Warum

haben wir diese Texte und und Bilder für eine Box mit dem Titel Deutsche Triologie gewählt.
Der Essay von Susan Sontag ist epochal. Für einen Film über einen Hitler aus Deutschland und einen Film ohne Kino-Eignung mit allen Ansprüchen, die einem Film zukommen. Sie hat ihn in Paris gesehen, der Stadt der Ludwig-Entdeckung. Er wurde nach der Überwindung ihrer lebensbedrohenden Krankheit an existenziellem Kreuzweg geschrieben und mit dem Willen danach keinen Text mehr zu schreiben über einen Menschen, es sei denn über sich selbst. Als der Text anlässlich der NY-Premiere 1980 der Review of Books dort den Freunden in der Leitung der Redaktion vorgelegt wurde, wollte man ihn nicht drucken. In Deutschland erwähnte ihn keiner der verlegenen Laudatoren anlässlich der diversen Preise und deren Kommentaren zu biografischen Anlässen der Autorin bis in den Tod. Dieser schon allein anschauliche und informative Text ohne akademischen Ballast ist für sich ein Vergnügen hohen Ernstes, mit dem Film ist er eine kulturhistorische Kostbarkeit höchster Interpretationskunst. Alles immer im Kontext von Geschichte und ästhetischem Interesse. Aus profunder Situation des Kinos als Bühne des Films und eines tief betroffenen Landes und der gezeichneten Autorin.

Der Text von Boris Groys erschien zur Ausstellung des Films DIE NACHT in Wien 2008 in dem begleitenden Buch mit den Titel "Film nach dem Film", wozu das Gesamtwerk nun läuft und auch die Nacht markiert. Die Schlichtheit seiner Argumentation zeigt den Kenner dieser Möglichkeiten des Films seit der "Höhle der Erinnerung" in der Documenta vor 10 Jahren und beschreibt den Weg, der hier in Anspruch und Form gewollt ist.

Auch der Text von Rochelle Fack aus Paris erscheint in diesem Buch zur selben Installation derselben NACHT in Wien jetzt, und das bedeutet 6 Wochen jeden Tag 6 Stunden lang in einem Raum von 40 Meter Länge und 20 Meter Höhe auf einer 8x6 Meter Leinwand in leerem Raum rundum lauten Getöses, und er führt von jenem Hitler in eben diesen Monolog, der hier zwangsläufig kommen musste, wie dieser zur Wiedererrichtung des Ortes, von dem alles seinen Ausgang nahm und von wo nun aus der postwall -Situation Europas diese Herausgabe der DVDs kommt.

Die Kritiken zum Ludwig-Requiem im Paris des Jahres 1973 eröffneten neben Visconti's Ludwig aus den Schlössern eine Diskussion über die Erweiterung des Filmbegriffs aus der Virtualität ganz anderer Welten unserer geistigen und poetischen Möglichkeit im Studio der Projektionen der Musik und Bühnen Richard Wagners, womit die Umrisse der abendländischen Tragödie des Ganzen abgezeichnet waren.

Das Leben von Karl May im Film, von Henri Langlois entdeckt und von Ernst Bloch mit Tränen in der Stimme begrüsst, war der Lieblingsfilm von Edith Clever aus dieser Reihe. Er verbindet nicht nur Ludwig mit diesem Hitler und damit die 100 Jahre, die hier umrissen sind. Er wurde vorwiegend nochmal ausserhalb des Studios gedreht und mit Darstellern aus der Zeit des Leben bestimmenden Kinos ihrer Zeit, die der Ufa gehörte.

Die Fotos aus NY 1980 von Tom Luddy aufgenommen, dem Freund und Mitarbeiter von F.Coppula, anlässlich der Premiere des Films dort selbst , dokumentieren die heitere und angespannte Situation eines Hitler aus Deutschland in den USA, wie jene Fotos 10 Jahre später nach dem Fall der Mauer im Berlin 1990 von Hans Pölkow die Veranstaltung in der östlichen Akademie von Heiner Müller zur Ehrenrettung nach einer Vorführung des Hitler nun auch im Osten und nur dort, zusammen mit Kleists Marquise und Penthesilea an zwei auf einander folgenden Abenden als Monologe, wie nie. Hans Pölkow aber war der Freund aus den Tagen der Schulen in Rostock, woher beide zusammen kamen.

Nossendorf, Ende Februar 2008

breaking the news
er war dagegen. Gegen dieses Treffen, diese Veranstaltung der Akademie im Osten. Die unendlich notwendige. Morgen mehr. Warum wohl.

 

 

Fotos 1989 von Tom Luddy in NY zur Zeit der Hitler-Premiere.

morgen mehr davon, von diesem denkwürdigen Ereignis, wovon es nur diese Fotos geben wird.

Titel des Essay#s von Susan Sontag beim ersten Erscheinen 1980 in NY
aus der Serie der Fotos in der ostdeutschen Akademie von Hans Pölkow anlässlich der Veranstaltung von Heiner Müller
Plakat von F.Coppola zur Präsentation des Hitlerfilms 1980 in den USA