DDP
SPD-Politiker Thierse: "Wir Deutschen können Ermunterung vertragen"
Verpasst hat die Kanzlerin nicht viel, denn die Reden zu dem Thema haben
sich im Laufe der Jahre kaum verändert: Geklagt wird weiterhin über
Arbeitslosigkeit, Abwanderung und mangelnde Wirtschaftskraft in den neuen
Ländern. Die CDU hebt die Verdienste Helmut Kohls um die Einheit hervor.
Für die FDP ist Hans-Dietrich Genscher der entscheidende Mann, und die
Linkspartei würdigt vor allem die Verdienste Hans Modrows, des letzten
SED-Ministerpräsidenten der DDR.
Eine Nachricht immerhin gab es: Zum ersten Mal seit sieben Jahren wurde wieder über
ein Denkmal geredet, das an die historischen Wochen des Mauerfalls erinnern
soll. Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP beschloss der Bundestag, ein
solches "Freiheits- und Einheitsdenkmal" in Berlin zu errichten.
Nach dem Willen der Koalition soll es bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls
2009 errichtet werden.
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) redete begeistert von
einem "Mahnmal unseren historischen Glücks". Ein Volk könne
nicht nur aus seinem Versagen Orientierung gewinnen. "Auch wir Deutschen
können Ermunterung vertragen", sagte der ostdeutsche Sozialdemokrat. "Seien
wir endlich ein normales, durchschnittliches, gewöhnliches, europäisches
Volk".