18. Januar 2005 Druckversion | Versenden | Leserbrief
USA
Bush nimmt Iran ins Visier
US-Präsident Bush hat einen Militärschlag gegen Iran nicht ausgeschlossen. Sollte Teheran nicht umfassend über sein Atomprogramm Auskunft geben, werde er zum Schutz seiner Landsleute erneut militärische Macht einsetzen, sagte er in einem Interview.
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AP
Bush: "Ich werde niemals irgendeine Option vom Tisch nehmen"Washington - In einem gestern veröffentlichten Interview des US-Senders NBC sagte George W. Bush, er hoffe auf eine diplomatische Lösung des Atomstreits mit Iran, schließe einen anderen Schritt jedoch niemals aus. "Ich werde niemals irgendeine Option vom Tisch nehmen", sagte Bush. Der Interviewer hatte den Präsidenten gefragt, ob er sich gegen eine militärische Aktion gegen Iran ausspreche, wenn Teheran die internationale Gemeinschaft weiterhin über die Existenz eines Atomwaffenprogramms im Unklaren lasse.
Bush sagte in Anspielung auf die Bewertung des irakischen Gefahrenpotenzials vor dem Sturz Saddam Husseins und den deshalb begonnenen Irak-Krieg, in letzter Konsequenz würde er zum Schutz seiner Landsleute erneut militärische Macht einsetzen. Er hoffe, dass dies aber nicht nötig sein werde.
Die US-Regierung hatte zuvor einen Bericht der angesehenen Zeitschrift "New Yorker" zurückgewiesen, nach dem geheime US-Kommandos in den vergangenen Monaten mögliche Angriffsziele in Iran ausgespäht hätten. Bush habe die Vorbereitung für neue Kriege angeordnet, berichtet der US-Starreporter Seymour Hersh. Laut US-Regierung ist der Bericht voll mit "erfundenen Behauptungen". Den Vorwurf, US-Kommandos hätten in Iran operiert, dementierte sie nicht ausdrücklich. Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani erklärte, die USA würden es nicht wagen, sein Land anzugreifen.
Bush habe die Kontrolle über die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium übernommen und verfolge mit ihrer Hilfe ein "aggressives und ehrgeiziges Programm gegen Iran und gegen Ziele im Krieg gegen den Terrorismus", so Hersh. US-Spezialeinheiten hätten versucht, rund drei Dutzend chemische und nukleare Anlagen sowie Raketenabschussbasen in Iran auszuforschen. "Die US-Regierung will verhindern, dass es in Iran noch einmal eine solche Fehleinschätzung von Massenvernichtungswaffen gibt wie im Irak", sagte er CNN.
Der Journalist, der 2004 mit als erster den Skandal um Gefangenenmisshandlung im irakischen Militärgefängnis Abu Ghureib aufgedeckt hatte, berief sich bei seinen Angaben auf einen dem Pentagon nahe stehenden Berater. Seit Sommer 2004 stießen US-Teams über die pakistanische Grenze nach Iran vor. Absicht sei es, Ziele für ein mögliches Bombardement zu suchen, um "so viel militärische Infrastruktur wie möglich zu zerstören".
US-Präsidentenberater Dan Bartlett sagte in einem CNN-Interview, der Beitrag von Hersh sei "voller Ungenauigkeiten". Er bezweifle, dass die von Hersh gezogenen Schlüsse auf Tatsachen basierten. "Natürlich sehen wir Iran mit Sorge", sagte Bartlett. Die USA setzten aber auch in der Frage des umstrittenen iranischen Atomprogramms auf Diplomatie sowie die Anstrengungen der Europäer und die Internationale Atomenergiebehörde. Militärisches Vorgehen der USA könne man allerdings nicht grundsätzlich ausschließen. ANZEIGE
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