AFP
Folter-Bilder im Fernsehen: US-Medien sind auffallend zurückhaltendNew
York - Die "New York Times" brauchte geschlagene drei Tage, um sich
zu einem Leitartikel durchzuringen. Und auch dann, mit ihrem gestrigen Kommentar
zum "Alptraum von Abu Ghureib", übte sich die fraglos beste
Zeitung der Welt im verbalen Eiertanz. Sie beklagte zwar, dass die Foltervorwürfe
gegen das US-Militär einen "enormen Sieg" für die "antiamerikanische
Propaganda" der al-Qaida-Terrorknechte darstellten.
Vergewaltigung
vor der Vernehmung
Dabei zeigen die Bilder längst nicht alle Folterungen, die Taguba bei
seinen Gesprächen feststellen können. Seine Liste liest sich wie
ein moderner Katalog der Inquisition: Nackte Gefangene seien mit chemischen
Flüssigkeiten aus Leuchtstäben oder mit eiskaltem Wasser übergossen
worden, andere wurden dem Bericht zufolge mit Besenstielen und Stühlen
geschlagen und einmal sollen Militärpolizisten sich auch an der Wunde
eines Verletzten vergangen haben.
Immer wieder tauchen in der Aufzählung des Militärfahnders auch eindeutig
sexuell motivierte Folterungen auf, die er durch Zeugenaussagen belegte. So
sei speziell den irakischen Männern in dem Knast immer wieder mit Vergewaltigung
gedroht worden, wenn sie nicht mit den Ermittlern der Geheimdienste redeten.
Einem Gefangenen sollen die US-Wärter sogar ein "chemisches Leuchtmittel
und eine Besenstiel" anal eingeführt haben, um ihn zu quälen.
Die Aussagen des Zeugen beschreiben eine unmenschliche Härte der beschuldigten
Soldaten. Als er an einem Tag einen nackten Iraker kniend vor einem anderen
nackten Gefangenen in dem Gefängnis sah, habe ihn einer der Kollegen zur
Seite genommen. "Schau dir an, was diese Tiere tun, wenn man sie zwei
Sekunden allein lässt", soll er gesagt haben. Seine Kollegin, die
sich mit einer Zigarette grinsend neben den Szenen fotografieren ließ,
beschrieb ihm dann die zunehmende Erektion eines ihrer Opfer, die von den Soldaten
offenbar zum Sex gezwungen worden waren.



