5.
März 2006
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SPIEGEl-online
Sawahiri fordert Muslime zum Boykott Deutschlands auf
Bin-Laden-Stellvertreter Aiman al-Sawahiri heizt den Streit um die Muhammad-Karikaturen
neu an. In einer Videobotschaft fordert der Top-Terrorist die Muslime auf,
neben anderen westlichen Staaten auch Deutschland zu boykottieren. Auch
zu neuen Anschlägen rief er auf.
Dubai/Hamburg - Angriffe auf den islamischen Propheten Muhammad seien Teil einer
von den USA angeführten "Kreuzzugskampagne", sagte al-Sawahri
auf dem heute im Internet verbreiteten Video, das am Abend auch vom arabischen
Satellitensender al-Dschasira ausgestrahlt wurde. "Die Beleidigungen des
Propheten Muhammad haben nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern mit
einem Wandel dessen, was in diesen Kulturen als heilig erachtet wird", sagte
al-Sawahiri, der einen schwarzen Turban trug und seine Worte mit Gesten seiner
rechten Hand unterstrich. "Während der Prophet Muhammad und Jesus
nicht mehr heilig sind, werden Semiten (offensichtlich meint er hiermit
Juden, Anm. d. Red.), der Holocaust und Homosexualität für heilig gehalten."
Internationaler
Terrorismus
Al-Kaida-Vize Sawahiri ruft zu Anschlägen auf
Grafik: Al-Kaida-Vize Aiman Al Sawahiri ]
Der Vize-Chef der Terror-Organisation Al Kaida, Aiman al Sawahiri, hat in einer
Videobotschaft zu Anschlägen gegen den Westen aufgerufen. In der Botschaft,
die zuerst im Internet veröffentlicht und später auch im arabischen
Sender Al Dschasira ausgestrahlt wurde, sagte er, Muslime sollten dem "Kreuzfahrer
aus dem Westen" Verluste besonders an der wirtschaftlichen Infrastruktur
zufügen. Solche Anschläge müssten den Westen "über Jahre
bluten lassen". Die Attentate von New York, Madrid und London seien gute
Beispiele. Darüber hinaus forderte Al Sawahiri Moslems auf, zu verhindern, "dass
die westlichen Kreuzfahrer das Öl der Moslems stehlen".
Außerdem rief er Muslime zu einem Wirtschaftsboykott gegen Staaten auf,
in denen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen veröffentlicht wurden. Die
Beleidigung des Propheten sei Teil der Strategie der von den USA angeführten "Kreuzfahrer" aus
dem Westen, hieß es dort. "Es ist unsere Pflicht, an einem massiven
Wirtschaftsboykott gegen Dänemark, Norwegen, Frankreich, Deutschland und
all die anderen Länder teilzunehmen, die an dem Kreuzfahrer-Angriff gegen
den Islam beteiligt sind." Die umstrittenen Zeichnungen waren im vergangenen
Jahr erstmals in Dänemark veröffentlicht und im Januar in mehreren
europäischen Zeitungen nachgedruckt worden.
Hamas soll Abkommen mit Israel nicht einhalten
Al Sawahiri forderte die Palästinenser-Organisation Hamas auf, keine existierenden
Friedensabkommen mit Israel anzuerkennen oder einzuhalten. Die Hamas dürfe "die
Kapitulationsabkommen" nicht befolgen, welche "die Konfessionslosen
der Palästinenserführung" in der Vergangenheit unterzeichnet hätten,
so Al Sawahiri.
Die Vereinigten Staaten haben ein Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen Dollar
(20,8 Millionen Euro) auf den Ägypter ausgesetzt. Sie sehen in ihm den Chefideologen
von Al Kaida. Es wird vermutet, dass sich Al Sawahiri gemeinsam mit dem Anführer
der Terror-Organisation, Osma Bin Laden, im Grenzgebiet zwischen Pakistan und
Afghanistan versteckt.
Stand: 05.03.2006 05:59 Uhr