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Bilder 10.12.81 Parsifal in der Bavaria. Prod.Leit. Eichinger
BE
Premiere 23.3.
im Original
Monatsprogramm BE zur Premiere am 23. März
"
Wie viel Wagner wollen Sie am Tag hören?"
Der Filmproduzent Bernd
Eichinger über seinen "Parsifal", Nervosität
in der Oper und Homer in Hollywood
von Holger Kreitling; Kai Luehrs-Kai
Bernd Eichinger
Foto: AP
Der Filmproduzent Bernd Eichinger inszeniert Richard Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" an
der Berliner Staatsoper (Premiere am 19.3.). Mit seinem Debüt als Opernregisseur
setzt das Haus die Serie mit Opern-Quereinsteigern fort, die mit Doris Dörrie,
Percy Adlon und Michael Thalheimer begonnen worden war. Mit Bernd Eichinger
sprachen Holger Kreitling und Kai Luehrs-Kaiser.
DIE WELT: Warum eine Inszenierung und kein "Parsifal"-Film?
Bernd Eichinger: Ich habe noch nie viel davon gehalten, ein Metier in ein anderes
zu übersetzen. Mich interessiert hier genau der Vorgang der Oper: an einem
Abend und live.
DIE WELT: Wann haben Sie gemerkt, auf was sie sich eingelassen haben?
Eichinger: Als ich feststellte, daß ich in den Proben auf der großen
Bühne nicht zurück gehen kann. Ich kann das Gesamtbild nicht betrachten
und es dann eventuell noch mal ändern. Da ist es mir durchaus mulmig geworden.
Aber auch im Film erreicht man nie 100 Prozent. Der Zufall ist manchmal ein
großer Ideengeber. Steven Spielberg hat einmal gesagt: Wenn man so viel
Zeit und Geld hätte, wie man sich wünscht, macht man den schlechtesten
Film. Über-Perfektionisten, die nichts zulassen, produzieren schnell etwas
Totes.
DIE WELT: Warum überhaupt Richard Wagner?
Eichinger: Diese Frage hat sich so nie gestellt. Ich bin nicht wie ein Kind
in die Bonbonschachtel hineingefallen - und habe mir nicht ein rotes, gelbes
oder grünes herausgesucht. Es gab vor zwei Jahren nach langen Gesprächen
mit Herrn Mussbach das Angebot, den "Tristan" 2006 oder "Parsifal" 2005
zu machen. Selbstverständlich kann ich nur eine Oper inszenieren, die
ich verstehe. Ein Werk, das im Zwölftonbereich geschrieben ist, würde
ich nicht machen.
DIE WELT: Warum nicht?
Eichinger: Weil ich die Musik nicht verstehe und dadurch keine Bilder entstehen.
Ich brauche Musik, die mich mit Bildern auflädt.
DIE WELT: "Parsifal" ist ein Stück mit wenig Bildern und wenig
Handlung.
Eichinger: Das stimmt so nicht. Sicher, der "Fliegende Holländer" hat
einen Plot, der "Ring" und "Meistersinger" auch. Beim "Parsifal" ist
die substantielle Handlung verborgen. Aber jede Figur hat ein von langer Hand
herrührendes Einzelschicksal. Irgendwann überlappen sich die Geschichten
dieser Menschen und da entsteht Drama, und da interessiert es mich.
DIE WELT: Fühlen Sie sich hier als Unruhestifter?
Eichinger: Nein. Das wäre nicht meine Absicht. Ich fuße stark auf
Wagner, nur vielleicht anders als man sich das seinerzeit, vor mehr als 100
Jahren, gedacht hat. Ich mache das, was in meinen Augen für diese Oper,
aus der heutigen Zeit betrachtet, richtig ist.
DIE WELT: Hätten sie auch den "Ring" gemacht?
Eichinger: Nein. Es geht bis an die Grenze meiner Schaffenskraft, dieses eine
Stück in den Griff zu bekommen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie
das mit dem "Ring" funktioniert. Ich habe mich eineinhalb Jahre auf "Parsifal" vorbereitet,
nicht ausschließlich und exklusiv, versteht sich, aber dennoch. Wie viel
Wagner wollen Sie am Tag hören? Spätestens nach sieben, acht Stunden
sind Sie geschafft.
DIE WELT: Ist die Beschäftigung mit Wagner Teil einer Beschäftigung
mit deutscher Geschichte?
Eichinger: Nicht für mich.
DIE WELT: Wenn sie sich eineinhalb Jahre vorbereitet haben, ist Ihnen Wagner
doch bei der Arbeit am "Untergang" präsent gewesen.
Eichinger: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Natürlich weiß ich,
daß Wagner von den Nazis für ihre Propaganda benutzt wurde. Aber
das ging doch von Hitler aus, die anderen sind doch reihenweise während
der Vorstellungen eingeschlafen.
DIE WELT: Und das Mythische?
Eichinger: Worin ich Wagner folge und wo ich ihn verstehe, ist, daß er
mit Mythen arbeitet. Das Kino lebt von Mythen. Vielleicht nicht so konkret
wie bei Wagner, aber jeder Film hat seinen Helden, der eine Reise macht. Die
Mythen kommen aus den Wünschen und den Ängsten der Menschen, daraus
erwachsen die überlebensgroßen Gestalten. Das ist die Substanz von
Kino, Oper, Theater, Literatur, sogar der Malerei.
DIE WELT: Sind sie ein Wagnerianer?
