mail aus Dortmund/Berlin

jenseits.
hiesigen Kunstbetriebs.
völlige Konzentration.
abgerungen der ungewohnten Hand.
mit geheimnisvoller Kraft.
die Betrachter mitzunehmen.
in sonst verborgene,
gescheute Welten.
sich vertraut zu machen.
mit ihnen.
Weihnachtswunder besonderer Art.
großes Geschenk.

Hiob war immer ihre liebste Gestalt. Hiob als Frau? Dass sie selbst es nun würde, ist ihr Geheimnis. Ihres Geschicks. Als sie nach dem Namen meiner Mutter fragte und hörte: Ruth, wollte sie sofort die Geschichte der Ruth zeichnen. Für eine Kirche.
Fortsetzung
Margarethe Krieger 3
Dez.09

als ich die Katharina aus Polen fragte und morgen am Heiligen Abend, ob ich anrufen könne am Abend, sagte sie, nicht da, und als fragte, ob ich sie, Frau Krieger anrufen könne, lachte sie:
oh
in Bett, Tabletten
und fertig.

morgen weiter

mail aus Maine

Ein Wunder, ja.
Die zweite Seite, erstaunlich.
Und wieder mit subtil verborgenen Gesichtern.
Ich hoffe, dass diese Stücke richtig archiviert werden.

Sie sieht so zerbrechlich jetzt aus. Es ist ergreifend.
Es lässt mich mich über die Qualität des Obhut fragen.

Fröhliches Weihnachten zu jedem.

die Botschaft aus Münster dazu morgen

16:50h aus Berlin

Lieber Herr Syberberg,
die Zeichnungen sind von einer unglaublichen Tiefe. Möglicherweise scheint hier etwas durch, was seit ewiger Zeit unterschiedliche Namen trägt: Gott, Substanz oder wie in unserer Zeit bei Heidegger das Sein. Sie müssen gezeigt werden. Von zwei seltsam unterschiedlichen Seiten bin ich gerade gefragt worden, über das Bildnis zu handeln. Einmal vom Bundespräsidenten Köhler, der alle seine Vorgänger gemalt haben will, und ich bin gebeten, den entsprechenden Künstler zu suchen. Dann ein Vortrag an der Humboldt-Universität über Porträtmalerei in der Gegenwart und beides brachte das eine Resultat: es gibt keine Bildnismaler mehr. Eine gute Frage, warum das Gesicht nicht mehr Gegenstand der Malerei und Zeichnung ist und symptomatisch für unsere Zeit: die Physiognomie ist verschwunden. Wir haben immer mehr, was Kassner schon in den 30er Jahren wußte, nur noch das "mechanische Gesicht." (- was keine Gesichte mehr kennt). Dass das Gesicht aber, wo immer es herkommt, gezeichnet werden kann, dafür stehen diese wunderbaren Blätter von Frau Krieger. Sie erinnern an Rembrandt und davor vielleicht nur noch an Leonardo.
Wir werden mit diesen Werken etwas erreichen müssen.
Ihnen und Ihrer Frau die herzlichsten Grüße und Wünsche zum Fest. Sicher sind Sie in einer der schönen Kirchen Münchens, die es leider in Berlin gar nicht gibt. Wir gehen heute Abend nach Birkenwerder, wo ein Mönch vor nicht allzu langer Zeit ein Kloster gegründet hat. Wir sind auf seine Predigt gespannt.
Ihnen eine schöne, friedliche Zeit und kommen Sie gut in das zehnte Jahr dieses nicht sehr hoffnungsvollen Jahrhunderts.
Bis bald in Nossendorf.
Eugen Blume und Cornelia Wieg