1

Alte Saumpfade. Einige Strecken sind noch intakt. Entlang des Waldrands. Am Feld. Ab und zu sieht man die alten Röhrensysteme aus den Feldern kommen. Ohne die wäre alles dem Wasser ausgesetzt. Seit Eiszeits Zeiten. Und die Gräben, jetzt verkrautet, führen zur Trebel, alter Burggraben, früher war da eine Burg bei Medrow. Der Kirchtum abgetragen. Ein Stummel. Sie sind frei davon.

Gottloses Land. Wenn ich von dem Turm wieder spreche, wissen Sie nicht wozu, ohne Ehre, früher in jedem Ort. Das Zeichen noch oben, Zu wissen auf den Feldern wohin es nach hause geht am Abend. Für Kind und Tier, die Pferde nach der Arbeit.

2

Es war keine Revolution, in der die Unteren die Oberen weggejagt. Vielleicht 33, 1933, als sie den Vater seines Amtes enthoben, weil er für den von der KPD eingetreten, SA, Dann den Teich ihm vor dem Tor zugeschüttet. Wie später die Mülltonnen von den anderen, heute. Amtsvorsteher. Juden waren hier keine. Auch das vielleicht eine Revolution. Zuerst die Emanzipation und dann die Ausgrenzung ihrer neuen Macht, Verfolgung und Tod. Aber dann erst wieder 45, 1945, in den Städten die Bomben, das hiess, alles weg, was war, auf dem Lande die Strukuren verändert, durch Krieg. Und aus dem Osten die Geflohenen des Kriegs, alles verloren, Haus und Land und oft und Väter. Die sie im Osten zurückbrachten, aus Russland, waren nicht aus des Volkes Wahl und Willen. Aber die Flüchtlinge übernahmen, hungrig die leeren Häuser, der verjagten Herren. Die Alten noch mit Ehrfurcht, die Jungen schon na und, und die Enkel heute wissen nichts mehr und sind frech.

3

Alles umgekehrt, was war. Von neuen Machthabern aus Moskau und durch die Sateliten in Berlin gedeckt. Kirchen weg, Schlösser und Güter auf den Müllhaufen der Geschichte, das Land unter Chemieinteressen und Fleichschfabriken aufgeteilt.
Adenauer kümmerte der Osten nicht. Und Brandt hatte keine Mühe zu knien, es kostet ihn nichts. Kohl gabs her, weil er nichts war. Ein Spielball der Zeit, gierig haschend nach kurzer Macht.

4

Als ich wiederkam, sagte A. vor dem Müll und Dreck ihrer Zeit, aus der Erde wieder rausgeholt, "hab ja nicht wissen können, dass du wiederkommst". Vorher "kum rin" als ich nach 5o jahren wieder vor der Tür stand, bei ihm, das einmal das Haus des Vaters war, des meinen. Ob mein Vater Jude war, fragte eines der Kinder, weil auch so verkloppt. Sie sitzen heute in den Häusern des Vaters hier. Wie muss es ihnen gewesen sein, dort, hier herumzugehen, wohin sie sonst nie kamen. Ausser die Töchter als Dienstmädchen. Oder mit dem Hut in der Hand ins Büro, der Vorarbeiter das Geld abholen, für alle. Dann die Wände, Türen, Fenster raus und neue rein und alles offen. Vermauert zum Schluss. Und nun kommt der wieder, der hier Kind gewesen mit ihnen, in der Schule , an der Trebel, in den Scheunen. Die nun alle weg sind, alles weg, Scheunen, Pferde, Bäume. Menschen. Ihre Sprache. Was dagegen so ein Stück auf dem Theater von einem der trinkt dass er gut ist und böse, wenn nicht. Die, die das nicht wollten, nicht verstanden, hatten recht. Spiel aus dem Kopf. Auf der realen Bühnen wurde anderes gespielt.

5

Die Neuen, Enkel wissen nichts mehr. Die anderen ducken sich weg. "Geklautes Land", so Hertha das ehemalige Kindermädchen, nun versilbert, zu Ölheizung und Auto. Längst am Tropf inzwischen der sozialen Versorgungssysteme, dass sie ruhig bleiben. Zum Sammeln des Holzes entwöhnt und das Öl als Verhängnis. Die neuen Herren aus der LPG erhalten nun von Brüssel die Anweisungen, Subventionsverwalter, wie früher aus und für das Berlin des Ostens.

6

Die neuen Besitzer der Flächen, wie sie sagen, wohnen in ihren Eigenheimen am Waldrand oder in der Stadtrandsiedlung. Die alten Gehäuse der Geschichte suchen ihren Sinn, die Dörfer noch unter dem ästhetischen Niveau der Slums am Rande der Städte, ohne Konzept und Auftrag, den Fellachen vergleichbar mit Ziegen für die tägliche Milch auf dem Schutt der Tempel und Gräber. Das Land aber, aus des Eises Zeiten von Wasser getränkt von unten überlebt sie alle. Nur wer gibt Auftrag und Form zu wissen wozu.

