DPA
Startender Airbus A380: Börsenaufsicht untersucht neue Beweise
Forgeard hatte im März mit dem Verkauf einen Gewinn von 2,5 Millionen
Euro erzielt. EADS-Marketing- und Strategiechef Jean-Paul Gut konnte sich
1,15 Millionen Euro aus den Verkäufen gutschreiben. Vier weitere EADS-Vorstandsmitglieder
machten Gewinne zwischen 365.000 und 1,2 Millionen Euro. Der deutsche Chef
der Rüstungssparte, Stefan Zoller, konnte 492.880 Euro verbuchen. Nach
den Regeln von EADS dürfen Mitglieder des Exekutiv-Komitees vier Mal
pro Jahr Aktien verkaufen. Dies ist jeweils nach Veröffentlichung der
Quartalszahlen drei Wochen lang möglich.
Laut "La Tribune" korrigierte EADS am 6. März vergangenen
Jahres seinen Plan von zunächst 29 auf 24 A380-Auslieferungen im Jahr
2007 nach unten. Dies sei aber nicht im Protokoll der Aufsichtsratssitzung
einen Tag später festgehalten worden. Von EADS heißt es bislang,
die industriellen Schwierigkeiten beim A380 seien an dem Tag nicht thematisiert
worden.
"
La Tribune" beruft sich auf den früheren Airbus-Geschäftspartner
Jean Galli Douani, der mit dem Flugzeugbauer seit langem im Clinch liegt.
Kurz nach der Verwaltungsratssitzung im März telefonierte er nach eigenen
Angaben mit dem technischen Direktor von Airbus, Alain Garcia. In dem Telefonat
habe dieser mitgeteilt, dass "schwere industrielle Schwierigkeiten beim
A380 und sich daraus ergebende Lieferverzögerungen" vom Verwaltungsrat
angesprochen worden seien.
Das Gespräch habe Galli Douani aufgezeichnet und einen Mitschnitt an
die Pariser Finanzpolizei übergeben, die ihn am 2. Mai vernahm, schrieb
die Zeitung. Das Büro von Ermittlungsrichter Xavièr Simeoni wollte
sich dazu zunächst nicht äußern.
Stellt sich der Mitschnitt als beweiskräftig heraus, dann wären
die folgenschweren Probleme beim Superjumbo A380 den Verantwortlichen des
Airbus-Mutterkonzerns EADS drei Monate früher bekannt gewesen, als bislang
eingeräumt.
Der Konzern teilte erst
am 13. Juni des Jahres mit, dass es wegen Fertigungsproblemen zu Verzögerungen
beim A380 kommt. Nach der Gewinnwarnung brach der EADS-Kurs um 26 Prozent
ein. Bis dahin hatten 85 Prozent der 800
Manager ihre Aktienoptionen
geltend gemacht.
Auch die industriellen Hauptaktionäre Daimler und Lagardère verkauften
in der Zwischenzeit je 7,5 Prozent des Kapitals. Die Pariser Finanzpolizei
und die Börsenaufsicht ermitteln deshalb wegen Verdachts auf Insiderhandel.
mik/AP/Dow Jones/dpa-AFX
Anm. der Red: Im Vorspann des Artikels war ursprünglich der Satz enthalten,
es sei ein Tonbandmitschnitt der entscheidenden Aufsichtsratssitzung aufgetaucht.
Die EADS-Pressestelle weist darauf hin, dass kein Tonbandmitschnitt der betreffenden
Sitzung existiert. Wir bedauern die fehlerhafte Formulierung.
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