, dass
dies nach dem Kirchenrecht absolut nicht dasselbe ist. Wenn man die Ebenen
verwechselt, wird man ein Opfer von Simplifizierungen, die nur denen nutzen,
die provozieren wollen. Und man macht sich unfreiwillig zu deren Komplizen.
Normalerweise ist die Öffentlichkeit im Recht, wenn sie von einem Sportjournalisten
verlangt, dass er etwa zwischen einem Eckball und einem Versuch [Begriff
aus dem Rugby A.d.Ü.] unterscheiden kann. Warum sollte die Kirche nicht
ebenfalls das Recht auf ein „technisches“ Vokabular haben, und
warum sollte man solche schweren Ungenauigkeiten nur unter dem Vorwand, dass
es sich um Religion handelt, dulden?
Sehen wir uns einfach noch einmal genau an, was passiert ist. Nach der Wahl
von Papst Benedikt XVI. im April 2005 haben die Bischöfe der Priesterbruderschaft
St. Pius X., die vor mehr als dreißig Jahren von Erzbischof Lefebvre
gegründet worden ist, darum gebeten, den Dialog mit Rom wieder aufzunehmen,
doch sie haben zwei Vorbedingungen gestellt: erstens, die Liberalisierung
des Missales von 1962, was durch ein Motu proprio im Juli 2007 geschehen
ist, und zweitens die Aufhebung der Exkommunikation.
Was bedeutet die Aufhebung der Exkommunikation? Um einen geläufigen
Vergleich zu gebrauchen würde ich sagen: als Erzbischof Lefebvre ausgetreten
ist, das heißt als er ungehorsam war, weil er trotz der ausdrücklichen
Mahnung des Papstes vier Bischöfe geweiht hat, wurde sozusagen automatisch
eine Schranke heruntergelassen und eine Ampel auf Rot gestellt, um auszudrücken,
dass er ausgetreten war. Das bedeutete, dass er, wenn er eines Tages wieder
eintreten wollte, vorher Abbitte leisten müsse. Erzbischof
Lefebvre ist tot. Friede seiner Seele! Heute, nach zwanzig Jahren, sagen
seine Nachfolger
dem Papst: „Wir sind bereit, den Dialog wieder aufzunehmen, aber von
Ihrer Seite ist eine symbolische Geste erforderlich. Heben Sie die Schranke
hoch und stellen Sie das gelbe Blinklicht an!“
Der Papst hat also, um dem Dialog nichts in den Weg zu legen, die Schranken
hochgehoben und das gelbe Blinklicht angestellt. Die Frage ist nun, ob diejenigen,
die um Wiedereintritt bitten, dies auch tun werden. Werden sie alle wiedereintreten?
Wann? Unter welchen Bedingungen? Man weiß es nicht. Wie Kardinal Giovanni
Battista Re (der Präfekt der Kongregation für die Bischöfe)
in seinem offiziellen Dekret sagt: „Es handelt sich darum, die Bedingungen
des Dialogs festzulegen.“ Es ist möglich, dass der Papst ihnen
nach einer Frist, die wir nicht kennen, ein kanonisches Statut verleihen
wird. Doch das ist derzeit noch nicht geschehen. Die Vorbedingung für
den Dialog ist erfüllt, doch der Dialog hat noch nicht begonnen. Wir
können also nicht die Ergebnisse des Dialogs beurteilen, bevor dieser überhaupt
stattgefunden hat.
Nun veröffentlicht also ein schwedischer Fernsehsender am Vorabend des
Tages, an dem das Dekret von Kardinal Re publiziert werden soll, die klar
den Holocaust leugnenden Äußerungen eines der vier betroffenen
Bischöfe, Bischof Williamson. Konnte der Papst, als er grünes Licht
für die Unterzeichnung des Dekrets durch den Kardinal gegeben hatte,
die Aussagen von Bischof Williamson kennen? Ich glaube, ganz ehrlich gesagt,
das verneinen zu können. Und das ist in einem Sinne eher beruhigend:
es ist ein Zeichen dafür, dass der Vatikan wirklich nicht die Mittel
hat, alle Bischöfe und alle Fernsehkanäle der Welt überwachen
zu lassen! Hier also darf man keine falsche Interpretation vornehmen: was
bedeutet dieses Zusammenfallen der Unterzeichnung eines Dekrets, das für
den 21. Januar vorgesehen war und Bischof Williamson folglich bekannt war,
und der Ausstrahlung seiner Äußerungen im Fernsehen?
Jeder sollte sich fragen: wem nützt das Verbrechen? Wem nützt der
Skandal, der durch die Äußerung einer solchen Obszönität
hervorgerufen wird? Die Antwort scheint mir klar: dem- oder denjenigen, die
den durch die Unterzeichnung des Dekrets begonnenen Prozess torpedieren wollen!
