Ö1 Inforadio 15.05.06
Mo, 15.05.2006
Theater
"
Schlaf" von Jon Fosse
Länge: 2:32 min
Ö
1 Morgenjournal - Gernot Zimmermann
Es brauchte einige Zeit, bis sich das Publikum aus der stillen, beklemmenden
Atmosphäre des neuen Stücks von Jon Fosse losreißen kann, und
wieder in die Theaterrealität zurückfindet. Umso herzlicher war dann
der Applaus für Regisseur Luc Bondy sowie die großartigen Darsteller
wie Martin Schwab, Edith Clever, Christian Nickel, Sylvie Rohrer oder Werner
Wölbern und für den Autor Jon Fosse selbst, der sich ebenfalls im Akademietheater
verbeugte.
Vergeblichkeit und Tod
Fosse hat ein Stück geschrieben über Paare, Menschen, die in einer
Wohnung älter werden, deren Echo gleichsam im Raum wirkt, und Zeitebenen
sprengt. Wie immer in seinen viel gespielten Stücken ist sein Stil wortkarg,
von Schweigen erfüllt und an der Grenze zur Metaphysik.
Regisseur Luc Bondy hat bekanntlich einen Sinn für die leisen Töne,
für die Stille am Theater. Er meiselt aus den so simpel wie kryptische daherkommenden
Sätze des Norwegers das heraus, worum es in dem Stück geht. Das Vergehen
der Jahreszeit, das älter werden, Vergeblichkeit und Tod. Immer wieder werden
die sich ablösenden Jahreszeiten beschworen: Winter, Frühling Sommer
Herbst und wieder Winter.
Wer "Schlaf" jetzt nicht bei den Wiener Festwochen sehen kann, kann
das in der kommenden Saison am Akademietheater in Wien nachholen.
Links
Wikipedia - Jon Fosse
Wiener Festwochen