26. September 2008, 08:27 Uhr

STREIT ÜBER ATOMPOLITIK
ElBaradei warnt vor Angriff auf Iran

Im Atomstreit mit Iran hat der Chef-Inspektor der Uno die USA zu direkten Verhandlungen mit Teheran aufgefordert. Mohamed ElBaradei warnte vor einem Angriff auf den Mullah-Staat. Das würde den ganzen Nahen Osten in einen "Feuerball" verwandeln.

München - ElBaradei setzt im Atomstreit mit Iran auf Diplomatie statt auf Konfrontation. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA rief Washington deshalb zu direkten Verhandlungen mit Teheran auf. Wenn die USA mit Nordkorea verhandelten, "dann verstehe ich nicht, warum sie nicht mit Iran verhandeln können", sagte ElBaradei der "Süddeutschen Zeitung".

Eine Lösung sei aber nur im Rahmen einer neuen Sicherheitsarchitektur für den Nahen Osten möglich. "Aber das wird nicht gehen, ohne die regionale Rolle Irans zu erörtern und die der anderen Länder im Nahen Osten. Und natürlich gibt es noch den Elefanten im Raum: Israels Atomprogramm".

Eine militärische Lösung existiere nicht. Ein Angriff auf Irans Nuklearanlagen könne das Programm zur Urananreicherung allenfalls verzögern, würde dafür aber den gesamten Nahen Osten "in einen Feuerball verwandeln", warnte der IAEA-Chef.


26. September 2008


Hecht-Galinski antwortet auf Lustiger
Antisemitismus ist nicht gleich Antizionismus
Von Evelyn Hecht-Galinski

Gläubige an der Klagemauer: Darf man Israel kritisieren?
26. September 2008 Im Judentum gibt es viele politische und soziologische Strömungen. Das Judentum war schon immer vielseitig und zersplittert. Im Gegensatz zu Arno Lustiger (siehe: Arno Lustiger über das Problem des jüdischen Selbsthasses) und anderen habe ich keine chronischen Identitätsprobleme und daher auch keinen jüdischen Selbsthass, den ich auf andere Juden projizieren müsste. Die deutsch-jüdische Erziehung, die ich in meinem Elternhaus genoss, kannte solche beleidigenden Anschuldigungen nicht. Ich wuchs schon seit meiner Geburt 1949 in der Mitte der Gesellschaft auf, wurde in einen Pestalozzi-Fröbel-Kindergarten und danach von meinen Eltern auf eine Waldorfschule geschickt. Mein Vater gab an mich seine humanistische Erziehung weiter, die er in Marienburg in Westpreußen genossen hatte. Das Lebensmotto meines Vaters nach seiner Befreiung aus diversen KZs war: „Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen.“ Auch deshalb sehe ich es als meine Verpflichtung an, nicht zu schweigen, wenn die israelische Regierung Menschenrechtsverletzungen an den Palästinensern in Form von Vertreibung, Enteignung und Besatzung begeht.

Mein Vater hatte es sich zur Aufgabe gemacht, gerade in Deutschland, dem Land, in dem er Erniedrigung, Qualen und die Ausrottung seiner Familie erlebt hatte, wieder neues jüdisches Leben zu etablieren. Darum hat er sich von 1947 bis zu seinem Tod 1992 konsequent bemüht. Meine Eltern und ich lebten nie auf gepackten Koffern und betrachteten Deutschland nicht als „Feindesland“. Für meinen Vater war es auch eine Selbstverständlichkeit, in „seinem“ Berlin beerdigt zu werden, der Stadt, die eine Straße nach ihm benannt hat und deren Ehrenbürger er war. Daher war es für mich ein Bedürfnis, nach dem Tod meines Vaters den Namen Galinski meinem Ehenamen beizufügen. Das war auch ganz im Sinne meines Mannes, Benjamin Hecht, „auch Jude“.

Im Frühstücksfernsehen oder live vom Kölner Gemüsemarkt

Arno Lustiger hat recht, es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus, aber es gibt einen inflationären und daher gefährlichen Umgang mit diesem Begriff, der sich als stumpfe Waffe herausstellen könnte, wenn er wirklich angebracht ist. Schon mein Vater wurde von seinem Nachfolger, Ignatz Bubis, als Berufsjude verunglimpft: Bubis bezeichnete sich selbst „als Juden mit Beruf nach einem Juden von Beruf“. Diese Sätze sprachen für sich und wurden von mir schon damals heftig kritisiert.