Eichinger: Überhaupt nicht. Mein Vater war Wagnerianer, der sich völlig
auflöste. Für ihn war die Musik wie ein Lebensmittel, er ist in jede
erreichbare Wagner-Vorstellung gegangen. In München, Stuttgart, Bayreuth.
Den "Parsifal" hat er in seinem Leben bestimmt 50 Mal gehört.
DIE WELT: Wann haben sie dagegen rebelliert?
Eichinger: Gar nicht. Mein Vater hat mich als Junge mitgenommen, da war ich
so zehn oder zwölf Jahre alt. Das konnte ich in der Länge nur schwer
mitmachen. Aber ich bin gerne hingegangen. Dagegen mochte mein Vater Mozart
nie. Deshalb habe ich Mozart spät entdeckt. Ich habe ihn dann erzogen,
Mozart zu hören. Als Gegengabe. Die Klavierkonzerte, die Violin-Konzerte,
die symphonischen Sachen. In die Opern hab ich ihn nie reingekriegt.
DIE WELT: Stimmt es, daß sie als Jugendlicher aus dem Internat ausgebrochen
sind?
Eichinger: Einmal bin ich geflogen, aber nicht geflohen.
DIE WELT: Und Sie haben damals eine Band gegründet, "The Fighters".
Ist das jetzt ihre Rückkehr zur Seriosität?
Eichinger: Es ist für mich total seriös, Rock'n'Roll zu machen.
DIE WELT: Sind sie stärker durch die Bilder oder die Musik geprägt?
Eichinger: Ich glaube, durch die Musik. Rhythmus ist alles, auch beim Filmemachen.
Ich spüre bei einer Szene, jetzt muß etwas Neues kommen. Das mag
jetzt keine Offenbarung sein: Aber ich gehe nur von mir aus. Was mich nicht
interessiert, das mache ich nicht. Wenn ich mich beim Schreiben langweile,
streiche ich. Es gibt zum Beispiel bei mir kaum Szenen, wo Leute mit Autos
vorfahren, halten, aussteigen und ins Haus gehen oder ähnliches.
DIE WELT: In der Oper stehen die Leute aber dauernd auf Treppen und laufen
hin und her.
Eichinger: Nicht durch Aktionismus macht man das Geschehen schneller, sondern
durch Konzentration. Es hat mich oft an Opern-Inszenierungen gestört,
wenn Leute sinnlos die Bühnen kreuzen, nach hinten rennen, nach vorne.
DIE WELT: Was stört sie an Wagner?
Eichinger: Nichts, wie kommen Sie darauf? Ich finde ihn nur manchmal lang.
DIE WELT: Haben sie ein Gefühl für das Heilige?
Eichinger: Nein. Der Begriff Bühnenweihfestspiel steht zwar drüber,
aber ich versuche, die Geschichten von Menschen zu erzählen. Ich glaube,
daß der religiöse Aspekt sich dadurch ein bißchen verflüchtigt.
Wolfgang Wagner, dem wir viel zu verdanken haben, hat noch einen Dom angedeutet,
als er die Gralsburg in Szene setzte. Ich mache das nicht mehr.
DIE WELT: Spielt denn Ostern als traditioneller "Parsifal"-Termin
eine Rolle?
Eichinger: Tut mir Leid, aber das ist mir vollkommen egal. Ich denke nicht
in diesen Kategorien.
DIE WELT: Haben sie sich nie gefürchtet vor "Parsifal"?
Eichinger: Schon. Mein Heilmittel ist, zurück zu denken, ganz an den Anfang:
Was waren die Dinge, die mich ursprünglich interessiert haben? Das beruhigt
und hilft, wenn man sich jetzt jeden Tag mit den Zwängen der Realitäten
konfrontiert sieht. Und die Möglichkeit des Scheiterns? Ja, mein Gott,
das liegt in der Natur einer solchen Unternehmung.
DIE WELT: Sind sie mit Ihrer Klassik-Vorliebe in der Filmszene ein Außenseiter?
Eichinger: Nein, ich habe viele Freunde, die klassische Musik hören, richtig
viele. Ich könnte mit niemand zusammen sein, der das nicht mag, genauso
wenig wie mit jemandem, der nicht liest.
DIE WELT: Dann sind Sie also ein Büchermensch?
Eichinger: Sehr. Ich lese hauptsächlich Geschichte, Biographien, Autobiographien.
Manchmal nehme ich mir die Klassiker noch mal vor. Oder die "Ilias".
Ich habe Homer immer wieder angefangen und habe es nicht kapiert. Vor vier
Jahren in Los Angeles habe ich es dann endlich geschafft. Man darf es nicht
wie ein Buch lesen, sondern Zeile für Zeile. Studieren. Wenn es Sie wirklich
interessiert: Machen Sie das so.
DIE WELT: Sie lesen die "Ilias" in Los Angeles?
Eichinger: Na klar, schon wegen des Kulturschocks, der mich da manchmal überfällt.
Ich habe lange Jahre da gelebt, die Hollywood-Leute sind hart drauf. Wenn ich
nach Hause kam, mußte ich erst einmal eine Stunde lang Callas hören.
DIE WELT: Haben Sie bei Oper jetzt Blut geleckt?
Eichinger: Ich will abwarten und sehen, ob meine Arbeit etwas taugt. Wenn es
für mich nicht aufgeht, würde ich das so schnell nicht mehr machen.
Das wird sich zeigen, und zwar genau am Tag der Premiere.
Artikel erschienen am Mo, 14. März 2005
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schon
im Februar war das Licht neugierig und hatte noch viel Schnee abzuwarten. Welten
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zugeschickt.
2003 April vor Paris
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