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Was sagen Sie zur Debatte über den Bau eines Jüdischen Museums in Köln?
Speer:
Ein international ausgeschriebener Wettbewerb hat stattgefunden, eine Jury hat eine Entscheidung gefällt zugunsten eines respektablen, schönen Entwurfs. Ein jüdisches Museum wird zu einem weiteren Magnet werden können für die Museumsstadt Köln.
Aber die Debatte entzündet sich ja an der Standortfrage.
Speer:
Mit Pfunden muss man wuchern. Und wenn man das Glück hat, fast zweitausend Jahre jüdischer Geschichte am Rhein auf dem Gelände zwischen dem Rathaus und dem Wallraf-Richartz-Museum am Ort selbst darstellen zu können, dann muss man das tun.
Eine Verlegung an eine andere Stelle schließen Sie aus?
Speer:
Das werden die Kölner sich doch wohl nicht antun: Wenn man einen Schatz hat, dann hebt man ihn, integriert ihn in die Gegenwart, lebt mit ihm - und zwar am Ort selbst. Man kann Geschichte doch nicht einfach verlegen. Wenn es das jüdische Viertel mit Synagoge, Mikwe und vielen Häuserresten dort gibt, die fast tausend Jahre alt sind, dann muss das Museum auch dahin.
"Was bedeutet es, hier zu sein, hier gewesen zu sein? Gewiss bedeutet es, dass ich diesen Flecken Erde, wo meine Mutter und mein Vater, meine Großeltern und ihre Vorfahren begraben liegen, mit anderen, schwarz und braun und weiß, teile. Es bedeutet, dass wir in fast vierhundert Jahren des Lebens auf diesem Kontinent assimiliert wurden und im Gegenzug diese Jahrhunderte mit unserem Blut und Gebein assimiliert haben: die Wechsel von Dürre und Flut, die Hungersnöte und den Überfluss, die unmenschlichen Grausamkeiten und Morde und Raubzüge, das Gelächter und die Liebe und die Gnade und die Großzügigkeit. All das hat seinen Preis, und wir haben ihn bezahlt, manchmal zögerlich oder sogar im Groll, oft bereitwillig und gern. Wir waren hier, nirgends anders, und wollen hier sein."