Die Zeit, 26.10.2006
In unverwechselbarer Tonart singt Wolf Biermann eine Klage über die wachsende Israelfeindlichkeit in Deutschland, bei der sich "Durchschnittsdeutsche" und "Elite-Pack" ausnahmsweise einmal einig seien: "Es wird wieder der Refrain des alten Liedes geschwiegen, geknurrt und geplärrt: Die Juden sind an allem schuld! Und auf den reflexhaften Vorwurf des Antisemitismus antworten unsere modernen Judenhasser cool: 'Man wird Freunde doch kritisieren dürfen!' Mit dem scharfen Auge starren die Deutschen auf die Juden in Israel, mit dem triefenden Auge glotzen sie auf die Araber in Palästina. Das romantische Verständnis der Deutschen für die Islamisten im Nahostkonflikt hat aber Gründe. Sie halten Araber für affige Wilde, für unmündige Menschen dritter Klasse, an die man noch keine aufklärerisch-humanen Maßstäbe anlegen darf. Die Zuneigung der Deutschen ist eine Art von vormundschaftlicher Verachtung. Der schwärmerische Respekt vor dem Fremdländischen ist nur Bequemlichkeit und Hochmut. Ich sehe im Multi-Kulti-Geschwärme meiner alternativen Zeitgenossen die seitenverkehrte Version des Rassendünkels von gestern."
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25. Oktober 2006
 
TOTENSCHÄNDUNG

Entsetzen über Skandal-Fotos deutscher Soldaten
Mit Empörung und Abscheu reagieren Politiker und die Bundeswehr-Führung auf die skandalösen Fotos, die deutsche Soldaten in Afghanistan bei der Schändung eines Toten zeigen. Die Aufnahmen seien "absolut abstoßend" und "inakzeptabel".
ANZEIGEBerlin/Hamburg - Die von der "Bild"-Zeitung veröffentlichten Aufnahmen sind nach Aussage eines Bundeswehr-Angehörigen schon im Frühjahr 2003 entstanden. Eines der fünf Fotos zeigt einen deutschen Soldaten, der mit der rechten Hand stolz einen Totenschädel hochhält.DDP
Bundeswehrsoldat in Afghanistan: Empörung über Leichenschändung
Auf einem weiteren Foto wird ein Totenschädel auf dem Tarnscheinwerfer eines Kleinpanzers vom Typ "Wiesel" präsentiert. Ein anderes Bild zeigt einen Mercedes-Jeep vom Typ "Wolf". Ein Bundeswehrsoldat spießt den Schädel an einer Spezialvorrichtung zur Durchtrennung von Stahlseilen ("cablecutter") auf. Drei Kameraden schauen dem makabren Treiben zu.
Auf einem vierten Foto posieren zwei Soldaten auf der Motorhaube des Jeeps - zwischen ihren Beinen den Kabeldurchtrenner mit dem aufgepflanzten Totenschädel. Das fünfte Foto zeigt einen Soldaten mit entblößtem Penis in der linken Hand, der gleichzeitig den Schädel mit der rechten Hand an sein Glied heranführt.
Die Aufnahmen entstanden nach Aussage eines Bundeswehr-Angehörigen bei einer morgendlichen Patrouillenfahrt unter dem Kommando eines Feldwebels. An dem Vorfall sollen außerdem zwei Stabsunteroffiziere und zwei weitere Soldaten beteiligt gewesen sein, berichtet die Zeitung.
 
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25. Oktober 2006
 
AFGHANISTAN
Nato tötet viele Taliban-Kämpfer

Die Nato-Truppen in Afghanistan haben einen Großangriff auf die Taliban gestartet. Mindestens 38 Kämpfer der Radikal-Islamisten wurden dabei getötet.
ANZEIGEKandahar - Die Soldaten seien bei der Aktion im Süden des Landes gezielt gegen Taliban-Kämpfer vorgegangen, berichtete ein Nato-Sprecher. Mindestens 38 Aufständische seien dabei getötet worden. Die Taliban-Kämpfer hätten versucht, in die Bezirke Schari und Pandschwaji vorzudringen.
In der Region, die als Hochburg der Radikal-Islamisten gilt, hatten die Nato-Truppen im September eine Großoffensive gegen die Taliban-Kämpfer begonnen.
als/AFP

Berliner Zeitung, 26.10.2006
Nach der Grass-Enthüllung nun eine Habermas-Enthüllung? Recht süffisant berichtet Christian Esch, dass das Magazin Cicero in einer Episode aus Joachim Fests Erinnerungen Jürgen Habermas erkannt haben will: "Der ehemalige HJ-Führer sei auf einer Feier in den 1980ern von einem Jugendfreund mit einem Schriftstück von 1945 überrascht worden, 'das ein leidenschaftliches Bekenntnis zum Führer und die unerschütterliche Erwartung des Endsieges enthielt.' Habermas habe es, 'nach dem Zeugnis mehrerer Teilnehmer und Eingeweihter' zerknüllt und 'nicht ohne einiges Herauf- und Herunterwürgen geschluckt.' Den Namen Habermas erwähnt Fest zwar nicht, aber seine Häme, man könne hier 'eine Art Schadensabwicklung, die Belastungen der Vergangenheit für sich persönlich loszuwerden', tilgt alle Zweifel.