Donnerstag, den 26. März
akttual.12:35h
Im Sommer des letzten Jahres erhielt ich vom Amt Demmin Land ein Schreiben in dem mir mitgeteilt wurde, ich habe binnen einer Woche oder so was die aus den Steinen herauswachsenden Grashalme an der Strasse zu entfernen, andernfalls sei eine Strafe in der Höhe von 1 300 Euro oder sowas fällig. Da das Amt selbst kaum hier herumsuchte, ist der Bürgermeister als Informant zuständig zu vermuten. Beigefügt wurde das Strassen-und Wegegesetz Mecklenburg-Vorpommern nach dem man vorzugehen gezwungen sei oder sich veranlasst sähe so zu handeln. Mit einigen Fotos konnte bewiesen werden, dass dergleichen Verdächtigung lächerlich war.
Im Herbst letzten Jahres, wenige Wochen später, als gegenüber der Weg zur Kirche, seit Kindertagen vertraut und bias zuletzt getreu aucg von allen Gästen benutzt, plötzlich verschlossen war, suchte ich nach einem geschrieben Recht und erinnerte mich nun an das Strassen-und Wegegesetz von M/V. und fand den Paragraphen 9 über die Regelungen der Einziehung eines öffentlichen Weges eben dort, was uns nun seit einiger Zeit beschäftigt. Sowas nennt man Amts Hilfe.
Derselbe Bürgermeister, der hier 3 Grashalme mit einer Srafe von 1200 Euro verfolgen liess, binnen 8 Tagen zu beseitigen, hatte es unterlassen die Befestigungsmassnahmen von mehr als ein Duzend Betonpfeilern und Eisenzäunen von 40 Meter Länge, 200qm Platten und 4Tore, über Wochen allen sichtbar, befestigt,mit einem Schreiben anzumahnen, und wir fragen uns im Rahmen der Verhältnismässigkeit, wieviel zig 1000 Euro da wohl Strafe angemessen wären. binnen welcher Frist zu beseitigen. Jedenfalls hat man mir die Waffen des Gesetzes, das sie nun nicht gleicherweise anwenden, und nicht kennen wollten, selbst in die Hand gegeben und darf sich nun nicht wundern, wenn eine Dienstausichtsbeschwerde gegen den säumigen Informanten schon aus Gründen der Ungleichbehandlung nötig ist. Gesetz um Gesetz. Oder nach dem alten Kinder-Spruch gleiches Recht für alle.
Wir leben in der Nach-DDR. Nach ihrem Fall. Aber nicht im Niemandsland der Schnäppchenjäger, wo sich jeder seinen Vorteil aus der Geschichte schnappen kann. Schnäppchenjäger der Geschichte, und wir leben nicht in einem rechtsfreien Raum. So sagt man.
Der Klassenfeind, den sie noch vor 20 Jahren alle zu vernichten gelernt hatten, ist zurückgekommen. Aber er kam nicht mit gleichen Verfolgungsinteressen, wie man ihn gejagt, nun gegen sie, wie seltsam, sondern, indem er das gleiche Gesetz für alle fordert, das aber doch, und redlich. So für sie, wie gegen ihn. Und er kommt mit Rosen und mit japanischen Rezepten seiner Gäste.
Ansonsten wünschte ich mir das allen, wie den Kindern, als wir anfingen hier, und denen, die hier mit anfingen, alles noch mal zu beleben, wünschte mir zusammen, nach Wiederherstellung des Zustandes vor den willkürlichen Veränderungen, den alten Weg wieder herzustellen, den eben diese Kinder immer gegangen, wie immer, wenn sie kamen, mit der Gemeinde zusammen, auch der Gemeinde der Kirche, denn sie ist ja das Ziel am Ende des Weges, als Privatweg aller auch zum Friedhof, den sperrigen Holzzaun wieder zu öffnen, der jetzt die Menschen ausgrenzt vom Weg und den Rasen, der jetzt unbetrebar erscheint, wieder als Weg begehbar zu machen und zu öffnen. Und das ist dann nicht gegen irgend jemand guten Willens, aber einfach den Zwängen zu entkommen, jener Einschüchterung durch Nach-DDR-Automatik zusammen mit westlicher Gier. Und will gar nicht mich dort eingfügen, liebkind machen, sagt man so, sondern lebendig allen alles zugänglich erhalten, aus alten Wissen. Wieder lernend Weg zu gehen, wie die Alten vor uns und Kinder es taten. Im Dorf zu leben ist ein Privileg, also ein Vorteil zu nutzen.