Unschuldiger nach 15 Jahren aus US-Haft entlassen

Die Opfer glaubten ihn bei einer Gegenüberstellung erkannt zu haben: Patrick Weller wanderte für 15 Jahre hinter Gitter, verurteilt wegen schweren Raubes und Entführung. Taten, die er nie begangen hat - wie nun eine DNA-Analyse beweisen konnte.

Hamburg - Patrick Waller war überwältigt: Er fiel in die Arme seiner Mutter und schluchzte. Sein Weinen war das einzige Geräusch im Gerichtssaal in Dallas. "Alles ist gut, Liebling", sagte Patricia Cunningham zu ihrem Sohn. "Es hat ein Ende. Du bist frei. Du kommst jetzt nach Hause." 15 Jahre saß Waller hinter Gittern - die Anhörung, die ihn in die Freiheit entließ, dauerte ganze fünf Minuten.

 

Alle Opfer identifizierten Waller bei einer Gegenüberstellung als einen der Täter. Er beharrte auf seiner Unschuld und konnte im Prozess auch ein Alibi nachweisen. Dennoch wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Um einer noch höheren Strafe zu entgehen, gestand er sogar einen Teil der Tat, wie sein Anwalt Gary Adashen nun mitteilte.

Waller ist nicht der erste Gefängnisinsasse, der dank neuer Technologien seine Unschuld belegen kann. Seit 2001 sind bereits 19 Männer im Bezirk Dallas nachträglich freigesprochen worden, mehr als überall sonst in den USA. Unterstützt werden sie vom Innocence Project in New York, das auch die Kosten für die neue DNA-Beweisführung trägt und den Ex-Häftlingen später bei der Resozialisierung hilft.

Wallers Freispruch verfolgten im Gericht sechs frühere Gefangene, die zusammen eine Strafe in Höhe von rund 100 Jahren verbüßt haben - bevor ihre Unschuld bewiesen und sie befreit werden konnten. Die Männer haben es zu einem Ritual werden lassen, dass sie bei den entsprechenden Anhörungen auftauchen - und den Befreiten Geschenke machen. Im Fall von Waller ein neues Handy.
"Ich habe die Zeitungsausschnitte von all diesen Männern gesammelt. Ihre Geschichten haben mir Hoffnung gegeben, dass es auch mir irgendwann so ergeht", sagte er.

Recht bekam Waller allerings erst im dritten Anlauf: Zwei Gesuche, den Fall mit Hilfe einer DNA-Analyse neu aufzurollen, waren zuvor abgelehnt worden.

han/AP