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Arno Lustiger über das Problem des jüdischen Selbsthasses
Am 12. März 2007 schickte Arno Lustiger nach meinem Interview im Deutschlandfunk einen Brief an den Intendanten Ernst Elitz. Darin beschrieb er mich als „notorische Hasserin der Vertreter der deutschen Juden und des Staates Israel und jüdische Selbsthasserin, mit völlig unqualifizierten Behauptungen, eine Person, die Minderheit einer Minderheit ist“. Lustiger gab gegenüber Elitz der Hoffnung Ausdruck, „dass diese Sendung ohne Ihr Wissen oder gar Ihre Zustimmung ausgestrahlt wurde“. Eine Kopie dieses Briefes ging an sämtliche Mitglieder des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland. Am 5. Mai dieses Jahres, zwei Tage nach meiner Teilnahme an der Sendung „Hallo Ü-Wagen“ im Radiosender WDR 5, schrieb der Anwalt von Henryk M. Broder, Nathan Gelbart, eine E-Mail an die Intendantin des WDR, Monika Piel, um gegen die Einladung von mir zu protestieren, weil ich keine Qualifikation hätte außer von Beruf Tochter zu sein. „Zum 60. Geburtstag des Staates Israel sollten in der Presse oder Journalistiklandschaft unserer Republik unbedeutende Personen nicht wirklich ein Forum erhalten. Natürlich sollte das ,Volk‘ zu Worte kommen, aber in einem hierfür geeigneten Rahmen, wie im Frühstücksfernsehen oder live vom Kölner Gemüsemarkt.“ Gelbart ist Nachfolger von Michel Friedmann als Vorsitzender des Keren Hayesod, des eingetragenen Vereins „Vereinigte Israel Aktion“, der nach seiner Selbstdarstellung „seit über 85 Jahren im Dienst des modernen Staates Israel und des jüdischen Volkes in aller Welt“ steht.

Am 30. Mai setzte Broder in einer E-Mail an die Intendantin Monika Piel nach und fragte, was die WDR-Redaktion veranlasst habe, mich „hysterische, geltungssüchtige Hausfrau“ einzuladen und als Publizistin anzukündigen. Ich war nicht bereit, die Aussage hinzunehmen, meine Spezialität seien „antisemitische Statements“, und reichte Klage ein. Natürlich habe ich nur etwas gegen das Wort „antisemitisch“, nicht aber „antizionistisch“, da ich mich gerade gegen diese Gleichsetzung der Begriffe „Antizionismus“ und „Antisemitismus“ wenden möchte. Die israelische Politik zu kritisieren betrachte ich keinesfalls als antisemitisch. Unterstützung findet meine These bei renommierten israelischen Historikern wie Tom Segev, beim ehemaligen Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, sowie bei Wissenschaftlern wie Alfred Grosser (siehe: Antisemitismusstreit: Alfred Grosser antwortet auf Broder) und Michal Bodemann.

Heinz Galinski war als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland Ehrenbürger in Berlin
Den ums Überleben kämpfenden Staat Israel zerstören

Besonders erschreckend für mich ist die Aussage von Charlotte Knobloch, der Vorsitzenden des Zentralrats, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, sie unterstütze Broder, egal, was er sage. Ebenso unterstützt der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, Broder in seinem Prozess gegen mich. Immerhin ist der Zentralrat die offizielle Vertretung der Juden in Deutschland und somit eine Institution des öffentlichen Rechts.

Meine Erlebnisse, die sich mit den Erfahrungen anderer Kritiker der israelischen Politik decken, veranlassten mich, von der jüdisch-israelischen Lobby in Deutschland zu sprechen. Das „American Israel Public Affairs Committee“ ist geradezu stolz darauf, dass es seit Jahren zu den mächtigsten Lobbys in den Vereinigten Staaten zählt. Man muss blind sein, wenn man den Einfluss solcher Interessenvertretungen auf Medien und Politik negiert. Die Kritik am Machtmissbrauch solcher Lobbyisten ist nicht nur legitim, sondern notwendig und darf nicht mit der sogenannten Antisemitismuskeule unterdrückt werden.

Arno Lustiger irrt: Israel ist heute keinesfalls das arme kleine, von Feinden umzingelte Land, sondern gehört zu den hoch gerüsteten Militärmächten, die sich nicht scheuen, anderen Staaten mit einem Präventivschlag – auch atomar – zu drohen. Im Libanonkrieg hat man noch zum Schluss circa eine Million Streubomben abgeworfen. Arno Lustiger und andere verbreiten seit Jahren die Legende, dass Kritiker Israels wie Grosser, Chomsky, Finkelstein, Felicia Langer, Judt, Melzer, Meyer, Fried, Neudeck und Blüm nichts anderes wollten, als den ums Überleben kämpfenden Staat zu zerstören. Damit steht jede Debatte um Israels Politik unter dem Schatten des Antisemitismusvorwurfs. Dann hört man zwar, man dürfe Israel kritisieren. Aber wer es dann wirklich wagt, Israel zu kritisieren, der ist automatisch ein Judenhasser. Deswegen kann ich auch die neue Broder-Phrase nicht hinnehmen: Nachdem ihm „in diesem speziellen Fall“ der Antisemitismusvorwurf gerichtlich untersagt ist, redet er jetzt von antisemitischen Belanglosigkeiten. Diesen Satz kann ich gar nicht mehr nachvollziehen: Wie kann Antisemitismus belanglos sein?

vor über 20 JAHREN haben wir versucht dem Fluch Gestalt zu geben dem, dwas bei der Gründung der USA Völkermord auf sich geladen, der Menschenrechte finsterste Taten. Wer sich mit diesen verbündet hat keine Chance, solange wir auf diese ersten Gebote der Humatät setzen. Man solle sich vorsehen vor allen, die da mitmachen. Leid tun mir die guten Glaubens und Willens waren und sind. Ohne Selbstmitleid ich, mit Anteilen der Schuld, für diesen Glauben.
In Seattle nun die Katastrophe, wie sie alle sagen, und Seattle nannte sich der Mann, der zuerst flehte, dann sie verfluchte, die nach seinem Namen ihre Stadt nannten, deres Land sie ihm nahmen, wie dessen Völker vernichteten, in deren Namen er starb.