Dienstag, den 23. September 2003

francais

Einige Notizen zu den RW betreffenden Filmen.
Mit der Frage, welche Musik zum LUDWIG unumgänglich gehöre, begann
die Entdeckung des RWschen Kosmos und Bayreuths. Damals, nach 68,
mit gehörigem und ziemlichen Misstrauen. Ein Versuch mit Folgen.
Nur die Musik des Parsifal blieb sorgsam ausgespart. Als Figur
trat er auf als Frau und Zwerg.
Im HITLER FILM steigt H. -das einzige Mal nicht als Puppe- in
römischer Toga aus dem Grab RWs zu Rienzi-Musik und
Nietzsche-Text. Nach dem Bilde von Gustav Dore's Dante/Hölle. Mit
Ernst Busch zur Eisler-Musik danach im Tanz über dem Grab in
Bayreuth.
Der Film WINIFRED WAGNER dokumentiert die Geschichte Bayreuths
als Bekenntnis jenes Verhältnisses von Wini und Wolf, das RW zum
geistigen Zentrum dessen macht, das sonst nicht zu verstehen wäre.
Der PARSIFAL in der Nachfolge dieser Geschichte als Film im
Toten-Kopf RWs macht die Musik zum inneren Weg ganz anderer
Welten. Die Zweiteilung der Figur des Parsifal in Mann und Frau
ermöglicht neue Erkenntnisse. In der Figur der Kundry,
dargestellt (Edith Clever) nach der Stimme (Yvonne Minton), versucht
das Äußerste dessen, was Oper im glücklichen Falle kann.
DIE NACHT(1.Teil) nimmt Abschied von der Welt RWs in fast drei
Stunden mit den Briefen an die Frauen, wobei die an Judith Gautier
im Entstehungsprozess der Kundry zum P. mit den Bitten um
spezielle Stoffe und Badezusätze aus Paris darzustellen waren, als
Monolog an und mit sich. Zur Musik J.S. Bachs (Wohltemp.
Klavier / S.Richter in gesamten Länge in chron. Reihenfolge der
Fugen und Präludien).
Das sind 24 Std. Film gleich 16 Filme von normaler 90min.-Länge.
Zuerst wurde RW als Schlüssel zum Verständnis dessen gesehen, was
wir mit dem Namen H. verbinden. Dann wurde mit Hilfe RWs die
Befreiung versucht (Parsifal). Und danach diese Freiheit zu neuer
Form ausserhalb üblicher Dimensionen (Die Nacht, 2.Teil)) angeboten.
Für den LUDWIG (1972) war die umfunktionierte Technik der
illusionierenden Werbebranche finanziell die Rettung und gedanklich
den Traumwelten konsequent. Für den PARSIFAL als Wagner-Oper war
sie den mythischen Dimensionen seiner Entstehung und Absichten
gemäss. Dass der HITLER-FILM auch in diese Ästhetik der irrealen
Weltdarstellung aufgenommen werden konnte, hat mit dem Konzept zu
tun, das der Gesamtheit dieser Filme (inklusive dann KARL MAY) zu
Grunde liegt. Die WINIFRED WAGNER ist als andere Ebene in Bayreuth
das Pendant der realen Basis. DIE NACHT, aus dem vorigen
wachsend, musste anders werden. Technik, Handwerk und Gedanken
ermöglichten das Gegenstück. Der Bilder und Töne. Aus dem selben
Kopf der Entwürfe und der Teilnahme
.

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