Nun, wenn man nur ein wenig diese Fragen und die verschiedenen Aussagen von
Msgr. Williamson während der letzten Jahre verfolgt, ist es eindeutig,
dass er die Versöhnung mit Rom um keinen Preis will! Dieser Bischof – und
ich wiederhole nochmals, dass er Rom heute noch in keiner Weise rechtlich
unterstellt ist – hat sich schlicht der Methode der Terroristen bedient:
er lässt eine (geistige) Bombe explodieren und hofft, dass der gesamte
Prozess der Versöhnung entgleist. Er hält es, wie alle Ultras zu
allen Zeiten: er lässt lieber ein Ruinenfeld zurück als sich mit
denen zu versöhnen, die er als seine Feinde betrachtet.
Ich sage also von Traurigkeit erfüllt all denen, die – ob mit
Genugtuung oder mit Schmerzen – Benedikt XVI. und Bischof Williamson
miteinander vermischt haben: Sie haben unbewusst das Spiel eines zynischen
Provokateurs gespielt! Und – so wage ich zu sagen – als Prämie
haben Sie ihm ein zweites Ziel angeboten, das ihn nur entzücken konnte:
auf die schlimmste Weise den Ruf des Papstes zu beschmutzen. Eines Papstes,
dem er mehr misstraut als allem anderen, denn er sieht genau, dass dieser
Papst die gesamte Argumentation entkräftet, die Erzbischof Lefebvre
einstmals aufgestellt hatte. Ich kann auf diesen Punkt hier nicht genauer
eingehen. Ich möchte nur auf einen Artikel verweisen, den ich letztes
Jahr zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Motu proprio in der Zeitung „Le
Monde“ geschrieben habe: „Wenn ich ein wenig überall lese,
dass der Papst den Fundamentalisten alles bewilligt und nichts im Gegenzug
verlangt, so kann ich dem nicht zustimmen: er bewilligt ihnen alles, was
die Form der Riten anbelangt, doch er entkräftet ihre Argumentation
von Grund auf. Die gesamte Argumentation von Erzbischof Lefebvre beruhte
auf einer angeblich substanziellen Differenz zwischen dem Ritus des heiligen
Pius V. und dem Ritus Pauls VI.. Nun erklärt Benedikt XVI., dass es
keinen Sinn hat, von zwei Riten zu sprechen. Man könnte allenfalls einen
Widerstand gegen das Konzil legitimieren, wenn man ganz ehrlich denken würde,
dass ein substanzieller Unterschied zwischen den Riten bestehe. Kann man
diesen Widerstand und schließlich sogar ein Schisma aber legitimieren,
wenn man lediglich von einem Unterschied in den Formen ausgeht?
Für einen Fundamentalisten und zumal für einen Leugner des Holocaust
wie Bischof Williamson ist Benedikt XVI. unendlich viel schlimmer, als alle
diejenigen, die einen „Bruch“, der durch das Zweite Vatikanische
Konzil herbeigeführt wurde, verherrlichen. Denn wenn es einen Bruch
gibt, dann wird er durch seinen Gegensatz zum „Neuen“ gestärkt.
Doch derjenige, der friedlich aufzeigt, dass das Missale von Paul VI., die
Religionsfreiheit und die Ökumene integrierender Bestandteil der authentischen
katholischen Tradition sind, der entzieht ihnen jede Rechtfertigung.
Ich bin mir wohl bewusst, dass ich meine Argumentation weiter entwickeln
müsste. Möge mir jeder verzeihen, wenn ich auf die Internetseiten
verweise, wo all das ersichtlich wird. Doch ich wünsche mir vor allem,
dass jeder sich vor allzu gut aufgezogenen Provokationen hüten möge.
Was diejenigen betrifft, die meinen, ständig wiederholen zu müssen,
dass Joseph Ratzinger in der Hitlerjugend gedient hat, so mögen sie
bitte das Zeugnis lesen, dass er am 6. Juni 2006 in Caen aus Anlass des sechzigsten
Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie abgegeben hat, und
sich dann fragen, was sie an seiner Stelle getan hätten... Wenn man
ein wenig zu laut mit den heutigen Wölfen heult, dann bringt man nicht
unbedingt den Beweis dafür, dass man in der Lage gewesen wäre,
sich von der Wölfen der damaligen Zeit abzugrenzen....
Es bleibt noch ein Punkt, der zweitrangig, aber trotzdem äußerst
schwerwiegend ist: man muss sich jedenfalls Fragen zur Kommunikation der
römischen Instanzen stellen, wenn es sich um so heikle Themen handelt.
Nach der Polemik von Regensburg (die es ebenfalls verdiente, aufmerksam demontiert
zu werden... ) hoffe ich – aber ich behalte mir vor, darüber eher
intern zu reden –, dass die Verantwortlichen der Kurie ihrer missglückten
Kommunikation eine ernsthafte Besprechung widmen. Um es kurz zu sagen, habe
ich die Dinge folgendermaßen erlebt: Am Mittwoch, dem 21. Januar, wird
von den italienischen Fundamentalisten, die zu triumphieren glauben, in der
italienischen Zeitung „Il Giornale“ „eine Flucht organisiert“.
