SPIEGEL ONLINE - 19. Februar 2003, 7:15
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Gaza
 
Elf Tote bei israelischem Einmarsch
Israelische Truppen sind in der Nacht in die Stadt Gaza einmarschiert. Bei der Zerstörung "terroristischer Infrastrukturen", wie es die Armee nannte, ließen elf Palästinenser ihr Leben.
Gaza - Wie palästinensische Augenzeugen berichteten, zerstörten die Soldaten drei Häuser und zwei Metall-Werkstätten, beschädigten eine Schule und unterbrachen die Stromzufuhr. Die Israelis rückten den Augenzeugen zufolge mit rund 40 Panzern in ein Stadtviertel von Gaza ein, das als Hochburg der islamischen Organisation Hamas gilt. Auch Bulldozer und Kampfhubschrauber seien an der Militäraktion beteiligt gewesen, hieß es.
Bewohner sagten, aus den Hubschraubern seien Maschinengewehrsalven abgefeuert worden. In der ganzen Stadt seien Gewehrfeuer sowie Explosionen zu hören gewesen. Außerdem hätten die Israelis die Stromversorgung für die 300.000 Einwohner Gazas unterbrochen. Am frühen Morgen seien die Soldaten abgezogen.
Das israelische Militär erklärte, Soldaten hätten vier Werkstätten in die Luft gesprengt, die zur Herstellung von Waffen gedient hätten. Es habe Schießereien mit Palästinensern gegeben. Dabei seien keine Israelis verletzt worden. Weiter hieß es in der Erklärung, die Operation sei eine Reaktion auf den Bombenanschlag auf einen israelischen Panzer am Samstag gewesen. Dabei waren vier Soldaten getötet worden.
Nach Darstellung der Hamas wurde auch in der vergangenen Nacht ein israelischer Panzer zerstört. Ein 21-jähriger Selbstmordattentäter habe sich neben einem Panzer in die Luft gesprengt, erklärte die Organisation. Auf israelischer Seite hieß es aber, von einem solchen Vorfall wisse man nichts.
 
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Zum Thema:
In SPIEGEL ONLINE:   
·  Nahost: Israelis erschießen Hamas-Mann (18.02.2003)
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Die US-Regierung baut unterdessen weiter auf die Türkei. Die Türken hätten keinen besseren Freund als die amerikanische Regierung. Washington und Ankara seien immer noch in Verhandlungen über ein "Hilfsprogramm". Dabei geht es vermutlich um die amerikanische Forderung, US-Soldaten über die Türkei in den Irak zu bringen. Als Gegenleistung wollen sich die Türken diese Unterstützung reichlich belohnen lassen. Die USA haben Zahlungen in Höhe von 6 Milliarden Dollar und Garantien über Darlehen in Höhe von 20 Milliarden Dollar als Ausgleich für die Folgekosten eines Krieges angeboten. Die Türkei fordert jedoch einen Betrag in doppelter Höhe.