ROTE LISTE 2004
15.000 Arten droht das Aus
Schlechte Nachrichten von der Internationalen Artenschutzkonferenz in Bangkok: Immer mehr Pflanzen und Tiere sind vom Aussterben bedroht. Die aktualisierte Rote Liste umfasst mehr als 15.000 Arten - 3000 mehr als noch vor einem Jahr.
DPA
Auf der Roten Liste: Grün-SchildkröteBangkok - Ein Viertel aller Säugetierarten und fast ein Drittel der Amphibien sind in ihrer Existenz gefährdet, teilte die World Conservation Union (IUCN) heute zum Auftakt der Internationalen Artenschutzkonferenz in Bangkok mit. Die Gefährdung von Pflanzen- und Tierarten schreite in bisher nie da gewesenem Ausmaß voran.
Die Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen hat sich innerhalb eines Jahres um 3300 auf jetzt 15.589 Arten verlängert. "Der Ansturm auf die Rote Liste macht deutlich, dass nicht nur immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, sondern dass wir nach und nach ganze Ökosysteme verlieren werden", warnte Stefan Ziegler, Artenschutzexperte des World Wildlife Fund (WWF).
Doch selbst die dramatische Zunahme gebe die wahre Katastrophe nur teilweise wider, sagte Craig Hilton-Tylor, der bei der IUCN für die Rote Liste verantwortlich ist. "Auch wenn insgesamt 15.589 Arten als gefährdet eingestuft sind, sagt das nichts über die tatsächliche Zahl bedrohter Pflanzen und Tiere aus, denn nur ein Bruchteil aller bekannten Arten ist erfasst." Vor allem in besonders artenreichen Regionen wie den tropischen Wäldern und den Meeren seien noch viele Spezies unbekannt.
Olivenart auf St. Helena verschwunden
Für die Bedrohung der meisten Arten ist der IUCN zufolge der Mensch verantwortlich: Die Zerstörung von natürlichem Lebensraum, Umweltverschmutzung und Krankheiten gefährdeten Tiere und Pflanzen. Die betroffenen Arten seien häufig in dicht besiedelten Gebieten zu finden, vor allem in Asien.

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Trotz der Anstrengungen, das Artensterben aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen, sei beispielsweise die Hälfte aller Wasserschildkröten gefährdet, teilte die IUCN mit. Jede achte Vogelart und ein Viertel aller Säugetiere seien auf der Roten Liste für 2004 vertreten. Ganz ausgestorben sei seit 2003 beispielsweise eine Olivenart, die nur auf der südatlantischen Insel St. Helena wuchs.
Die Anstrengungen der Artenschützer zeigten aber auch Erfolge. So habe der in Europa lebende Fischotter von Schutzmaßnahmen profitiert. Dies gelte auch für ein Viertel der bedrohten Vogelarten weltweit.
Artenschützer sehen auch Erfolge
Die Regierungen würden die Bedeutung der Artenvielfalt langsam anerkennen, sagte David Brackett von der IUCN. Dies sei aber erst ein Anfang. "Tiere und Pflanzen liefern Nahrung, Heilmittel, Brennstoffe und Baumaterialien. Sie filtern Wasser, bauen Abfälle ab und befruchten Pflanzen." Diese Erkenntnis setze sich langsam durch, sagte er. Es sei aber nötig, noch mehr Mittel für den Artenschutz bereitzustellen.
Auf dem einwöchigen Kongress in Bangkok sind mehr als 6000 Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Naturschützer sowie rund 800 unabhängige Organisationen vertreten. Die IUCN wurde 1948 unter dem vollen Namen International Union for Conservation of Nature gegründet. Zu den Mitgliedern gehören 77 Staatsregierungen, 114 Behörden und über 800 unabhängige Organisationen. Zudem verfügt die IUCN neben 1000 hauptamtlichen Mitarbeitern nach eigenen Angaben über Kontakte zu mehr als 10.000 Wissenschaftlern weltweit, die regelmäßig Forschungsergebnisse lieferten.

http://www.iucnredlist.org/

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