Sofort wird das Tamtam in den Medien ausgelöst. Doch wir, die Mitglieder
der Bischofskonferenzen, wir wissen absolut nichts! Drei Tage lang verbreiten
sich ständig mehr Nachrichten – irrige, die die ganze Zeit von
Wiedereingliederung reden – wie ein Buschfeuer. Und dann kommt die „Bombe“ von
Bischof Williamson... Und erst am Samstagmorgen – drei Tage zu spät! – erhalten
wir das offizielle Kommuniqué von Kardinal Re. Wie stellen Sie sich
vor, dass wir da die Diskussion wieder auf eine richtige Grundlage stellen
können? Kardinal Ricard hat sich redlich darum bemüht, doch das
Feuer war schon ausgebrochen und niemand konnte noch ein vernünftiges
Wort hören.
Jetzt, wo sich der Wirbel allmählich legt, müssen wir versuchen,
uns wieder in Ruhe zu besinnen. Wie meine Großmutter sagte: Gott kann
aus etwas Schlechtem etwas Gutes hervorgehen lassen. Das Schlechte ist, dass
Papst Benedikt XVI. wieder einmal von einer Mehrheit der überregionalen
Medien durch den Dreck gezogen wurde, ausgenommen – Gott sei Dank – „La
Croix“ und einige andere. Viele Katholiken und viele Menschen guten
Willens begegnen dem mit Verständnislosigkeit und Leid. Doch das Gute
ist, dass die Masken gefallen sind! Wenn der Dialog mit den Bischöfen
der Priesterbruderschaft St. Pius X. trotz allem weitergeht – unter
dem Vorbehalt natürlich, dass sie durch die nunmehr hoch gehobene Schranke
gehen – dann wird man eine Unterscheidung treffen können, denn
jetzt wissen alle ein bisschen besser, was die einen und was die anderen
denken.
Zum Abschluss möchte ich mich an die gläubigen Katholiken wenden,
die – nicht ohne Grund – das Gefühl haben können, in
dieser Geschichte ein wenig verraten, um nicht zu sagen verachtet worden
zu sein: denkt über das Gleichnis vom verlorenen Sohn nach und führt
es weiter. Wenn der ältere Sohn, der sich zunächst weigert, am
Fest teilzunehmen, sagt, dass er doch daran teilnehmen möchte, werdet
Ihr ihn dann zurückweisen? Vertraut genug auf Euch selbst und auf den
Geist, der die Kirche führt und der auch das Zweite Vatikanische Konzil
geführt hat, um zu glauben, dass die reine Anwesenheit dieses älteren
Sohns nicht ausreichen wird, um das Fest zu ersticken. Gebt demjenigen, der
zuletzt gekommen ist, ein wenig Zeit, um sich an das Licht der Festversammlung
zu gewöhnen, bei der Ihr Euch aufhalten...
Hippolyte Simon,
Erzbischof von Clermont
Stellvertretender Vorsitzender
der Französischen Bischofskonferenz
Die Tagespost ist ...
... die einzige überregionale katholische Tageszeitung im deutschsprachigen
Raum.
"Führungsschwäche"
"W.ab ins Feuer!"
Kleiner Blick zur getreuen Tagespost, des Papstes Lieblingsblatt aus Deutschland, und siehe da, was, wenn dieser Erzbischof aus Frankreich richtig erklärt, was wollen sie dann vom Papst. Die 4 Ausgestosseneni sind wieder zugelassen, als reuige Sünder in die Kirche zu kommen, aber ohne Amt und Würden, blosse Mitglieder wieder der Gemeinde und wie jedermann mit Fehlern und Sünden. Küng müsste das verstehen, Kardinal Lehman oder Schörnborn, honorige Kenner, spielen mit, wenn der Weltrefelex aufjault nach schalem Ritual, als ob da Unheil sich nähere? wie jene deutsche Kanzlerin vor betretenen Gesichtern rundum peinlich wieder Punkte sammeln will, wo denn - noch immer bei denen, die die Welt vor ihr sich Gericht wünscht? während die anderen neue Gelegenheit erhelten zu mahnen. Diesmal nun an Obama, den einzigen noch, auf den es ankommt. Von Al Kaida direkt. Der Dialog global über alle Grenzen.
Während dessen fliegen die Raketen aus Iran und suchen nach Beifall, bei welchen Feinden noch? Das Welttheater hat sein neues Spiel. Um wovon abzulenken, und wissen doch alle alles. Die Bilder im Kopf von Elend und Schuld, die immer wandert. Von einem zum andern. Wissen wir doch, waren alle Kinder, wie einer zeigt auf den anderen, schnell wenn er was zu verbergen hatte, mit blossem Finger. Der verboten war.