Die Beschädigungen der Faltenstriche und Linien rieseln wie ein Netz über geschundene Leiber nun selbst geschundener Leib als Dunkel des Raums im Fluten und Weben seiner goldenen Risse über diesen Kosmos des Verschwindens der Gesichter und im Verwischen der Konturen und scheinen die Körperlichkeit eines Entwurfs heutiger Kunst zu anzunehmen.
Fllüchtige Retuschen mit dem digitalen Fotoshop des Computers stellen die Figuren frei. Alles andere ruft nach professioneller Restaurierung.

Freitag, den 27. November

Die Geschichte dieses Bildes im Demminer Heimat-Museum wird aus seinem Zustand und der Art des Fundes sichtbar. Enggefaltet in Koffergrösse von 30 x 40 cm lag es verstaubt bis zur Entdeckung Anfang der 80er Jahre im Depot des Hauses. Aus ähnlichen Erfahrungen weiss man, dass solches als Fluchtgepäck oft aufgefunden oder abgegeben wurde. Vielleicht ist dies auch übrig geblieben von grossen Brand und Tod im Wasser danach und abgegeben als undefinierbare Spur irgendwo in der Ecke gefunden. Jetzt tauchte es wieder auf und wurde von Restauratoren aus Stralsund in die Nähe von J.W.Tischbein, den Goethezeitgenossen, datiert und also vermutlich aus dem Osten mit auf die Flucht genommen.

Aus dem Gespinst aus dem Gold und dem Rot des Blutes erkennen wir die Kostbarkeit des Fundes als Gabe am richtigen Ort gerade in dieser notdürftigen Fassung im Blitzlicht beschworen als das Kreuz, das die Kunst mit dem gelebten Leben im Tode der Überwindung unlösbar verschmilzt.
mit etwas Retusche erkennen wir noch ganz andere Welten und vielleicht, was den Retter bewog gerade dieses Bild in das Herz seinens Ende zu schliessen.

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Zurufe per mail nach der ersten Veröffentlichung gestern vergleichen diesen Fund mit dem Schweisstuch Christi aus Turin, jenem Tuch mitdem der Kreuztragende sich das Gesicht abwischte im Tuch, -das eine Mit-Leidende ihm reichte und das seitdem im Tuch sich bewahrte,- dass dies Bild so zum Demminer Schweisstuch der deutschen Geschichte würde, in dem sich gütig gereicht sein Schicksal abbilde. Zur Kunst der Darstellung des Leidens kommt die Geschichte seiner Überlieferung, und man darf sich vergegenwärtigen welche Kostbarkeit es für den gehabt haben muss, der es als das Wichtigste seines Lebens mit auf die Reise ins Ungewisse nahm, bis es nun so hier landete und auf Entdeckung wartete. Wo es seine neue Heimat fand. So erhalten die fragmentarischen Figuren der Schmerzen neuen Sinn im alten Ritus des alten Leidens.
Wir wissen aus dem Kirchenbuch in Nossendorf wie Tote des Trecks abgelegt wurden, wenn sie nicht wussten wie weiter und so sich der Dinge entledigten, die weiterzukommen hinderten oder wenn sie hofften, dass gütige Hilfe sich der Hinterlassenen annähme. So sind wir nun die Empfänger solcher annonymen Not und wirklichen Gabe, anvertraut und beschenkt.