1

Alte Saumpfade. Einige Strecken sind noch intakt. Entlang des Waldrands. Am Feld. Ab und zu sieht man die alten Röhrensysteme aus den Feldern kommen. Ohne die wäre alles dem Wasser ausgesetzt. Seit Eiszeits Zeiten. Und die Gräben, jetzt verkrautet, führen zur Trebel, alter Burggraben, früher war da eine Burg bei Medrow. Der Kirchtum abgetragen. Ein Stummel. Sie sind frei davon.

Gottloses Land. Wenn ich von dem Turm wieder spreche, wissen Sie nicht wozu, ohne Ehre, früher in jedem Ort. Das Zeichen noch oben, Zu wissen auf den Feldern wohin es nach hause geht am Abend. Für Kind und Tier, die Pferde nach der Arbeit.

Dienstag, den 9. September

akt.16:38h

Überall denkt man, kommen sie heraus, die Zwerge und Alraunen und Helfer oder Mächte der frühen Jahre. Ganz anders also alles sonst und woanders.

2

Es war keine Revolution, in der die Unteren die Oberen weggejagt. Vielleicht 33, 1933, als sie den Vater seines Amtes enthoben, weil er für den von der KPD eingetreten, SA, Dann den Teich ihm vor dem Tor zugeschüttet. Wie später die Mülltonnen von den anderen, heute. Amtsvorsteher. Juden waren hier keine. Auch das vielleicht eine Revolution. Zuerst die Emanzipation und dann die Ausgrenzung ihrer neuen Macht, Verfolgung und Tod. Aber dann erst wieder 45, 1945, in den Städten die Bomben, das hiess, alles weg, was war, auf dem Lande die Strukuren verändert, durch Krieg. Und aus dem Osten die Geflohenen des Kriegs, alles verloren, Haus und Land und oft und Väter. Die sie im Osten zurückbrachten, aus Russland, waren nicht aus des Volkes Wahl und Willen. Aber die Flüchtlinge übernahmen, hungrig die leeren Häuser, der verjagten Herren. Die Alten noch mit Ehrfurcht, die Jungen schon na und, und die Enkel heute wissen nichts mehr und sind frech.

3

Alles umgekehrt, was war. Von neuen Machthabern aus Moskau und durch die Sateliten in Berlin gedeckt. Kirchen weg, Schlösser und Güter auf den Müllhaufen der Geschichte, das Land unter Chemieinteressen und Fleichschfabriken aufgeteilt.
Adenauer kümmerte der Osten nicht. Und Brandt hatte keine Mühe zu knien, es kostet ihn nichts. Kohl gabs her, weil er nichts war. Ein Spielball der Zeit, gierig haschend nach kurzer Macht.

4

Als ich wiederkam, sagte A. vor dem Müll und Dreck ihrer Zeit, aus der Erde wieder rausgeholt, "hab ja nicht wissen können, dass du wiederkommst". Vorher "kum rin" als ich nach 5o jahren wieder vor der Tür stand, bei ihm, das einmal das Haus des Vaters war, des meinen. Ob mein Vater Jude war, fragte eines der Kinder, weil auch so verkloppt. Sie sitzen heute in den Häusern des Vaters hier. Wie muss es ihnen gewesen sein, dort, hier herumzugehen, wohin sie sonst nie kamen. Ausser die Töchter als Dienstmädchen. Oder mit dem Hut in der Hand ins Büro, der Vorarbeiter das Geld abholen, für alle. Dann die Wände, Türen, Fenster raus und neue rein und alles offen. Vermauert zum Schluss. Und nun kommt der wieder, der hier Kind gewesen mit ihnen, in der Schule , an der Trebel, in den Scheunen. Die nun alle weg sind, alles weg, Scheunen, Pferde, Bäume. Menschen. Ihre Sprache. Was dagegen so ein Stück auf dem Theater von einem der trinkt dass er gut ist und böse, wenn nicht. Die, die das nicht wollten, nicht verstanden, hatten recht. Spiel aus dem Kopf. Auf der realen Bühnen wurde anderes gespielt.

5

Die Neuen, Enkel wissen nichts mehr. Die anderen ducken sich weg. "Geklautes Land", so Hertha das ehemalige Kindermädchen, nun versilbert, zu Ölheizung und Auto. Längst am Tropf inzwischen der sozialen Versorgungssysteme, dass sie ruhig bleiben. Zum Sammeln des Holzes entwöhnt und das Öl als Verhängnis. Die neuen Herren aus der LPG erhalten nun von Brüssel die Anweisungen, Subventionsverwalter, wie früher aus und für das Berlin des Ostens.

6

Die neuen Besitzer der Flächen, wie sie sagen, wohnen in ihren Eigenheimen am Waldrand oder in der Stadtrandsiedlung. Die alten Gehäuse der Geschichte suchen ihren Sinn, die Dörfer noch unter dem ästhetischen Niveau der Slums am Rande der Städte, ohne Konzept und Auftrag, den Fellachen vergleichbar mit Ziegen für die tägliche Milch auf dem Schutt der Tempel und Gräber. Das Land aber, aus des Eises Zeiten von Wasser getränkt von unten überlebt sie alle. Nur wer gibt Auftrag und Form zu wissen wozu.

Der Wald und der Weg erinnert an die aus Bayern und in Grundlsee oder die in Briol. Und doch ist es als sei dieser hier extra wie aus den Märchen die frühen Zeiten.