2008: Bayreuth goes Syberberg-Light

Szenen aus Parsifals Kindheit im Vorspiel, das entdeckelte Grab Richard Wagners, die zerstörte Villa Wahnfried, die vielen Puppen auf der nahezu filmisch organisierten Bühne, die den Ablauf der deutschen Geschichte visualisiert. Es gibt durchaus viele Momente in der Bayreuther Neuinszenierung des "Parsifal" von Stefan Herheim, die ihre Inspiration deutlich der Zeichenwelt Hans-Jürgen Syberbergs verdanken.

Offenbar haben nur wenige diese Inspirationswelt erkannt oder es sich eingestanden - die einzige Ausnahme bildete Dieter Borchmeyer während der Übertragung der Premiere am 25. Juli im Radio. In der Presse jedoch tauchte der Name des Regisseurs kein einziges Mal wieder auf.

Insofern scheint mir die Einhelligkeit, mit der diese Ästhetik auf dem grünen Hügel als aufklärerisch bezeichnet wird, reichlich verlogen. Wenn das Haus Wagner zur Erläuterung ihrer Geschichte Bilder à la Syberberg-Light verwendet, die noch selbst im Jahr 2008 rezeptionshistorisch kaum eingeordnet werden, dann wird Regisseur Syberberg fernab vom einstimmigen Jubel über diese Inszenierung angesichts einer unveränderten Situation weiterhin seine "heavy"-Version von Bildern über die Deutschen produzieren.

Peter Nouwens
Antwerpen

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