Seit einer Woche nun das Töten Karajans -100 Jahre- durch Ranschmeissen, wie zuvor Einstein oder Mozart. Am Schlimmsten die Ranschmeisserin im regionalen Kulturradio Nord. Wenn die mal einen in der Reissen hat, hat alle Sympathie für eine Sache oder einen Menschen keine Chance. Mit hoher Stimme immer höher zum Ende säuselnd, als ob sie Sonnenbräune verkauft und süsses Leben aus Haarfett nach dem Muster eines billigen Haarpomadevertreters. Ist hier vielleicht gar nicht so weit.
Nach dem Kortnerfilmen dachte ich an Karajan, beim dirigieren, die Proben, wie nie. Dann sah ich, als meine nächsten Muster bei Arri ansah, auf dem Schirm nebenan zur Abnahme Bilder von Orchestern, langweilig und hell und immer wieder, ohne Seele jeder , der da Musik machte, ausgestellt, wieder und wieder, dann den Meister, ohne Ton und wieder, ich stutzte, fragte, es waren die berühmten Clouzot-Clips, alles stumm und nach vorher aufgenommenem Ton playback gedreht, so spielten alle sich selbst, nicht Beethoven. Und so der Meister sich zum Ton, den er vorher aufgenommen hatte, sich spielend als Dirgent zu eigenem Ton mit himmelwärtsgerichten Blicken geschlossenen Auges, denn er hörte ja sich: vor der Kamera. Seitdem war dieser Dirigent tot für mich auch als Musiker. Sicher ungerecht, denn auf einem Gebiet ein Meister, auf anderen eine Null, dass musste noch gelernt werden. Ein Leben lang. Schwer. Interessant und ergreifend dann das Ende- wieder- als er nicht mehr stehen und gehen konnte. Da holte ihn das Schicksal. Und er brauchte niemanden, den ders dokumentierte, alle sahen zu und es war ihm egal, vor der Musik. Den Film aber seines Lebens aus der Musik, wie Kortner aus dem Theater, hat er so nicht bekommen. Wir aber verloren einen, der es wert gewesen wäre, so dachte ich, zu zeigen, wie Musik entsteht. Als Film.
(letzte Korr. 11.35 h)